Es ist Montagmorgen. Die Bevölkerung auf der Krim hat gewählt und sich für den Anschluss an Russland entschieden. Jetzt wird seit gestern im Minutentakt über Krise, über Sanktionen und über verheerende wirtschaftliche Folgen berichtet. Als Aktionär kann einem da angst und bange werden. Nicht so am Parkett: der DAX eröffnet im Plus, die US-Futures sind ebenfalls positiv. Das überrascht viele Marktteilnehmer.
Nimmt man die Geschehnisse der letzen Tage als Grundlage für die heutige Börseneröffnung, dann müssten die Kurse blutrot sein. Vor allem das Wort „Unsicherheit“ müsste die Märkte beschäftigen und das ist bekanntlich Gift für die Börsen. Nichts davon ist zu bemerken, aber wieso?
Wenn ein börseninteressierter Mensch erneut einen Beweis erhalten möchte, dass die Nachrichten in der Welt nicht in direktem Zusammenhang zum Kauf oder Verkauf einer Aktie stehen, dann erhält er ihn an diesem Morgen.
Denn anders als viele Anleger denken, gibt es Investoren am Markt, die sich vom Krisengerede nicht aus der Ruhe bringen lassen. Sie wollen die tiefen Kurse zum Einstieg nutzen und machen das auch. Ob ihre Entscheidung richtig oder falsch ist, ist zunächst irrelevant. Es geht um die aufkommende Nachfrage nach Wertpapieren, die die Aktienkurse ansteigen lässt.
Auch Investoren, die sich an der Charttechnik orientieren, haben gute Argumente, jetzt Aktien zu erwerben. Die untere Begrenzungslinie im DAX-Tageschart hat letzten Freitag gehalten. Das animiert nun einige Anleger unter einem günstigen Chance-Risiko-Verhältnis einzusteigen.
Sie merken schon, je länger auf das Thema eingegangen wird, umso weniger interessiert die Abstimmung auf der Krim. Vor allem kapitalstarke Anleger lassen sich nicht direkt von den Nachrichten beeinflussen. Das geht auch gar nicht. Wenn dieser Bezug tatsächlich vorhanden wäre, dann würden die Kurse für alle Marktteilnehmer gleich verlaufen. Es gebe gar keinen Raum für Spekulation.
Vielleicht ändert sich die Meinung der Anleger während des Handelstages. Bei steigenden Kursen werden andere Teilnehmer eventuell geneigt sein, aus ihren Positionen auszusteigen. Wer weiß das schon? Wichtig ist jedoch, dass nicht eine einzelne Nachricht bzw. Ereignis einen direkten Bezug zur Kursentwicklung hat.
Wenn nun viele Anleger schlaflos sind, weil sie seit gestern Angst vor einem Kursabsturz hatten, dann war das ganz umsonst. Schade um Ihren Schlaf. Das gilt auch für Trader. Vielleicht haben diese über das Wochenende ihre Shortpositionen gehalten und gehofft, die Kurse würden heute Morgen einbrechen, dann war die Freude leider verfrüht.
Warum ein Anleger Aktien kauft oder verkauft, ist an der Börse nicht bekannt. Auch nicht, wenn die Schaltungen in den Börsensaal oder die Börse um kurz vor acht einen anderen Eindruck vermitteln.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
start-trading Team