Beim Kauf von Obst und Gemüse verhalten sich Anleger deutlich klüger als beim Kauf von Aktien. Ist das Kaufobjekt am Obststand bereits leicht angefault bzw. auf dem Weg dorthin, dann lässt der Käufer die Finger vom Erwerb. Da hilft auch der beste Rabatt des Händlers nichts. Schlechte Ware bleibt schlecht. Anders hingegen an der Börse. Dort lösen billige Preise wahre Kauforgien aus.
Ein Preis ist relativ. Es hängt immer vom Auge des Betrachters ab, wann eine Ware (oder ein Wertpapier) günstig oder bereits teuer ist. Es kann also keine allgemeingültige Bewertung stattfinden. Was jedoch geht, ist die Analyse des Anlegerverhaltens, wenn Aktienkurse zu fallen beginnen.
„Tiefer geht es nicht“ ist wohl einer der häufigsten Sätze, die man unter Privatanlegern hört. Meist steckt man da schon in einer Aktie fest. Der Kurs kennt nur eine Richtung, nämlich nach Süden, und nun macht sich der Anleger Gedanken, ob er nicht vielleicht nachkaufen soll.
Angeblich geht es ja nicht tiefer. Dabei wird vergessen, wie viele Male zuvor der Anleger die gleichen Gedanken hatte und der Aktienkurs dennoch fiel. Dabei sind Größenordnungen von 40-50 % Kursverlust die Realität. Spekuliert wird nämlich meist mit kleinen unscheinbaren Werten, bei denen schnelle Gewinne locken und große Verluste nicht zu vermeiden sind.
Große Investoren und erfahrene Anleger suchen sich Unternehmen aus, bei denen ein Aktienkurs Potential hat. Sie schauen auf Bilanzen und Produkte, sie schauen auf die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens und vor allem auf die Bewertung. Findet sich hier eine positive Lücke, d. h. der Unternehmenswert (jetzt oder in der Zukunft) wäre im Verhältnis zum aktuellen Aktienkurs zu gering, dann investiert der Anleger.
Anders der Privatanleger. Er sucht nach billig. Eine Aktie, die zuvor 20 Euro gekostet hat und nun 7 Euro kostet, ist für diese Sorte Marktteilnehmer ein Schnäppchen. Sie glauben, hier eine Perle ausgemacht zu haben. Sie glauben auch, dass niemand anderes dieses Schnäppchen erkennt. Natürlich, bis man selbst investiert ist.
In diesem Moment passiert ein Fehler in der Gedankenwelt des angesprochenen Anlegers. Er empfindet den billigen Preis als unschlagbar günstig und vergisst, dass diese Aktie in der Vergangenheit abverkauft wurde. Immer wieder haben sich mehr Anleger entschlossen, diese Aktie zu verkaufen, als andere zum Kauf. Dieser Abverkauf muss zur Vorsicht mahnen, doch das geschieht nicht.
Der Schnäppchenjäger ist geblendet von dem niedrigen Preis, den es in Wahrheit gar nicht gibt. An der Börse gibt es keine billigen oder zu günstigen Preise. Eben, weil jede neue Kursfestsetzung neue Emotionen und neue Bewertungen auslöst. Es gibt also immer Anleger, die auf einem Preisniveau eine Transaktion abwicklen wollen. Während sich der Verkäufer freut, seine Aktien zu einem bestimmten Preis veräußert zu haben, freut sich der Käufer über seinen Einkauf zu genau demselben Preis und sieht Potential.
Fallende Kurse sollten die Alarmglocken beim Anleger angehen lassen, besonders bei kleinen Pennystockwerten. Eine Halbierung des Preises ist nämlich immer möglich. Egal, wie weit der Aktienkurs zuvor gefallen ist. An der Börse kommt es weniger auf den nominalen Wert (Aktienkurs als Zahl) als auf die prozentuale Veränderung an. Wenn eine Aktie von 1 Euro auf 50 Cent fällt, ist das genauso viel Verlust, wie wenn eine Aktie von 120 Euro auf 60 Euro fällt. Bei gleichem Einsatz ist der Verlust der gleiche, nämlich 50 %.
Lassen Sie sich daher von kleinen Preisen nicht zum Kauf animieren.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
start-trading Team