Beim Fußball sind Sieg und Niederlage nahe beieinander. Erst gestern Abend konnten die Mexikaner sich über einen (fast) Sieg freuen, bevor sich das Blatt wendete und die Niederlande das Spiel gewann. An der Börse ist Hoffnung und Unsicherheit ebenso nahe beisammen. Derzeit hoffen viele Anleger auf eine Sommerrally und ignorieren, dass mit jedem Tag, an dem die Kurse nicht fallen, das Risiko für einen Abverkauf steigt. Es lohnt sich daher, über einen Ausstieg nachzudenken.
Nachher ist man im Leben immer schlauer. Das war auch beim gestrigen Fußballspiel nicht anders. Die Mexikaner hatten sich zu sehr zurückdrängen lassen und hatten den wütenden Angriffen des Oranje Teams nichts entgegenzusetzen. Daher war es nur eine Frage der Zeit, dass der Ausgleich fiel. Das war nach dem Spiel allen klar. Und an der Börse?
An der Börse würde man nach einem schnellen Kurseinbruch die gleichen Töne vernehmen können. Die Medien würden über die (vorherige) Sorglosigkeit der Investoren schreiben. Sie würden auch über das aufgeblasene Kursniveau schreiben und über die große Anzahl von Krediten, mit denen Aktien gekauft werden. Das alles wäre im Nachhinein glasklar, eben, nachdem ein Crash die Investoren wachgerüttelt hat.
Was aber macht nun der Anleger? Er ignoriert das flaue Gefühl in der Magengegend und will unbedingt festhalten. Er will wieder über die fünfstellige Kursmarke im DAX steigen, will das Plus in seinem Depot vergrößern. Viele Anleger sind bereits berauscht von den guten Jahren und sehen nicht die Gewitterwolken, die schon aufgezogen sind.
Zu einer Aktienanlage gehören nicht nur die entsprechende Aktienauswahl und die Wahl des richtigen Zeitpunkts für den Ausstieg. Es ist ebenso wichtig zu wissen, wie ein Anleger seine Position wieder schließt. Das kann er bei Erreichen einer Zielmarke tun. Oder er sichert seinen bisherigen Gewinn mit einem Stopp-Loss-Auftrag ab. In diesem Fall wird beim Erreichen der Triggermarke sofort ein Verkaufsauftrag ausgeführt.
Meist jedoch wollen die Anleger den Markt nicht frühzeitig verlassen. Sie klammern sich an ihr Investment und meiden die obengenannte Strategie, ihren Gewinn mit Stopp-Loss abzusichern. Die Sorge ist immer die gleiche: Man möchte nicht vorzeitig aus dem Markt gekegelt werden.
Schon beim Formulieren dieser Sätze wird klar, wie sehr sich der übliche Investor mit der Hoffnung auf steigende Kurse beschäftigt und wie wenig er sich Gedanken über die Risiken macht. Solch eine Haltung rächt sich nicht nur an der Börse, sondern auch beim Spiel mit dem runden Leder.
Auch wenn die Börsen bisher jede Form der Schwäche vermeiden, ist es ratsam, in sich zu gehen und sich Gedanken über den Ausstieg zu machen. Werden Unternehmen die hohen Anforderungen noch erfüllen können und werden die Zentralbanken ewig das Feuer für einen Kursanstieg anfachen können? Zweifel sind nämlich berechtigt.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
start-trading Team