Signale

Gerüchte sind meist schnell im Umlauf. Sie lassen sich nicht aufhalten, und bevor man bestätigen oder dementieren kann, ist alle Welt schon mit einer Interpretation beschäftigt. In diesem Fall geht es um eine mögliche Fusion der beiden deutschen Bankhäuser Deutsche und Commerzbank. Solche Vorstellungen, Deutschland bräuchte eine große und starke Bank, kommen immer wieder auf und sie sind unnötig. Denn erst der Größenwahn hat die Unternehmen in ihr Elend gestürzt.

Fusionsgerüchte sind nie weit weg, wenn es um die Commerzbank geht. Seit jeher heißt es dazu, das Unternehmen sei zu klein, um zu überleben und zu groß um unterzugehen. Daher wird ihr immer wieder eine Liaison mit anderen Bankhäusern angedichtet, die bisher nie vollzogen wurden. Aber diesmal soll es anders sein, wenn man den Nachrichten Glauben schenken darf. Der Zeitpunkt wäre günstig und ein Zusammenschluss angeblich sinnvoll. Manch ein Anleger hat diese Sätze schon viel zu oft gehört.

Commerzbank, Tageschart, Stand: 8,54 Euro

Deutsche Bank, Wochenchart, Stand: 9,53 Euro

Zu allererst reagierten die Aktien der beiden Banken. Anleger finden solch eine Idee gut, denn ihnen geht es zunächst um den Aktienkurs. Dieser profitiert, so die Hoffnung, von Synergieeffekten (1 + 1 = 3), Einsparungen und mehr Marktmarkt. Kurzfristig erkennt der Spekulant Vorteile.

Doch war es nicht der Hang zur Größe, der der Deutschen Bank zum Verhängnis wurde? Wollte die Deutsche Bank das Investmentbanking nicht ausbauen, um im Wettbewerb mit den US-Banken mithalten zu können? Und sind es nicht die Verfehlungen, die aufgrund der Immobilienkrise dieser Bank noch heute Ärger einhandeln und Prozesskosten in Milliardenhöhe bescheren? Auch das Einverleiben der Postbank, zur Stärkung des Privatkundengeschäftes, wurde bisher nicht zu dem, was man sich erhofft hat.

Und was ist mit der kleineren Commerzbank. Sie findet mit ihrer Größe auch keine Ruhe. Sie hat im Jahre 2008 eine Dresdner Bank erworben, die mit vielen Risiken und noch mehr Altlasten behaftet war. Dieser Schritt musste nicht sein, doch wenn es um Wachstum und Machtzuwachs geht, kennen manche Führungskräfte kein Halten mehr. Die Commerzbank geriet dann im Verlauf der Finanzkrise in Not und musste vom deutschen Staat gestützt werden. Noch immer gehören ca. 15 % der Bank dem Staat.

Dabei spricht nichts gegen Innovation. Man kann sich ja neu aufstellen, anders arbeiten und in die Zukunft investieren, aber bitte ohne Fusionen. Immer wieder hangeln sich diese beiden Banken Ärger ein, wenn sie größer, schneller und weiter sein wollten. Der Eindruck drängt sich auf, dass sich hier zwei Kranke aus der Not zusammentun wollen, weil sie ihr Leid verstehen. Gesund werden sie mit solch einem Schritt nicht. Wir können nur hoffen, dass die Verantwortlichen den Denkfehler schnell erkennen und von den Fusionsgedanken Abstand nehmen.

Banken spielen in unserem Alltag eine besondere Rolle. Sie schöpfen Geld und werden trotzdem mit Steuergeldern gerettet. Klingt etwas suspekt? Ist es auch. Lesen Sie mehr über Geld und wie Banken funktionieren in dem Buch „Verstehen Sie Geld?“ (hier ansehen). Schnell wird klar, warum die nächste Finanzkrise vor der Tür steht.

 

Mit freundlichen Grüßen

Ihr

start-trading Team

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