Die Marktteilnehmer müssen sich derzeit an der Börse mit schnellen Richtungswechseln auseinandersetzen. Mal überwiegt die Freude über angeblich gute Gespräche im Rahmen des Handelsstreits zwischen den USA und China und mal die Sorge, dass die technische Korrektur zu Ende gehen könnte. Schnelle Bewegungen in den Kursen sind ein Ausdruck von Unsicherheit. Und immer wenn die Unsicherheit groß ist, kommt eine Zentralbank mit beruhigenden Aussagen. Sofort steigen daraufhin die Kurse.
Besonders die US-Indizes sind wieder außer Rand und Band. Mit großen Tageskerzen rennen die Indizes nach Norden. Diese entfachte Euphorie ist zum Teil der positiven Einstellung der Anleger zum Jahresanfang geschuldet, die auf ein erfolgreiches neues Börsenjahr hoffen. Doch noch wichtiger ist der Einfluss der FED. Die US-Notenbank kann die Investoren tanzen lassen, sofern sie das möchte. Sie hatte schon vor Wochen angedeutet, dass sie mit Zinsanhebungen vorsichtig angieren würde. Gestern Abend dann noch einmal die Unterstreichung dieser Aussage. Man würde die wirtschaftlichen Rahmenbedingen eng verfolgen und daher den Zinsanhebungszyklus nicht mehr so streng umsetzen wollen. Solch eine Aussage ist natürlich Balsam für die Anleger, die doch so abhängig vom billigen Geld der Zentralbanken sind.
DAX, Tageschart, Stand 11.304 Punkte
Auch wenn die Markteilnehmer in erster Reaktion positiv auf solche Aussagen reagieren, in Europa hängen die Anleger ebenfalls an den Lippen der Europäischen Zentralbank (EZB), sollten solche Worte mit Vorsicht aufgenommen werden. Der Grund ist wie folgt: billiges Geld lässt zwar leere Unternehmenskassen einfacher wieder füllen, doch allein damit kann man keine neuen Kunden für seine Waren und Dienstleistungen gewinnen. Wenn natürlich auch die Kunden ihre Einkäufe mit Krediten finanzieren, dann kommt es zu einer Phase des Scheinwachstums (hier mehr).
Trotzdem ist die Hoffnung der Anleger auf Sand gebaut. Dies liegt daran, dass die Wirtschaft schon so große Kapazitäten aufgebaut hat, sodass weiteres billiges Geld keine helfende Wirkung entfalten wird. Die aktuelle Reaktion der Investoren beruht allein auf dem Gedanken, dass ihre Investitionen nicht so schnell unter Druck kommen, also wenn die Notenbank weiter an der Zinsschraube drehen würde. Aus spekulativer Sicht ist solch eine Reaktion verständlich, aber langfristig nicht klug.
Der DAX kann den Tag mit einer Aufwärtskurslücke starten. Damit überspringt er den Schlüsselbereich bei 11.220 Punkten und attackiert sofort den Kursbereich bei 11.300 Punkten. Der Index hat noch ein Restanstiegspotenzial bis 11.350 / 11.400 Punkten. Ob er dieses Potenzial vollständig ausnutzen wird, muss sich noch zeigen. Ein Rückfall unter die Trendlinie (T1) und damit unter die Kurszone bei 11.250 Punkten würde das Chartbild wieder eintrüben.
Die Zentralbanken zeigen wieder einmal, wie sehr sie die Anleger um den Finger wickeln können. Gleichzeitig jedoch zeigt die Kehrtwende der FED, das sie nicht mehr in der Lage ist, zu einem normalen Zinsniveau zurückzukehren und das ist besorgniserregend.
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Mit freundlichen Grüßen
Ihr
start-trading Team