Stellen Sie sich vor, Sie besitzen ein Depot mit vielen Aktien drin. Diese Werte haben Sie ausgewählt, als Sie noch glaubten, die Anlage in Aktien sei alternativlos. Damals nahmen Sie noch an, dass die großen Zentralbanken immer helfend die Märkte stützen würden. Und dann war da noch die felsenfeste Überzeugung, dass das wirtschaftliche Wachstum der letzten Jahre immer weitergehen würde. Diese Woche wird der Anleger mit der Realität konfrontiert. Die Zentralbanken haben ihr Pulver verschossen.
Einen Schreckmoment erlebten die Anleger heute Nachmittag, als extrem schwache US-Daten zum Arbeitsmarkt veröffentlich wurden. Außerhalb der Landwirtschaft wurden im Februar 20.000 neue Stelle geschaffen, erwartet wurden 180.000. Autsch! Schnell gerieten die Kurse unter Druck. Noch vor einer Woche war die Stimmung an den Börsen eine ganz andere. Die Investoren feierten die baldige (mögliche) Beilegung des Handelsstreites zwischen den USA und China. Sie wähnten sich in einem sicheren Sessel, denn sie waren Teil der Börsenmarktrallye, die immer mehr Anleger in ihren Bann zog. Hier zeigt sich wieder, dass an der Börse die Stimmung von der Kursentwicklung abhängig ist. Steigende die Notierungen, dann sind Anleger bereit, dies mit positiven Nachrichten zu assoziieren und umgekehrt. Der sture Blick auf die Kurstafel verklärt jedoch den Blick auf die Realitäten.
DAX, Wochenchart, Stand 11.472 Punkte
Den ersten Warnschuss gab die amerikanische FED ab, als sie entgegen ihrer bisherigen Kommunikation, von ihrer Phase der Leitzinserhöhungen abwich. Anleger feierten diesen Richtungswandel, weil sie wieder auf billiges Geld gehofft haben. In Wirklichkeit jedoch ist es ein Krisensignal. Es bedeutet, die Konjunktur läuft nicht so, wie wir uns das vorstellen. Um sie nicht weiter mit Zinserhöhungen zu belasten, lassen wir das mal lieber.
Diese Woche folgte dann das zweite Krisensignal. Diesmal von der Europäischen Zentralbank. Die hatte, anders als die FED, ihre Zinsen bisher nicht erhöht, um auf eine neue Krisensituation besser reagieren zu können. Sie steht also in einer noch schwierigeren Lage. Offiziell hat sie jetzt ihre Prognosen zur Wirtschaftsentwicklung zurückgenommen und unterstreicht damit, dass auch die Währungshüter von einer Konjunkturabkühlung ausgehen. An Leitzinserhöhungen ist dieses Jahr nicht mehr zu denken. Verfolgen Sie Krisenmeldungen auf krisenblick.de.
Wenn es an der Börse keine Wachstumshoffnungen gibt, dann ist es schwer überzeugte Käufer für Aktien zu finden. Nur deren Nachfrage würde die Kurse steigen lassen, doch die halten sich bei diesen Aussichten verständlicherweise zurück. Die Aktionäre, die sich bisher in einem sicheren Sattel gewähnt haben, werden nun unruhig. Haben sie sich verkalkuliert? Vermutlich sitzen sie auf Aktien, die in der Zukunft günstiger zu haben sind. Zu dieser Überzeugung kommen nun immer mehr Anleger und ergreifen die Flucht.
Sinkende Kurse sind zunächst nicht schlecht. Sie führen dazu, dass Unternehmen fairer bewertet werden. Doch in den Medien spricht man schnell von Werten, die vernichtet werden und von Kursen, die eingebrochen sind. Dabei sind fallende Preise nur das Gegenteil von steigenden Kursen. Investoren sollten sich nicht durcheinanderbringen lassen. An der Börse ist der Trend derzeit abwärts. Ein DAX-Stand unterhalb von 10.000 Punkten (hier der Ausblick) ist möglich. Aus dieser Sicht betrachtet ist es verständlich, dass nun vermehrt Marktteilnehmer in Cash gehen, um dem Treiben von der Seitenlinie zuzusehen.
Im kurzfristigen Bild analysieren wir den DAX in unserer Wochenendanalyse. Lassen Sie sich informieren und tragen sich in unseren Verteiler ein (zum Newsletter).
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
start-trading Team