Was lange Zeit als unumstößlich galt, nämlich dass Aktien alternativlos seien, dieser Gedanke bekommt Risse. Hatten Investoren allzu lange auf die fortwährende Hilfe der Zentralbanken gehofft, dann erkennen sie nun, dass diese ihre Grenzen hat. Plötzlich ist Globalisierung out, was sich bald auf die Gewinne der Unternehmen auswirken wird. Ohne Hoffnung auf Profite werden sich Anleger von Aktien fernhalten. Der DAX wird diesen Wandel abbilden.
Die Coronakrise zeigt (mehr erfahren), wie sehr die Börsen auf wackligen Füssen standen. Hatte man sich in den letzen Monaten über ständig neue Allzeithochs gefreut, ist die Welt jetzt eine ganz andere. Es dominiert das Risiko und die Sorge vor dem großen Knall. Was wäre, wenn die Börsenkurse, trotz Billionenhilfen der Zentralbanken, nicht mehr auf die Beine kommen? Was wäre, wenn sich in den kommenden Monaten die Investoren vom Aktienmarkt weg und hin zu Gold hinwenden würden? All die jetzt aufgelegten Rettungsprogramme sind mit Schulden finanziert, die Staaten und Unternehmen fest im Griff haben. Die Aussichten bleiben daher trüb.
DAX, Monatschart, Stand 10.564 Punkte
Die Logik der Vergangenheit, dass jede Krise mit billigem Geld bekämpft werden kann, scheint nicht mehr haltbar zu sein. Geld verliert seine Wirkung (mehr erfahren). Es führt nicht mehr zu großem Wachstum, so wie sich das Regierungen und Investoren erhoffen. Die Zeiten ändern sich. Hier stellt sich naheliegenderweise die Frage, ob die Käufer von Wertpapieren nicht zu teuer gekauft haben. All die Preise, die in den letzten Jahren für Aktien gezahlt wurden, entsprechen womöglich gar nicht mehr der Ertragskraft der Unternehmen. Es ist daher angebracht, nicht von einer schnellen Erholung der Börsenkurse auszugehen.
Im obigen Chartbild ist der langfristige Kursverlauf des DAX abgebildet. Jede Kerze steht hier für einen Monat. Auffallend ist, dass der Kurseinbruch im Rahmen der Coronakrise extrem steil verlief. Besonders viele Anleger hatten es in kurzer Zeit eilig, den Aktienmarkt zu verlassen. Sie werden erst einmal nicht wiederkommen. Zudem ist solch ein Kursverlauf ein Indiz, dass die Preise zuvor nicht mehr realistisch waren. Zu viel heiße Luft hatte sich aufgestaut.
Von großer Bedeutung ist die grüne Aufwärtstrendlinie, die bisher verteidigt werden konnte. Im Rahmen eines Überschießens der Kurse entstand zwar ein Bruch, der jedoch schnell gekittet wurde. Die Marktteilnehmer wissen um die Wichtigkeit von langen Trendlinien und haben all ihre Kraft zur Verteidigung eingesetzt. Gleichzeitig gelang auch die Verteidigung der Kurszone bei 8.150-8.350 Punkten auf Monatsschluss. Mit diesen positiven Informationen hoffen die Käufer im Markt, dass sich bald eine Besserung an den Börsen einstellen wird. Diese Erwartungshaltung erscheint jedoch verfrüht.
Der Blick auf das Chartbild zeigt, dass sich der DAX innerhalb einer Korrekturbewegung befindet. Es kommt zu steigenden Kursen, die unterhalb von Widerstandslinien zum Scheitern verurteilt sind. Die Kursmarke bei 11.426 Punkten (lila) ist hier ein Bereich, der schwer zu überwinden sein sollte. Schon die Preismarke bei 10.822 Punkten wird sich als hemmend für eine Fortsetzung des laufenden Anstiegs erweisen. Alles in allem handelt es sich gerade um eine Bärenmarktrallye, in die die großen Marktteilnehmer schon bald ihre Aktien verkaufen werden. Steigende Notierungen sind auch immer eine Chance den Markt bei besseren Verkaufskursen zu verlassen.
Der DAX sollte in den kommenden Monaten wieder nach Süden abdrehen. Schon bald werden sich verheerende Auswirkungen durch den Stillstand der Wirtschaft in den Bilanzen der Unternehmen zeigen, die die Investoren verschrecken werden. Erneut ist dann die steigende grüne Linie das Ziel einer Abwärtsbewegung. Diese verläuft derzeit bei ca. 9.700 Punkten. Hier wird es zu einem Belastungstest kommen. Naheliegend ist, dass diese Linie dann unterschritten werden wird, weil solche Krisenphasen ihre Zeit brauchen (siehe hellblaue Kästchen). Unter zwei Jahren sollten sich keine dauerhaft steigenden Kurse durchsetzen können und auch dann ist die Zukunft ungewiss.
Nach dem Bruch der steigenden grünen Linie sollte der DAX bis zur horizontalen Unterstützungslinie bei 8.150 Punkten sinken. Hier wird sich entscheiden, welche Marktgruppe sich durchsetzen wird. Eine Verteidigung würde den Käufern in die Hände spielen und erneut die zuvor genannte steigende Trendlinie ansteuern lassen. Ein Bruch dieses wichtigen Kursbereiches bei 8.150 Punkten würde alle Hoffnungen der Marktteilnehmer zunichtemachen, da dann ein tieferes Tief eine Fortsetzung der Abwärtsbewegung bestätigen würde. Das nächste Kursziel lautet dann 6.200 Punkte.
Anleger sollten beachten, dass diesmal die gesamte Wirtschaft betroffen ist. Das ist eine gänzlich neue Situation auf die auch die Börsen reagieren werden. Früher waren einzelne Branchen in der Krise, die dann von anderen gesunden Branchen aufgefangen wurden. Früher waren einzelne Staaten in der Krise und andere Staaten haben einen Nachfragerückgang ausgleichen können. Diesmal kränkelt es überall. Lesen Sie den Ausblick (mehr erfahren).
Im weiteren Verlauf der Woche veröffentlichen wir laufend DAX-Einschätzungen. Lassen Sie sich informieren. Nutzen Sie unseren Newsletter (hier eintragen).
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
start-trading Team