Die Aktienkultur in Deutschland ist wieder einmal auf dem Tiefstand. Die Deutschen wussten schon immer, dass Aktien Teufelszeug sind. Aber auf den einfachen Bürger hört ja niemand. Fonds und Bankhäuser werden nicht müde, den Deutschen zu erklären, dass Aktien eine tolle Sache seien. Und dann ist da der Wirecard Krimi. Ehemaliger Vorstand auf der Flucht, der Aktienkurs minus 90 % und das Geld der Anleger ist bereits verloren.
Heute musste die Wirecard Aktie ausgesetzt werden. Das kommt an der Börse gelegentlich vor. In diesem Fall war der Grund wegen einer bevorstehenden ad hoc Meldung. Das Unternehmen wird Insolvenz anmelden. Das ist unter den gegeben Umständen allzu verständlich, wo Milliarden gar nicht existieren und Partner auf Abstand gehen. Inmitten all dieser Entwicklung ist der Privatanleger, der mit viel Hoffnung Wirecard Aktien erworben hatte.
Wirecard, Tageschart, Stand 3,61 Euro
Bereits im ersten Teil dieses Artikels „Wirecard: Das Geld ist weg“ wurde auf die sonderbare Situation bei dieser Aktie hingewiesen. Wenn eine überwiegende Anzahl der Marktteilnehmer aus einem Wert heraus will, dann kann das kein gutes Zeichen sein. Je tiefer der Aktienkurs fällt, umso brisanter die Lage, so die gängige Schlussfolgerung. Die Mehrheit will ja verkaufen und diese Aktien loswerden. Genau in solch einer Situation fühlt sich der Privatanleger herausgefordert und will sein Schnäppchen machen.
Wenn Anleger Aktien erwerben, dann riskieren sie ihr Geld. Dieser Aspekt ist wichtig, weil der Handel an der Börse kein Zuckerschlecken ist. Daher mühen sich manche, im Vorfeld eines Wertpapierkaufs ein Unternehmen zu beleuchten und zu bewerten, damit man möglichst sicher in ein Investment reingehen kann. Die absolute Sicherheit kann es an der Börse dennoch nicht geben.
Aber bei Wirecard hat man sich von den alten Hochs verleiten lassen. Es sei nur eine Frage der Zeit, so der allgemeine Tenor, dass die Aktie durchstarten werde. Dabei kann nur gebetsmühlenartig wiederholt werden: An der Börse kann man vergangene Entwicklungen nicht in die Zukunft schreiben. Dann wurde auf die Branche (Zahlungen im Internet) hingewiesen. Auch hier muss man sagen, das Internet ist gesättigt. Die Wachstumsraten der letzten Jahrzehnte werden nicht mehr erzielt werden können.
Wer Aktien erwirbt, dann nur mit der entsprechenden Vorsicht. Nicht alle Aktienunternehmen gehen Pleite, doch wie man an den Kursverläufen von Lufthansa und Co sehen kann, ein Virus, ein Handelskrieg und die Welt sieht ganz anders aus. Die deutschen Anleger hatten ja schon vor vielen Jahren genug von Wertpapieren, als sie mit den Telekom Aktien Verluste beklagen mussten. Doch dann kommt ein hoher DAX-Stand ins Spiel und sofort geht die Werbemaschinerie wieder los.
In Deutschland ist die Finanzlobby stark und versucht immer wieder, die Vorzüge der Aktienanlage zu preisen. Dabei bleibt der Erfolg der Privatanleger weit hinter den Erwartungen zurück. Meist ist das eingetzte Geld weg. Warum? Sie wissen meist zu wenig über wirtschaftliche Abhängigkeiten, über die Funktion der Börse und über den Handel mit Aktien (mehr erfahren).
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
start-trading Team
P.S. Zweite Welle Coronakrise wird Folgen haben (erfahren Sie mehr)