Am Aktienmarkt wird die Hoffnung auf eine schnelle Erholung der Wirtschaft gespielt. Manche Teilnehmer reden von einer v-förmigen Erholung. Es soll also genauso schnell zurück zur Normalität gehen, wie der Einbruch erfolgt ist. Bisher ist von einer schnellen wirtschaftlichen Erholung noch nichts zu sehen und dennoch beeilen sich Anleger, Aktien zu kaufen. Dabei unterliegen sie dem Fehler der subjektiven Wahrnehmung.
Die US-Börsen, die Zugpferde für den aktuellen Kursanstieg weltweit, werden nicht müde zu klettern. Jeder Kursrücksetzer wird schnell gekauft, sodass man das Gefühl haben könnte, die Aktienkurse würden nie wieder fallen. „Buying the dip“ heißt der amerikanische Begriff für solch ein Verhalten. Dabei beruht die Kaufwut der Anleger auf einer angeblichen satten Konjunkturerholung, die auch ständig von der US-Administration wiederholt wird. Wir sehen das anders, wie in dem Artikel „DAX-Ausblick: Die Robinhood-Rallye endet“ beschrieben wurde. Naheliegend ist die Annahme, dass hier unerfahrene Anleger mit Krediten Wertpapiere erwerben und damit zum Anstieg der Börsenkurse beitragen.
DAX, Stundenchart, Stand 12.241 Punkte
Nach Einbrüchen bei Konjunkturzahlen machen die Marktteilnehmer häufig den Fehler, sich an die kleinere Werte zu gewöhnen. Sie ignorieren die Ursprungswerte und klammern sich an die neuen niedrigen Zahlen. An folgendem Beispiel wird dies klarer: Ist ein Index von 100 auf 50 gefallen und steigt dann auf 75, dann ist dann ein Anstieg um sagenhafte 50 %. Die Anleger jubeln. Wie man aber an den emotionsfreien Zahlen kann, ist die Wirtschaftsleistung noch immer unter dem Wert (100) vor der Krise.
Ebenfalls ein Renner, der die Hoffnung der Anleger auf eine schnelle Konjunkturerholung stützt, sind die besser als erwarteten Zahlen. Auch hier entscheiden nicht die sauberen Zahlen (ohne Emotion), sondern man stapelt im Vorfeld tief, um sich dann grenzenlos zu freuen, respektive Aktien zu erwerben. Rein faktenbasiert ist keine v-förmige Erholung der Weltwirtschaft vorhanden, auch wenn die Anleger und Investoren sich etwas anderes ausmalen (wollen). Ganz im Gegenteil die Lage ist eher besorgniserregend.
Der Blick auf den DAX-Verlauf im Stundenchart zeigt die derzeitige Lage gut an. Immer wieder kommt es zwar zu zwischengeschalteten eiligen Kursanstiegen, doch tatsächlich entfernt sich der DAX weiter von seinem Korrekturhoch bei 12.900 Punkten. Das liegt daran, dass die vorangegangene Anstiegsbewegung bereits abgeschlossen ist. Die erfahrenen Anleger ziehen sich zurück und realisieren ihre Gewinne. Im Chartbild lässt sich mit den beiden Hochs bei 12.900 und bei 12.600 Punkten eine fallende Trendlinie ziehen, die dann gedoppelt wird und als untere Begrenzungslinie eines Kanals genutzt werden kann (blaue Linien). Innerhalb dieses Trendkanals zirkuliert der Index recht volatil. Im Augenblick befindet sich der DAX vor der nächsten Abwärtsbewegung. Da helfen auch die optimistischen Jubelmeldungen in den Medien nicht.
Unter der Bedingung, dass die Marke bei 12.500 Punkten nicht überschritten wird, sollte nun eine Phase sinkender Kurse erfolgen, die den DAX an die Kursziele bei 12.045 Punkte, 11.910 Punkte und auch 11.600 Punkte führen wird.Anleger sollten sich von einzelnen Zahlen nicht den Blick auf das Wesentliche trüben lassen. Unternehmen müssen ums Überleben kämpfen, wie die starken Stellenkürzungen ausdrücken. Man drückt auf die Kostenbremse. Eine Pleitewelle ist nicht auszuschließen und solch eine Entwicklung wird auch die Aktienmärkte in Mitleidenschaft ziehen, trotz heutigem zur Schau gestelltem Optimismus.
Im Verlauf der Woche veröffentlichen wir neue DAX-Einschätzungen. Lassen Sie sich informieren. Nutzen Sie unseren Newsletter (hier eintragen).
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
start-trading Team
P.S. Wie wirkt ein Konjunkturprogramm (mehr erfahren)?