Die Anleger an den Börsen wollen sich die Stimmung durch nichts vermiesen lassen. Der DAX verteidigt sein erreichtes Niveau und die US-Indizes eilen von einem Rekord zum nächsten. Dabei ist die Lage in der Wirtschaft desolat. Je schlimmer sie wird, umso größer die Hoffnung auf die angebliche Hilfe der Zentralbanken. Doch diese sind ebenfalls Zwängen ausgesetzt und könnten die Anleger enttäuschen. Ein letztes Mal noch dürfen sich die Marktteilnehmer geldpolitische Hilfe wünschen.
Am Freitag kam es an der Börse zu einer wundersamen Reaktion, die ein gutes Bild über die aktuelle Verfassung der Anleger liefert. Voller Spannung wurde auf gute US-Arbeitsmarktzahlen gewartet. Es wurde dabei auf gute Zahlen gehofft, die eine erholte Wirtschaft repräsentieren sollten. Es kam anders. Die Zahlen waren schlecht. Dennoch stiegen die US-Börsenkurse auf Rekordstände. Anstatt sich Sorgen über die schlechte konjunkturelle Lage zu machen, wurde die Welt wieder so gesehen, wie man sie sich wünscht. Ist die Wirtschaft in einem schlechten Zustand, dann werde die US-Notenbank FED zur Hilfe eilen und mit frischen US-Dollars für eine Stabilisierung sorgen, so die eilige Interpretation der Investoren. Solch ein Marktumfeld ist schlicht verrückt und dennoch Realität.
DAX, Tageschart, Stand 13.299 Punkte
Den Anlegern ist kein Vorwurf zu machen. Lange Zeit ging die Kombination auf, dass Aktien gekauft wurden, weil Investoren sich Hilfe von den Zentralbanken erhofften. Diese ließen sich nicht lange bitten und rückten mit Milliardenbeträgen an. Manch ein Blick auf eine unnatürlich stark aufgeblähte Zentralbankbilanz kann verstörend wirken.
Solange der Rubel rollt bzw. die Zentralbanken stützen, solange steigen die Aktienkurse. In den USA ist die Herangehensweise extrem, da werden Wertpapiere gekauft ohne auf Unternehmen, Bilanzen und zukünftige Ertragschancen zu achten. Aktien werden gekauft, weil sie in der Vergangenheit im Kurs angestiegen sind. Dies animiert neue Käufer, ebenso zu handeln. Und solange sich dieser Kreislauf wiederholt, machen immer mehr Menschen mit. Die Indizes steigen steil nach Norden.
Der DAX zeigt sich auffallend zurückhaltend. Durch den Rückfall unter die Marke bei 13.370 Punkten wurde die steigende braune Linie unterschritten. Es kam zu Abgaben bis in den Bereich bei 13.222 Punkten (graue Linie). Hier verläuft eine Unterstützungslinie, welche im ersten Kontakt Halt bot. Nun kommt es drauf an, ob der Kursbereich bei 13.300 Punkten zurückgewonnen werden kann. Diese Woche ist wieder EZB-Sitzung und sie weckt Begehrlichkeiten. Gelingt dieses Vorhaben, dann kann im Rahmen eines letzten Aufbäumens der Preisbereich bei 13.400 / 13.460 Punkten erreicht werden.
Ein Kursanstieg des DAX sollte jedoch nicht weit kommen. Zwei Dinge werden Gegendruck ausüben. Zum einen ist der zeitliche Faktor zu nennen. So kurz vor Jahresschluss sollten Gewinnmitnahmen dominieren, bevor die Bücher geschlossen werden. Ein wichtigerer Grund werden die Aussagen der EZB sein. Sie spielt mit dem Feuer und kann nicht ewig Stimulus versprechen. In diesem Zusammenhang passt der Hinweis, dass die EZB kaum eines ihrer Ziele erreichen konnte. Weder ihr Inflationsziel hat sie erreicht, noch hat sie ein Ende einer Krisensituation herbeigeführt. Sie pumpt unaufhörlich Geld ins System (mehr erfahren).
Doch aus der Luft gezaubertes Geld gibt es nicht ohne Nebenwirkungen. Die soziale Schere zwischen Arm und Reich geht immer weiter auseinander. Zombieunternehmen nehmen zu, die ohne billiges Geld nicht überleben würden. In der Wirtschaft werden dadurch Investitionen gebremst. Das Halten von Geld lohnt sich nicht mehr, die Folge sind Spekulationsblasen an den Finanz- und Immobilienmärkten.
Es besteht deshalb Enttäuschungspotenzial für die Anleger, die es beachten sollten. Die EZB wird die desolate wirtschaftliche Lage nicht schönreden können (sonst dürften die Zinsen ja nicht auf null sein). Sie wird aber auch nicht mit der großen Kelle neues Geld aufbringen können, da sie den letzten Funken an Vertrauen nicht verspielen will. Folglich wird sie außer warmen Worten den Anlegern nicht viel geben können. Diese sollten auf solch eine Anmerkung enttäuscht reagieren und ihre Aktien verkaufen. Der DAX sollte, solange er unterhalb von 13.460 Punkten notiert, wieder nach Süden abdrehen und dann schnell den Preisbereich bei 12.930 Punkten ansteuern.
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Mit freundlichen Grüßen
Ihr
start-trading Team
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