An der Börse ist die Coronakrise ein Segen gewesen. Der Kurseinbruch im Frühjahr 2020 hat zu einer außergewöhnlichen Kaufgelegenheit geführt. Seitdem geht es rauf mit den Kursen. Und obwohl die Krise keinesfalls ausgestanden ist, sind de Anleger viel weiter. Sie hoffen auf einen spendierfreudigen Staat, der die Konjunktur anschiebt, auf Konsumenten, die ihre ausgebliebenen Ausgaben nachholen werden. Sie hoffen auf eine starke Wachstumsphase und kaufen schon heute ihre Aktien.
Die Coronakrise hat die Welt verändert. Die Anleger jedoch setzen die alten Maßstäbe an, um die Zukunft zu antizipieren. Sie glauben, dass sich die Bürger nach der Krise wieder in ihre Autos setzen und ins Büro fahren werden. Sie nehmen an, dass die Menschen schnell wieder in den Urlaub reisen wollen. Die Annahme der Börsenanleger ist, dass sich Vieles, was sich jetzt aufgestaut hat, plötzlich in einem riesigen Nachfrageschub entladen wird. Davon sollen die Unternehmen profitieren und diese dann über Dividendenzahlungen, das sind Gewinnbeteiligungen, den Aktionären Geld in die Kasse spülen. So zumindest lautet der Wunsch der heutigen Aktienkäufer.
DAX, Tageschart, Stand 15.107 Punkte
Die spannende Frage wird nun sein, ob sich diese antizipierte Wachstumsstory tatsächlich einfinden wird. Denn tatsächlich wird die Weltkonjunktur durch Geld der Zentralbanken angeschoben. Nicht nachhaltiges Wachstum entsteht, sondern nur ein Strohfeuer wird entfacht. Eine Vielzahl der Menschen wird dem Homeoffice treu bleiben. Viele haben erkannt, dass es auch ein Leben ohne Flugreisen geben kann. Plötzlich werden die Vorteile der Entschleunigung für Umwelt und Stress offensichtlich. Es kann durchaus sein, dass sich die Hoffnungen der heutigen Aktienkäufer gar nicht erfüllen werden.
Im Moment sitzt das Geld der Anleger locker. Kein Preis für ein Wertpapier gilt als teuer, weil schon in Kürze noch höhere Preise gezahlt werden. Steigen die Aktienkurse, dann steigt auch der DAX. Der Kaufdruck führt zu Kurslücken im Chartbild. Intradaykursverläufe enden auf Tageshoch. Es scheint gerade kein Staubkorn zu geben, das die Stimmung der Anleger trüben könnte.
Solange sich niemand an den hohen Aktienkursen stört, solange kann der DAX weiter zulegen. Es gibt an der Börse keine natürliche Bremse. Seine Initialzündung hat der Index vor wenigen Wochen mit dem Zuspruch der Zentralbanken erhalten, dass diese weiterhin für Liquidität und Stützungsmaßnahmen bereitstehen. Die immens steigenden Kurse haben jedoch zu einer Überhitzung geführt.
Aus der charttechnischen Sicht ergibt sich folgendes Bild: In der jetzt begonnenen Woche sollte der DAX nicht über den Kursbereich bei 15.200 Punkten hinauskommen (Zielprojektion als Folge der Anstiegsbewegung von Anfang März (linke senkrechte rote Linie)). Bildet sich diese Kurszone als Widerstandsbereich heraus, dann werden sich erste Marktteilnehmer zu Gewinnmitnahmen entschließen. Nachgebende Kurse werden schnell Nachahmer zur Folge haben, die ebenfalls ihre Aktien verkaufen werden.
Sinkende Kurse haben ein Kursziel bei 14.800 Punkten. Der DAX kann an dieser Stelle sofort wieder ansteigen. Fällt der Index unter die grüne Linie zurück, dann sollte sich die Korrekturbewegung ausdehnen und tiefere Kursbereiche erreichen. Wir melden uns entsprechend, wenn dieses Szenario eintritt. Lassen Sie sich informieren. Nutzen Sie unseren Newsletter (hier eintragen).
Anleger setzen all ihre Hoffnung (und damit all ihr Geld) auf eine Wachstumsexplosion, die nach der Coronakrise entstehen soll. Dabei haben die Aktienmärkten sämtlichen Optimismus bereits eingepreist und die Fallhöhe ist extrem hoch. Es bleibt abzuwarten, wie weit die Käufer den DAX noch anschieben können.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
start-trading Team
P.S. Warum Wachstum nicht erstrebenswert ist (mehr erfahren)