Der DAX startet im Plus in den Mai. Doch der erste Handelstag eines Monats ist nicht überzubewerten. Fonds erhalten Geld von ihren Anlegern und dieses will investiert werden. Viel wichtiger sind die Folgetage. Immer mehr Marktteilnehmer machen sich Sorgen um die Anleiherenditen, da diese zulegen. Investoren wollen das Inflationsrisiko ausgeglichen haben. Höhere Zinsen lassen die Aktienmärkte unter Druck geraten. Der gestrige Abverkauf zeigt, welche Abwärtsdynamik entstehen kann.
Die Themen Anleiherendite, Zinsniveau und Inflation (mehr erfahren) dominieren die Nachrichten am Finanzmarkt. Der Grund ist naheliegend. Der plötzliche Konjunkturboom in den USA ist im wesentlichen durch die Hilfen der US-Regierung entstanden. Unternehmensanleihen werden erworben und Schecks an Haushalte verteilt. Jetzt gibt es natürlich keine Maßnahme ohne ihre Kehrseite. Der Staat ist noch mehr verschuldet und die Angst vor Inflation geht um.
DAX, Stundenchart, Stand 15.239 Punkte
Die Konstellation ist recht einfach. Wenn es der Wirtschaft schlecht geht, dann kann eine Zentralbank helfen, indem sie die Zinsen senkt. Unternehmen und Verbraucher kommen dadurch leichter an Geld, geben es aus und fördern somit Investitionen und den Konsum. Die Wirtschaft erholt sich. Jetzt vergeht kein Tag, an dem die US-Administration ihre starke Konjunkturentwicklung (als Folge der Konjunkturhilfen) nicht ausgiebig lobt. US-Unternehmen machen im Quartal Milliardengewinne und die Indizes stehen nahe ihres Allzeithochs.
Und trotzdem will die US-Notenbank FED nicht den Fuß vom Gas nehmen. Sie will weiter Milliarden in den Markt pumpen um bloß kein Nachlassen der konjunkturellen Entwicklung zuzulassen. Wirtschaftswachstum, welches alleine durch gedrucktes Geld hervorgerufen wurde, ist nicht nachhaltig. Daher lässt sich auch ihr Problem verstehen. Damit die FED, trotz besseres Wissens, nicht die Leitzinsen erhöhen muss, redet sie sich die Lage schön. Nein, die Wirtschaft sei nicht überhitzt, so die Aussagen von den Währungshütern. Die US-Finanzministerin Yellen sagt, von Inflationsgefahren keine Spur. Investoren wissen jedoch, dass das nur vorgeschobene Argumente sind. Tatsächlich gibt es nur eine Rechnung. Wenn es der Wirtschaft gut geht, dann müssen die Zinsen rauf, ansonsten wird Inflation unvermeidlich sein.
Was sein muss und was nicht sein darf sind natürlich zwei paar Schuhe. Höhe Zinsen sind ein Problem für einen verschuldeten Staat, verschuldete Unternehmen und auch ihre Bürger. Die Zentralbank müsste also die Zinsen anheben, kann aber nicht, weil dann die zuvor genannten Parteien sofort in Finanzierungsnot kommen. Ein Dilemma. Und obwohl die Zeichen auf wirtschaftliche Überhitzung stehen und Inflationstendenzen schon für alle sichtbar sind, tut man so, als gäbe es sie nicht. Die Problematik, die in diesem Beitrag mit der US-Wirtschaft beschrieben wurde, gilt natürlich auch in Europa, wo die EZB auf das Gaspedal drückt und Milliarden in die Wirtschaft (und Staatshaushalte) pumpt. Sie will ebenso wenig von Inflationsrisiken hören und sehen.
Die Anleger sehen das jedoch anders. Sie sehen das Inflationsrisiko und verlangen höhere Zinsen. Ein höheres Zinsniveau ist für die Aktienmärkte nachteilig. Zum einen, weil Geld von den Börsen abgezogen und bei Anleihen angelegt werden kann. Zum anderen, weil die Unternehmen weniger Gewinn erzielen werden, wenn sie mehr Geld für die Finanzierung ausgeben müssen. Folglich dominiert die Zurückhaltung.
Anleger sollten jedoch nicht zu lange abwarten, wie in dem Artikel „DAX-Ausblick: Keine Zeit für Hoffnung“ beschrieben wurde. Der heftige Kursrutsch gestern zwischen 10:00 Uhr und 11:30 Uhr zeigt, welche Abwärtsdynamik sich entfalten kann. Der Aktienmarkt gibt das Potenzial gar nicht her, was den Kursen zugedacht wurde. Wer die Gelegenheit erkennt, der verlässt jetzt die Börse und nimmt Gewinne mit.
Im obigen Stundenchart ist die aktuelle Lage gut zu erkennen. Der DAX befindet sich in einem fallenden Trendkanal. Dieser begrenzt einen Anstieg im Bereich bei 15.260 Punkten. Auf der Unterseite ist die blaue Linie bei 15.150 Punkten von Bedeutung. Ein Bruch dieser Marke würde letzte Anstiegshoffnungen in Luft auflösen lassen. Übergeordnet befindet sich der Index auf dem Weg zur Kursmarke bei 14.800 Punkten.
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Mit freundlichen Grüßen
Ihr
start-trading Team
P.S. So funktioniert das Signal-Trading (mehr erfahren)