An der Börse ist die Welt scheinbar wieder in Ordnung. Der DAX kann sich bis in den Bereich bei 15.800 Punkten vorarbeiten. Manche Marktteilnehmer hoffen bereits auf eine Jahresendrallye. Andere lassen sich von guten Quartalszahlen anlocken. Und obwohl sich die fundamentalen Aussichten eintrüben, die Konjunkturzahlen sprechen eine klare Sprache, steigen die Aktienkurse. Bekanntlich wird an der Börse die Zukunft gehandelt, die Frage ist nur, welches Szenario?
Derzeit staunen die Marktbeobachter über die Gewinnsummen, die gemeldet werden. Vor allem US-Unternehmen erzielen in nur einem Quartal zweistellige Milliardengewinne (aktuell Microsoft, Alphabet). was unglaublich viel ist . Schnell kommt dem Leser der Gedanke, warum der US-Staat so hoffnungslos verschuldet ist, nämlich mit 28 Billionen USD, während die Privatwirtschaft so ungeniert abräumt. Vielleicht sollte in Washington jemand über eine neue Steuerpolitik nachdenken, dann müsste die US-Zentralbank auch nicht so viel Geld drucken. Aber gut, die Entscheider sind selbst Aktienbesitzer und sie werden einen Teufel tun und die goldene Gans opfern. Die Börsenteilnehmer jedenfalls können nicht genug bekommen, glauben weiter an eine rosige Zukunft, und kaufen Wertpapiere.
DAX, Tageschart, Stand 15.709 Punkte
Die Inflation ist gerade vollkommen aus dem Blickwinkel der Anleger verschwunden. Dabei war es das Hauptthema an den Börsen in den letzen Monaten. Gerade heute meldet das statistische Bundesamt, dass die Importpreise in Deutschland im September um 17,7 % (zum Vorjahr) angestiegen sind. Sofort titeln die Medien „stärkster Anstieg seit 1981“. Obwohl dieser Wert enorm hoch ist, wird in der Berichterstattung schnell gedanklich ausbalanciert. Man möchte die Bürger (und auch die Börsen) ja nicht verschrecken. Die Teuerungsrate fiel nur deshalb so hoch aus, so die Berichterstatter, weil die Energiepreise hoch seien. Das ist jedoch nur die halbe Wahrheit, denn ohne Energie wären die Importpreise um 10.5% Prozent gestiegen, was trotzdem viel zu hoch ist. Vorsicht vor der Inflation, die deutlich stärker ist, als sich das Zentralbanken, Politiker und Bürger vorstellen können.
Das Wunsch und Realität häufig nicht zusammenpassen, zeigt die aktuelle Meldung aus dem Wirtschaftsministerium. Dort musste man die eigene Konjunkturprognose deutlich zurücknehmen. Hatte man die Bürger (und die Börsen) noch im Frühjahr 2021 auf 3,5% Wachstum eingeschworen, sieht die Realität ganz anders aus. Von der ehemaligen Prognose bleibt nämlich wenig übrig. Dieses Jahr soll das Bruttosozialprodukt nur noch 2,6% zulegen. So viel zu Optimismus wurde versprüht, obwohl es keine blühenden Landschaften gab.
Nun kaufen die Anleger trotzdem Aktien, obwohl die Zukunft nicht rosig ist. Möglicherweise haben die Käufer erkannt, dass Inflation zu einem Problem werden wird, achten Sie morgen auf die Pressekonferenz der EZB, und kaufen deshalb vorsorglich Wertpapiere. Es geht gar nicht mehr um die Börse an sich, wo Anleger erfolgreiche Unternehmen finden und durch den Aktienerwerb an deren Geschäftsentwicklung teilhaben wollen. Aktien werden jetzt gekauft, um das Papiergeld (bzw. das Geld auf der Bank) loszuwerden.
Der Blick auf das DAX-Chartbild zeigt, dass der Index jetzt an einer Widerstandslinie bei 15.800 Punkten angekommen ist. Anleger machen sich bereits Hoffnungen, dass der laufende Anstieg sofort weitergehen kann. Dabei sollte sich die besagte Marke als hartnäckig erweisen. Solange jedoch die lila Trendlinie nicht beschädigt wird, kann jederzeit ein neuer Anlauf an die Marke bei 15.800 Punkten erfolgen. Ein Bruch der lila Linie, die sehr steil verläuft, würde den DAX in eine Korrekturphase lenken und nachgebende Kurse bis zunächst 15.502 Punkten mit sich bringen.
An den Börsen ist die Kaufwut ausgebrochen. Anleger ignorieren die aufziehenden dunklen Wolken. Sie ignorieren auch die Risiken, die sich für Aktien ergeben, wenn tatsächlich die Inflation zu galoppieren beginnt. Man sieht schon an den unterbrochenen Lieferketten, wie wenig Unternehmen für schwere Zeiten vorbereitet sind. An den Börsen wird die Zukunft gehandelt, so heißt es in Lehrbüchern, doch ob dieses Handeln mit Erfolg gekrönt wird, dass muss sich erst noch zeigen.
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Mit freundlichen Grüßen
Ihr
start-trading Team
P.S: Gewinne laufenlassen. So erkennen Sie den Trend (mehr erfahren)