Die EZB hat den Anlegern an den Börsen lange Zeit viel Freude bereitet. Ein großer Teil des DAX-Anstiegs ging auf die Liquiditätsschwemme der Europäischen Zentralbank zurück. Viel zu lange hat sie diese Situation aufrecht erhalten. In dieser Zeit hat sie die selbstverursachte Inflation nicht kommen sehen, dann später ignoriert und nun kann sie nicht mehr anders als zu reagieren. Zumindest verbal. Es sind nur ein par Worte, aber es reicht, um die Aktienkurse in den Keller zu schicken.
Die EZB hat heute wieder getagt, um über die Geldpolitik zu entscheiden. Sie soll eigentlich die Inflation, die jetzt Unternehmen und EU-Bürger immer stärker bedrängt, bekämpfen. Das geht am besten mit einer Leizinserhöhung. Davon will die EZB aber nichts wissen, denn die Eurozone ist in sich nicht homogen. Höhere Zinsen würde in manche Nationen zu Schwierigkeiten in der Finanzierung führen. Daher scheuen die Währungshüter eine mögliche Zinswende, obwohl es angebracht wäre.
DAX, Stundenchart, Stand 15.426 Punkte
Doch wer die Inflation bekämpfen will, der muss die Leizinsen anheben. Da führt kein Weg daran vorbei. Am Beispiel der Türkei lässt sich verfolgen, wie sich langes Zögern auswirkt. Die Inflation galoppiert einfach davon und nimmt bedrohliche Formen an. Dennoch wollte die EZB in der Vergangenheit nicht auf dies Thema eingehen. Sie hoffte viel zu lange, dass die Inflation in die Nähe von 2% zurückkehrt (so der angemessene Wert, laut EZB). Tatsächlich jedoch notiert sie aktuell bei 5,1%, was fern ihrer Planung ist.
Damit nicht auch das letzte Vertrauen in die EZB verloren geht, wurde heute das Thema Inflation angegangen. Die Währungshüter seien besorgt über die Inflationsentwicklung. Diese Aussage wertet der Markt als eine Wende in der Kommunikationsstrategie. Plötzlich ließe sich, bei anhaltendem Inflationsdruck (davon ist auszugehen), eine (oder mehrere) Leitzinserhöhung in diesem Jahr unterbringen. Die Börsen gingen sofort in den Sinkflug über.
Die US-Notenbank FED will im März 2022 die Leitzinsen anheben und hat das den Märkten klar kommuniziert. Die Bank of England (BoE) hat mit der Zinswende früher begonnen und heute noch einmal um 25 Basispunkte erhöht. Die EZB steht mit ihrer Nullzinspolitik allein da und kann sich ein Zinsgefälle nicht leisten, da sonst zu viel Kapital abwandern würde. Die EZB muss auch handeln, wie in diesem Blog schon vermehrt beschrieben wurde.
Im obigen Chartbild zeigt sich die Lage für den DAX im Stundenchart. Der Index hat seine Korrektur beendet. Der heutige Kursrückgang wird im Bereich bei 15.390 Punkten zunächst aufgefangen, doch die Situation ist kritisch. Sobald der DAX unter diese Unterstützungslinie fällt, sollte der Verkaufsdruck stark zunehmen und den Index zunächst auf 15.200 und später auf 15.050 Punkte sinken lassen. Nur ein Sprung über die Kursmarke von 15.600 Punkten würde dieses Szenario verwerfen.
Wir verfolgen den DAX-Verlauf und veröffentlichen neue Einschätzungen. Lassen Sie sich informieren. Nutzen Sie unseren Newsletter (hier eintragen).
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
start-trading Team
P.S: Wie funktioniert das Indikatoren-Trading? (mehr erfahren)