Die Zuversicht der Anleger ist zurück. Sieht man sich den Kursverlauf der letzten Tage von DAX und Nasdaq 100 an, dann könnte man annehmen, die Aussichten an der Börse seien blendend. Mit großen Schritten geht es aufwärts, Rückschläge werden gekauft, was wiederum neue Investoren zum Handeln animiert. In dem Moment, in dem die Zuversicht der Marktteilnehmer zurückkommt, sollte die laufende Erholungsrallye abrupt enden. Anleger sollten sich auf Richtungswechsel einstellen.
Noch Anfang März notierte der DAX bei 12.500 Punkten, keine zwei Wochen danach sind es 2.000 Punkte mehr. Je schlechter das Börsenumfeld wird, die vielen Gründe sind bekannt, umso größer die Zuversicht der Marktteilnehmer. Jedenfalls scheint es so. Ein Grund für das starke Kursplus in der letzten Woche war der große Verfallstag. Er zwang Marktteilnehmer, Wertpapiere zu kaufen, sofern es für den Ausgang ihres Geschäfts sinnvoll bzw. nötig war. Ein weiterer Grund, der ebenfalls in der letzten Woche auftrat, ist die geldpolitische Entscheidung der US-Notenbank FED. Sie hat die Leitzinsen um 0,25% Prozentpunkte angehoben und damit die Zinswende eingeleitet. Doch welch eine Überraschung, die Aktienkurse legten als Reaktion eine Rallye hin. Dabei gelten höhere Zinsen als nachteilig für den Aktienmarkt.
DAX, Tageschart, Stand 14.413 Punkte
Eine nahliegende Erklärung für diese überraschende Marktreaktion ist folgende: Die Anleger wussten über die kleine Zinsanhebung im Vorfeld Bescheid. Die offene Frage war daher, ob auch ein großer Schritt, nämlich 0,50 Prozentpunkte möglich gewesen wären. Warum? In Anbetracht einer zu hohen Inflationsrate von 7,9 % hätte ein klares Zeichen gesetzt werden müssen. Heraus kam nur ein kleiner, man kann auch minimaler Schritt sagen. Was als Kampf gegen die Inflation in den Medien herumgereicht wurde, ist in Wirklichkeit nichts anderes, als einen Hausbrand mit einem Glas Wasser löschen zu wollen.
Damit gibt die FED den Marktteilnehmern zwei Hinweise. Zum einen ist sie nicht gewillt, die Börsenteilnehmer im Regen stehen zu lassen. Sie versucht börsenschonend zu agieren. Dabei ist es volkswirtschaftlich ein Fehler, die Zinsen nicht frühzeitig und stark anzuheben, wenn die Inflation galoppiert. Der zweite Hinweis ist, dass die US-Notenbank die Auswirkungen der Zinswende herunterspielt, indem sie die US-Wirtschaft deutlich stärker darstellt, als sie tatsächlich ist. Auch hier kommt es zu verfrühter Zuversicht, denn nun glauben die Marktteilnehmer, eine Zinswende würde ihnen nichts anhaben können. Die Wirtschaft könnte ein höheres Zinsniveau wegstecken. Das Schlimme ist, die US-Wirtschaft ist schwach. Sie geht auf dem Zahnfleisch und hält sich nur durch viele Schulden über Wasser.
Anleger suchen sich an der Börse jedoch die Rosinen heraus und malen sich die Welt schöner, als sie in Wirklichkeit ist. Sie machen sich Hoffnungen und sind zuversichtlich für die weitere Börsenentwicklung. Wer optimistisch sein will, der kauft Wertpapiere und beginnt die Daumen zu drücken. Ob der Kauf von Aktien im Umfeld des Krieges in der Ukraine und seinen Folgen klug ist, wird sich zeigen müssen. Wie gesagt, der US-Wirtschaft geht es nicht gut und die Inflation überall in der Welt schränkt die helfenden Eingriffsmöglichkeiten der Zentralbanken ein.
Der DAX kann im Rahmen seiner Erholungsrallye vielleicht noch etwas ansteigen, nämlich bis in den Bereich bei 14.800/14.850 Punkten. Dieser zusätzliche Kurszuwachs ist jedoch kein Muss mehr. Mit dem Ende des Verfallstags am letzten Freitag sollten die Marktteilnehmer in der neuen Woche zwanglos reagieren können. Im Bereich von 14.500 Punkten kann es in Kürze zu einem Stocken des Anstiegs und dann zu einer Trendwende kommen, die zuerst zögerlich beginnt und dann deutlicher zu einem Kursrückgang führt. Unterhalb von 14.374 Punkten sollten die Kursziele bei 14.090 und später auch 13.920 Punkten erreicht werden.
Auch wenn die Kursentwicklung der Börsenkurse eine Zuversicht der Anleger widerspiegeln, es gibt derzeit keine Gründe, warum Aktien ein lohnendes Investment sein sollten. Die Auswirkungen des Ukraine-Krieges werden sich noch in den Bilanzen der Unternehmen wiederfinden. Die starke Inflation wird zu Kaufkraftverlusten der Verbraucher führen (mehr erfahren) und sich ebenfalls in den Verkaufszahlen der Unternehmen niederschlagen. Es ist deshalb zu früh, auf eine neue Börsenrallye zu hoffen.
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