Signale

Niemand könnte etwas gegen steigende Aktienkurse haben. Daher verwundert es wenig, dass die Stimmung unter den Anlegern im neuen Jahr stark euphorisiert ist. Sie haben sich an die tägliche Dosis Kursplus gewöhnt und treiben den DAX weiter vor sich her. Mit jedem neuen Tag werden die Käufer sorgloser. Sie kaufen Wertpapiere zu jedem Preis und das führt zu einem steilen Aufwärtstrend. Die Gier ist entfacht und bald müssten sich Index-Stände oberhalb von 15.000 Punkten rechtfertigen lassen.

Für den DAX-Anstieg seit Jahresanfang werden viele Adjektive bemüht. Furios, verrückt, euphorisch oder auch rasant. Der Index hat zu Jahresanfang, also vor nicht einmal zwei Wochen, bei 13.992 Punkten begonnen und jetzt die Kursmarke bei 15.100 Punkten erreicht. Woher kommt der Stimmungswandel? Bisher geht es allein um das Thema Inflation und ob die US-Notenbank FED die Leitzinsen weniger stark anheben wird, als sie das in der Vergangenheit getan hat. Diese Entscheidungsbasis ist recht dünn für solch eine außergewöhnliche Rallye, passiert ist sie trotzdem.

DAX, Wochenchart, Stand 15.110 Punkte

Wenn Geld investiert werden will, dann stehen den Kaufwilligen die Türen zur Börse weit offen. Der Aktienmarkt nimmt gerne das frische Geld der Anleger (mehr erfahren). Erst kommt das Kapital, das zu mehr Nachfrage nach Aktien führt, was die Wertpapierpreise anhebt und letztendlich den Index ansteigen lässt.

Medial wird dieses Kursplus als Sieg der Anleger über die Zentralbanken interpretiert, wie in dem Artikel „DAX-Ausblick: Das Spiel hat begonnen“ beschrieben wurde. Der vereinfachte Tenor in den Anlegerköpfen ist bekannt: weniger Inflationsdruck bedeutet weniger Gas auf dem Zinserhöhungskurs. Manche mutige Aktienbesitzer machen sich schon Hoffnungen, dass das Zins-Hoch bald gesehen werden wird und dann ginge es weiter mit dem billigen Geld. Zu sehr sind Anleger von der Geldschwemme als Folge der Finanzkrise gedanklich festgefahren. Damals führten niedrige Zinsen zu Rekordständen an den Börsen.

Der DAX müsste bei diesem Tempo atemlos sein. Sowohl die Hürde bei 14.826 Punkten und auch die bei 15.000 Punkten wurde ohne Zögern überwunden. Nun versucht sich der Index bei 15.100 Punkten. Wie im obigen Chartbild zu sehen ist, befinden sich in diesem Bereich Widerstände (15.045 und 15.142 Punkte). Doch charttechnische Hinweise verblassen in diesem Marktumfeld, weil gegen Käufer, die jeden Preis bezahlen wollen, kein Kraut gewachsen ist.

Im Automobilbereich kommt gerade Tesla in Schwierigkeiten und muss weltweit die Preise senken, damit der Verkauf seiner Fahrzeuge angekurbelt wird. In diesem Fahrwasser kommen die deutschen Automobilhersteller in Not, weil der Absatz bei Elektroautos wohl doch nicht so rosig verläuft, wie sich das manch ein Vorstand (und Investor) gedacht hat. Sollten sich die Absätze nicht erholen, dann geht es bei solch einer Preispolitik zuerst an die Marge und später folgen Verluste.

Der heutige Wochenschlusskurs beim DAX wird zeigen, ob die Anleger an den genannten Marken zu Gewinnmitnahmen neigen oder ob sie die verrückte Rallye weitertreiben werden. Bisher hat sich noch niemand an steigenden Kursen gestört, was die Sorglosigkeit unter den Marktteilnehmern verstärkt. Nur ist die Börse keine Einbahnstraße und irgendwann muss die Höhe der Aktienkurse den wirtschaftlichen Gegebenheiten angemessen sein. Diese Abrechnung steht noch aus.

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Mit freundlichen Grüßen

Ihr

start-trading Team

P.S: Wirtschaft verstehen (mehr erfahren)

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