Am Aktienmarkt kann die Stimmung nicht schöner sein. Es hat sich ein schöner Kreislauf etabliert, der täglich Kursgewinne verspricht. Der neue Tag beginnt mit positiven Vorgaben vom japanischen Nikkei-Index, welche dann die europäischen Anleger als Grund für Wertpapierkäufe nehmen. Am Nachmittag kommen dann die US-Indizes hinzu, die dann die Kurse weiter anfeuern. Dem DAX gelingt folglich ein neues Rekordhoch, das durch die Hoffnung der Anleger auf eine Zinspause angetrieben wird.
Nachdem am gestrigen Tag US-Inflationszahlen, wie vom Markt erwartet bekanntgegeben wurden, fühlten sich die Anleger in ihrer Haltung bestätigt, dass der Inflationsdruck nachlässt und dadurch die US-Notenbank FED am heutigen Abend (20 Uhr MEZ) ihre Leitzinsen nicht mehr anheben wird. Man erwartet bekanntlich eine Zinspause, sodass es keine Überraschung geben sollte. Anleger nehmen im aktuellen Umfeld jede Vorlage gerne an (hier US-Inflationszahlen) und stürzen sich sofort wieder auf Wertpapiere, um von dieser guten Stimmung zu profitieren.
DAX, Wochenchart, Stand 16.308 Punkte
Mit dieser positiven Erwartungshaltung lässt sich auch der heutige bisherige Handelstag beschreiben. Sofort nach Handelseröffnung drängt der DAX nach Norden und erreicht dabei ein Allzeithoch bei 16.336 Punkten.
Das Verwunderliche an dem aktuellen Marktumfeld ist die enorme Höhe des DAX. Während bei Nullzinsen der Aktienmarkt vom billigen Geld profitierte, notiert der Leitzins in der Eurozone jetzt bei 3,75 % und der Aktienmarkt kann trotzdem ein neues Rekordhoch markieren. Das passt nicht zusammen. Die Euphorie bezüglich KI/AI lässt manche Aktie seit Tagen klettern, so als gäbe es in der Zukunft keine Kaufgelegenheiten mehr. Ein wenig erinnert diese Gier der Markteilnehmer an die .com-Blase zum Jahrtausendwechsel, als alles, was nach Internet klang, im Preis gestiegen ist.
Der DAX erreicht heute ein neues Rekordhoch bei 16.336 Punkten. Dabei gelingt dem Index ein Ausbruch über eine hemmende Trendlinie, wie im obigen Chartbild zu sehen ist. Dieser Erfolg ist jedoch noch bis zum Ende der Woche zu hinterfragen. Erst wenn die wichtigen Entscheidungen zu den Leitzinsen in den USA und in der Eurozone verarbeitet wurden und am Freitag der große Verfall von Kontrakten und Optionen stattgefunden hat (Hexensabbat), dann erst wird den Anlegern eine abgeschlossene Wochenkerze zur Analyse vorliegen.
Im Moment haben es sich die Anleger mit ihren Positionen gemütlich gemacht. Ein sehr niedriger Volatilitätsindex zeigt diese Sorglosigkeit an. Niemand will gerade seine Aktien verkaufen, verständlich, versprechen diese doch am nächsten Tag Kursgewinne. Besonders Technologieaktien sind begehrt, auch wenn die Bewertung sehr hoch ist. Derzeit nährt die Hausse die Hausse.
Der DAX befindet sich oberhalb von 16.090 Punkten weiterhin im Rallyemodus. Ein erster Rückfall unter 16.230 Punkte (unterhalb der schwarzen Begrenzungslinie) würde zur Vorsicht mahnen. Ein Absinken des Index unter 16.090 Punkte würde für Schwäche sprechen und auch Verkaufsdruck vom Tageschart aus führen. So weit ist es erst einmal noch nicht.
Obwohl der Markt eine gekünstelte Spannung aufbauen möchte, so ist doch für die allermeisten Anleger bereits klar, dass die FED heute Abend keine Zinsveränderung beschließen wird. Trotzdem springen immer noch neue Käufer auf den fahrenden Börsenzug. Viel interessanter ist die nachfolgende Pressekonferenz, sowie die nächste Sitzung der US-Notenbank im Juli, denn dann sollte sie die Leitzinsen wieder anheben, da die Inflation weiterhin hoch ist. Sobald die Anleger den Fokus weg von heute Abend und hin auf die nächste Sitzung lenken werden, dann sollte das Auswirkungen auf die Stimmung am Aktienmarkt haben.
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Mit freundlichen Grüßen
Ihr
start-trading Team
P.S.: 4 Zeitebenen zeigen Ihnen den DAX-Trend (mehr erfahren)