An den Börsen ist eine Parallelwelt entstanden, in der die Welt klimafreundlich, die Konjunktur stark, und die Politik klug ist. Völlig losgelöst von der Realität steigt der DAX und andere Indizes Woche für Woche. Der Kursanstieg basiert dabei nicht auf fundamentalen Daten, sondern auf Hoffnungen und Wünschen. Die Zukunft muss unbedingt gut werden, heißt das Leitmotiv dieser unglaublichen Rallye, dessen Ende für alle schmerzhaft werden wird.
An dem untenstehenden Chartbild ist der unheimliche Kursverlauf des DAX zu erkennen. In einem atemberaubenden Tempo geht es seit Ende Oktober aufwärts. Mit jeder Woche festigt sich der Glaube an die endlose Rallye, die den Index auf immer neue Hochs heben soll. Nur wenn die Käufer an stetig steigende Kurse glauben, nur dann halten sie an ihren Aktien fest und zwingen dann die neuen Käufer, höhere Preise zu bieten, was wiederum Aktienkurse und Indizes steigen lässt. Diese Zuversicht ist bereits so ausgeprägt, dass auch schlechte Nachrichten nicht mehr als solche wahrgenommen werden, sondern jeder Kursrückgang als Kaufchance interpretiert wird.
So wie am Freitag, als die mit Spannung erwarteten US-Arbeitsmarktdaten stärker ausfielen, als sich das die Marktteilnehmer gewünscht hatten. Sie passten nicht in die Welt der Anleger, die sich sehnlichst Zinssenkungen im kommenden Jahre wünschen und deshalb keine Lohndruck-Inflation gebrauchen können. Zinssenkungen ist das Hype-Wort der letzten Wochen. Das ist alles, was diese Verzweiflungsrallye trägt. Sie erinnern sich an die Einleitung. Die Anleger haben sich eine schöne neue Welt ausgedacht, in der die Inflation zurückgeht, die Rezession ausfällt und die Geldpolitik wieder nach den Wünschen der Börse gemacht wird.
DAX, Tageschart, Stand 16.759 Punkte
Die Realität wird dabei stark ausgeblendet. Die Konjunkturlokomotive China zieht nicht mehr, die Probleme in der chinesischen Immobilienwirtschaft und bei den Schattenbanken lassen sich nicht kaschieren. Die USA versinken im Schuldensumpf und schieben einen Berg von 33 Billionen USD Miesen vor sich her, deren Ende wohl eine Schuldenkrise sein wird (mehr erfahren). In Deutschland zeigt sich eine handlungsunfähige Regierung, die mit einer verfehlten Klimapolitik aufwartet und sich über den Haushalt streitet, ohne Lösungen zu erarbeiten. Die Zukunft ist nicht so positiv, wie sich das die Marktteilnehmer an den Börsen wünschen.
Umso mehr fällt diese Verzweiflungsrallye aus dem „normalen“ Bereich. Wie kann der DAX um 2.000 Punkte in nur wenigen Wochen ansteigen? Es handelt sich nicht um einen Pennystock, der viele Prozente in kurzer Zeit zulegt, sondern um den Vorzeige-Index aus Deutschland. Nicht wenige Anleger verzweifeln an solch einer Börsensituation. Zu Recht, muss man sagen, aber vor dem Fall an der Börse ist häufig ein Hoch gesehen worden, das aus dem Rahmen fällt. Ob Tulpen-Blase oder dot.com-Blase. Immer gab es vor einem Absturz eine verzweifelte Rallye mit immer neuen Hochs, in der Anleger fest an das Positive geglaubt und die Kurse in den Himmel getrieben haben.
In einem normalen Börsenumfeld müssten die Kurse nachgeben. Ob wegen einem überkauften Marktumfeld, ob durch Gewinnmitnahmen oder dem nahenden Jahresende. Doch normal ist diese Rallye schon lange nicht mehr. Solange immer neues Kapital in den Markt fließt, und die Nachfrage damit hoch bleibt, werden die Verkäufer sich nicht durchsetzen können. Doch wer sollte etwas gegen steigende Börsenkurse haben, macht es doch die Aktienbesitzer reicher und signalisiert einen Wohlstand, der noch mehr Rendite fordert. Zwar kann der schnelle Kursanstieg auch schnell wieder in sich zusammenfallen, dann nämlich, wenn die erhofften Zinssenkungen nicht kommen, doch daran will der Markt noch nicht denken.
Für die nächste Woche ist die Ausgangslage ähnlich der von letzter. Nach sechs Wochen Daueranstieg müsste diese Rallye eine Pause einlegen. Doch Konjunktive wie hätte, könnte und müsste sind im Moment keine guten Ratgeber, da die Kurse machen, was sie wollen. Ein erstes Indiz für nachgebende Notierungen wäre ein Kursrückgang unter 16.727 Punkte, da dann das letzte Verlaufshoch unterschritten worden wäre. Bleibt der Index daraufhin unter 16.782 Punkten, dann gäbe es Korrekturpotenzial bis zur grünen Unterstützungslinie bei 16.430 Punkten. Unterhalb von 16.430 Punkten besteht Abwärtspotenzial bis 16.004 Punkte. Bleiben Gewinnmitnahmen aus, dann geht die Verzweiflungsrally einfach weiter, so wie die vorherigen Wochen auch.
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Mit freundlichen Grüßen
Ihr
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