Würde ein Unbeteiligter fragen, ob die Börse ein schwieriges Pflaster sei, die Antwort würde selbstverständlich ein überzeugtes „Ja“ lauten. Doch der Blick auf den Kursverlauf des Leitindex DAX spricht eine andere Sprache. Die Anleger brauchen nur Aktien zu kaufen und abzuwarten, das Kursplus entsteht wie von selbst. Einen Schub hat die Sorglosigkeit der Anleger mit dem Erfolg der ETFs erhalten. Hier müssen die Anleger nicht einmal eine Aktie auswählen. Die Börse scheint tatsächlich ganz einfach zu sein.
Dass in der abgelaufenen Handelswoche alle Börsentage mit grünen Tageskerzen abgeschlossen wurden, passt in das aktuelle glückliche Bild der Anleger. Was auch immer geschieht, es wird positiv interpretiert und die Börsen quittieren dieses Verhalten mit steigenden Kursen. Es braucht derzeit nicht viel, damit Börsenindizes steigen. Und wenn den Marktteilnehmern mal keine Begründung für den Kursanstieg einfällt, dann wird wieder einmal die Zinssenkungsfantasie hervorgeholt, die von Zeit zu Zeit mal mehr und mal weniger wird. Schon seit Monaten hoffen die Anleger auf Leitzinssenkungen der US-Notenbank, die bis jetzt nicht eingetreten sind. Die EZB scheint da schon weiter zu sein. Der Markt rechnet mit einer Leitzinssenkung in der nächsten Sitzung und preist diesen Schritt bereits ein.
DAX, Tageschart, Stand 18.772 Punkte
Nachdem ein Allzeithoch am deutschen Aktienmarkt markiert wurde, kommt es zunächst zu einer Erleichterung. Ein neues Hoch ist eine Trendbestätigung. Sie lässt bestehende Aktionäre fester an ihren Wertpapieren festhalten, die sich in ihrer Erwartung bestätigt sehen. Sie wollen höhere Kurse sehen und warten ab. Neue Anleger wollen an der positiven Börsen-Entwicklung ebenfalls teilhaben und fragen nun ebenfalls Wertpapiere nach, was wiederum die Preise steigen lässt.
In der obigen Beschreibung ist nichts von Börsen-Risiken zu lesen. Warum auch? In den Köpfen der Anleger ist das neue Normal, einfach lange genug zu warten, da dann die Kurse wie von selbst auf Rekordstände steigen. So einfach scheint die Börse zu sein. Dabei steigen nicht alle Aktien, doch der Haupttrend, der durch die Indizes ausgewiesen wird, der klettert und klettert. Analysen und fundamentale Bewertungen werden belanglos, denn die Kurse steigen ja sowieso. Abwarten auf einen guten Einstiegszeitpunkt wird zu einem Fehler, denn die Kurse warten nicht. Das neue Normal kann so schön sein.
Der DAX hat mit seinem Anstieg über 18.567 Punkte neues Börsen-Terrain erreicht. Für einen Moment ist die Erleichterung zu spüren, doch wie lange wird dieser Zustand anhalten können? Die 19.000 Punkte Marke ist in den Köpfen der meisten Marktteilnehmer schon fest eingeplant. In der Berichterstattung wird die runde Marke bei 20.000 Punkten bereits herumgereicht. Es scheint nur eine Frage der Zeit zu sein, dass die Kurse weiter steigen werden.
In der neuen Woche sollte es zum Test des Ausbruchsniveaus und der orangenen Trendlinie kommen. Da hier zwei Linien zusammentreffen, handelt es sich um einen Kreuzwiderstand. Dieser ist entscheidend für die weitere Interpretation des Marktes. Fällt der DAX unter 18.490 Punkte, dann droht Gefahr. Über dieser Marke sollte der Index zu neuen Hochs tendieren.
Letztendlich geht es an der Börse um das Kapital. Fließt mehr Geld in den Aktienmarkt führt dies zu steigenden Kursen und umgekehrt. In der abgelaufenen Woche konnten Anleger dies gut bei der Infineon Aktie verfolgen. Das Blatt wendet sich schnell, je nachdem wie die Nachfrage ist. Mit dem Rekordhoch nahm diese zu, obwohl die Quartalszahlen nicht überzeugen konnten. Neues Geld der Anleger hebt eben alle Preise. Zu dem Kapital der Investoren kommt das Geld der Unternehmen hinzu, die Milliarden für Aktienrückkäufe ausgeben (allein bei Apple sind 110 Mrd. USD dafür reserviert).
Die Mehrheit der Marktteilnehmer eint die Hoffnung auf eine positive Börsenzukunft. Fondverwalter, Rentenkassen, andere große Marktteilnehmer, alle verdienen an steigenden Kursen und trommeln daher weiter für neues Geld und neue Anleger. Im Moment wird der Eindruck erweckt, dass die Börse ganz einfach ist, nämlich Aktien oder ETFs gekauft werden und dann sprudeln die Gewinne.
Besonders die Notenbank-Politik in der Welt hat zu einer gefährlichen Sorglosigkeit geführt, die nicht passend für die Börse ist. Sie hat mit ihrer Hand an der Gelddruckmaschine ein Netz für die Finanzmärkte ausgelegt, die nur eine Scheinsicherheit bietet. Investitionen sind immer mit Risiken verbunden, Aktienkurse können fallen und auch ETFs können im Preis sinken. Ansonsten, wenn es tatsächlich so einfach wäre, dann könnte ja jeder an der Börse reich werden.
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Ihr
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