Signale

Gestern Abend hat Alcoa als erstes Unternehmen die US-Berichtssaison eröffnet. Eigentlich hat das Unternehmen Verlust gemacht, doch das hat die Analysten nicht interessiert. Irgendwie komisch, denn laut der Expertengilde könne man Sondereffekte, Einmalkosten und sonstige Kosten einfach mal ausblenden, dann hätte das Unternehmen einen Gewinn erwirtschaftet. Wofür gibt es denn dann den Saldo, fragt sich der Normalbürger, wenn man die Kosten ausblenden darf?

Das Hin- und Hergeschiebe der herausgegebenen Zahlen hinterlässt einen suspekten Eindruck. Will man da etwa die guten Zahlen hervorheben und die negativen herunterspielen? Auf jeden Fall freut sich die Börse, denn der Aktienkurs stieg nachbörslich aufgrund der guten Zahlen.

Das Lesen von Unternehmenszahlen ist eine Wissenschaft für sich. Deshalb ist es umso wichtiger, dass man sich auf ein Schlussergebnis verlassen kann. „Wie waren die letzten drei Monate?“, lautet die Fragestellung. Die Antwort ist eigentlich ganz einfach: Wenn mehr Geld eingenommen wurde, als ausgegeben, dann ist das gut. Ist die Kasse leer, dann war das letzte Quartal schlecht.

Die Analysten sehen das ganz anders. Für sie zählt nicht der Moment, sondern der Ausblick in die Zukunft. In diesem Fall haben die Alcoa-Leute alte Aluminiumhütten schließen müssen. Diese Form der Restrukturierung ist zwar sinnvoll, kostet dennoch Geld. Das heißt, die Kosten sind erst mal da und wenn diese das Quartalsergebnis schmälern bzw. zu einem Verlustbetrag führen, dann ist das so.

Der Umsatz ist um 6,5 % auf 5,45 Milliarden Dollar gesunken. Der Verlust beläuft sich auf 178 Millionen Dollar. Nimmt man jedoch die „hässlichen“ Zahlen (Sonderfaktoren) aus der Betrachtung, dann ergibt sich ein Gewinn von 98 Millionen Dollar. Darüber freut man sich jetzt.

Die Freude unter den Analysten ist nun besonders groß. Man hatte zwar nur mit 5 Cent Gewinn (ohne Sonderposten) gerechnet, dass nun daraus 9 Cent geworden sind, soll die gute Entwicklung des Unternehmens zeigen. Nicht betrachtet wird, dass die Analysten vielleicht hätten besser schätzen sollen. Es sei denn, man wollte die Hürde nicht zu hoch legen.

Aber es handelt sich bei den Unternehmensergebnissen um sehr flexible Zahlen. Schon der Buchungsvorgang ist Interpretationssache. Die Unternehmen haben also Spielraum. Wenn nun auch die Analysten anfangen, die Zahlen so lange zu drehen und zu wenden, bis sie passen, dann haben Quartalszahlen kaum noch einen Wert.

 

Mit freundlichen Grüßen

Ihr

start-trading Team

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