Manchmal sind Anleger verstimmt und stoßen eilig ihre Wertpapiere ab. Ein Grund kann sein, dass das Unternehmen seine Dividende zusammenstreicht. Hier zeigt sich dann deutlich, warum beim Aktieninvestment die Dividende und die Rendite so eine wichtige Rolle spielen und das Businessmodell nicht. Hat der Anleger bisher nur wegen der Dividende investiert oder weil er von dem Unternehmen und seinem Geschäftsmodell überzeugt ist?
In persönlichen Gesprächen mit anderen Aktionären hört man oft, in was für tolle Unternehmen investiert wurde. Die Person gegenüber schwärmt dann über die Klasse der Produkte oder über das Potential, was in dem Unternehmen stecken würde. Ein Aktionär redet nur aus zwei Gründen in diesem lobenden Ton von seinem Investment.
Zum einen kann ihr Gesprächspartner neu in diesem Wert investiert sein. Er hat sich Gedanken gemacht und hat sich eben diese Aktien gekauft. Nun hat er noch keinen Profit mit diesem Investment gemacht, aber er hofft. Die Chancen sind da, das hat er in seiner bisherigen Recherche herausgefunden. Diese Euphorie teilt er gerade mit Ihnen.
Der zweite Grund ist folgender: Ihr Gesprächspartner hat schon an diesem Investment verdient und will sich selbst loben. Er war es nämlich, der diese Perle ausgesucht hat. Das will unterstrichen werden. Ihr Gegenüber lobt das Unternehmen und den Erfolg der Produkte und meint aber seinen eigenen Profit.
Die Schlussfolgerung ist ganz einfach. Ein Unternehmen, dessen Aktienkurs steigt und dem Investor Profite einbringt, ist ein gutes. Punkt. So einfach ist die Denkweise der Marktteilnehmer. Das gilt auch für den Fall, dass man die Leistung des Vorstandes bewerten will. Ein positiver Verlauf des Aktienkurses gilt auch dort als Maßstab. Manche nennen es gar Werte schaffen, was natürlich Unfug ist.
Wenn ein Aktionär sich für ein Investment entscheidet, dann schaut er nach dem Unternehmen und dessen Geschäftsmodell. Das ist zeitlich getrennt von der Positionseröffnung zu sehen. Das Businessmodell ist nämlich solange interessant, solange die Chance auf mögliche (erhoffte) Gewinne da ist.
Nachdem ein Aktionär seine Aktien gekauft hat, sieht die Lage sofort anders aus. Dann muss Geld in irgendeiner Form fließen. Das Unternehmen muss dann die (versprochene) Dividende zahlen. Diese darf auch nicht weniger werden, sonst hagelt es gleich Verkäufe aus dem Depot. Der Anleger würde nur dann ein Auge zudrücken, wenn der Anstieg des Aktienkurses den „Verlust“ der Dividende kompensieren kann.
Nachdem ein Anleger investiert ist, sind Geschäftsmodell und andere Rahmenbedingungen Nebensache. Dieser Umstand wird allzu oft vergessen, da man fälschlicherweise annimmt, der Anleger hätte ein langfristiges Interesse an der Unternehmensentwicklung. Das war früher der Fall, heute ist das eine Seltenheit.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
start-trading Team