Gestern Abend war wieder so ein spannender Moment an den Börsen, an dem die Anleger die Luft anhielten. Die US-Notenbank FED berichtete über ihre zukünftige Geldpolitik. Sie hat es tatsächlich geschafft, dass Tapering anzukündigen und gleichzeitig die Anleger in Kauflaune zu versetzen. Sie sprach, was sie nicht meinte und sagte, was die die Marktteilnehmer hören wollen. Sie versprach etwas, was sie nicht halten will. Ein Scheinversprechen.
Manch ein Akteur schaut heute verwundert auf die Indexstände bei den großen Aktienmärkten. Die Kurse leuchten in grüner Farbe und zeigen damit ein Kursplus an. DAX und die US-Indizes geben Vollgas, weil die Anleger den Tapering-Aussagen der US-Bank keinen Glauben schenken. Die FED verkündete offiziell, ja, das Tapering wird kommen, aber sie meint es gar nicht so. Es soll erst einmal so weitergehen, wie bisher. Diese Message lassen sich die Anleger nicht zweimal sagen und kaufen sofort Aktien.
DAX, Monatschart, Stand 16.674 Punkte
Die US-Notenbank stellte einen Ausstieg aus der lockeren Geldpolitik in Aussicht. Das ist das sogenannte Tapering. Dieses Schreckenswort für die Investoren entfaltete jedoch nicht seine Wirkung, weil der FED-Chef Jerome Powell nicht mit Konjunktiven sparte.
In der Zusammenfassung lautet die Aussage, ja, das Tapering wird kommen, aber nur wenn die Wirtschaft brummt und die Beschäftigungszahlen überzeugen. Die FED sagte jedoch nicht, was diese Bedingungen bedeuten. Es gibt keine konkreten Zahlen und damit keine Messwerte. Sie sprach zwar von Tapering, aber ohne einen Zeitplan. Das ist in etwa so, wenn Sie sagen würden, bis Weihnachten habe ich die Garagentür repariert. Solange Sie nicht sagen, welches Weihnachten, haben sie endlos Zeit.
Damit schließt sich der Kreis, warum die Börsen in erster Reaktion ansteigen. Anleger erkennen, dass die Geldflutung weitergehen wird. Die Party geht weiter, so die Interpretation der Marktteilnehmer. Diese Deutung der Aussagen zur zukünftigen Geldpolitik könnte sich jedoch als verfrüht herausstellen. Die großen Zentralbanken haben den Karren bereits in den Graben gefahren (mehr erfahren) und versuchen nun zu kaschieren, wo es geht. Sie haben Wirtschaft und Staaten an das billige Geld gewöhnt und können keine Abkehr von dieser Politik wagen, ohne einen Crash zu riskieren.
Doch es gibt ein Druckmittel, welches die Notenbank zur Rückführung der Anleihekäufe bewegen könnte. Wenn die Inflation nicht mehr zurückgeht, und das wird sie nicht, dann müssen die Währungshüter die Leitzinsen anheben und die Geldflutung bremsen. An den Börsen ist dieses Szenario noch nicht angekommen. Doch das Risiko ist enorm. Warum? Das viele Geld, welches die US-Notenbank FED druckt, wirkt bei schwacher Wirtschaftslage wie ein Brandbeschleuniger. Je mehr Geld in den Markt kommt, ohne dass die Konjunktur dieses aufnehmen kann, umso mehr steigen die Preise. Die Inflation beginnt dann zu galoppieren (mehr erfahren).
Die FED hat nämlich genau das gesagt. Sie wird nicht von der Gelddruckerei lassen, wenn es der Wirtschaft nicht gutgehen sollte. Damit sind die Vorzeichen klar, wohin die Reise geht. Anleger sollten sich nicht von der ersten Reaktion an den Aktienmärkten in die Irre leiten lassen. Die Aussagen der FED, nämlich die Liquiditätsmaßnahmen zu bremsen, sind nicht das, wonach es geklungen hat. Es war ein Scheinversprechen.
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Mit freundlichen Grüßen
Ihr
start-trading Team
P.S. Verständliche Antworten. Wie viel wissen Sie über Geld? (mehr erfahren)