Das Börsenjahr 2021 hat stark begonnen, doch seitdem lässt die Dynamik des Anstiegs nach. Investoren zeigen sich zurückhaltend. Genau in diesem Moment betritt die Masse der Privatanleger das Börsenparkett, die von steigenden Kursen und einer endlosen Rallye gehört haben. Sie wollen auch Aktien kaufen und spielend Geld verdienen. Scheinbar spricht alles für die Aktienanlage und Zinsen gibt es ja auch keine. Doch solch ein Ausflug auf das Börsenparkett steht unter keinem guten Stern.
Am Ende einer Börsenrallye kommen die Indizes nur noch zaghaft voran. Alle Investoren, die überzeugte Käufer sind, haben das bereits getan. Alle Anleger, die eine Anlegemöglichkeit erkannt haben, kauften ebenfalls Wertpapiere. Alle Spekulanten, die an einem Trend mitverdienen wollten, ebenso. Zuletzt haben es auch die Zocker in den Markt geschafft, die die überhitzte Stimmung an den Märkten für den schnellen Profit nutzen wollen. Der DAX erklomm zu Jahresbeginn 2021 daher ein Allzeithoch. Wenn die Mehrheit investiert ist, dann reden alle positiv über Aktien. Nur steigen die Kurse dann nicht mehr, weil es dafür neue Käufer braucht. Und genau hier kommen die Privatanleger ins Spiel, die in der Schlussphase einer Rallye ihren Auftritt haben. Ihnen hat man in den letzen Monaten Honig um den Mund schmiert.
DAX, Monatschart, Stand 13.787 Punkte
Eine Börsenrallye muss keinen Sinn ergeben. Das hat sie in den letzen Jahren auch nicht gemacht. Unterm Strich ist für Haussebewegung an den Börsen allein das Geld der Zentralbanken verantwortlich. Die immense Liquidität hat größere Unternehmenspleiten ausbleiben lassen (Ankauf von Unternehmensanleihen) und die Staaten ausreichend mit Kapital versorgt (Ankauf von Staatsanleihen), um in der Coronakrise handlungsfähig zu bleiben. Noch Anfang 2020 belief sich die Bilanzsumme der EZB auf 4.7 Billionen Euro. Dann wurde im Rahmen von Rettungsprogrammen (das sind meist die mit den unverständlichen 3 Buchstaben) gestützt und geholfen, was nur ging. Anfang 2021 hat sich die Bilanzsumme auf 7 Billionen Euro erhöht. Ein Zuwachs von 49 % in nur einem einzigen Jahr. Woher kommt das Geld fragen sich nicht wenige.
Wenn der Euro in einem atemberaubenden Tempo aus der Luft erschaffen wird, dann ist naheliegend, dass man mehr Euros für den Kauf von Sachwerten (wie Aktien oder Immobilien) aufbringen muss. Folglich steigt der DAX immer stärker, ohne dass fundamental die Wirtschaft mitwächst. Ein untrügliches Zeichen für eine Blasenbildung. Die spannende Frage ist nun, ob die Privatanleger wissen, warum der Markt steigt. Die meisten bewerten Aktien nicht, sondern kaufen, weil sie dabei sein wollen. Die Gier frisst das Hirn, sagt man an der Börse. Sehr wahrscheinlich ist nämlich, dass Aktien allein wegen ihrer Bekanntheit (Apple, Amazon, Tesla) oder aus gehypten Branchen (Biotechnologie, Wasserstofftechnologie, Elektro) gekauft werden. Man kauft, was die anderen kaufen. Und wie das bei Privatanlegern häufig der Fall ist, weil die Kurse in der Vergangenheit gestiegen sind.
Folgende Erkenntnis ist wichtig: An der Börse gewinnt der eine Anleger auf Kosten des anderen Anlegers. Nicht alle Marktteilnehmer können Gewinner sein. Wo kämen wir da auch hin, wenn alle Menschen Börsenmillionäre wären und niemand mehr arbeiten müsste. Die Realität sieht wie folgt aus: Wenn jemand letzten Sommer Infineon Aktien für 20 USD gekauft hat und diese nun für 33 USD an einen Neuling an der Börse verkauft, dann bezahlt der neue Aktienbesitzer den Gewinn des ursprünglichen Anlegers. Und hat nun das Risiko, dass dieser Wert noch weiter steigen muss, damit auch er einen Profit erzielen kann. Aus diesem Zusammenhang lässt sich auch schlussfolgern, warum gerade jetzt immer mehr Meldungen in Umlauf kommen, dass Privatanleger nicht zögern und sich auch Aktien zulegen sollen. Die ursprünglichen Aktienbesitzer, die zu niedrigen Kursen gekauft haben, brauchen die neuen Käufer, wie das obige Beispiel zeigt. Denn an der Börse ist ein Kursgewinn erst dann einer, wenn der Gewinn realisiert wird.
Wie so häufig bei früheren Börsenblasen, kommt die Masse der Privatanleger zu spät in den Markt. Während die Kurse niedrig sind, sagt ihnen niemand, sie sollen Aktien kaufen. Erst wenn die Kurse hoch sind, dann richtet sich der Fokus an die Unerfahrenen. Daher sollten sich alle aktuellen Aktienkäufer zweimal überlegen, ob das derzeitige Kursniveau unter Chance- / Risikoaspekten überhaupt Sinn macht oder ob man nicht sein gutes Geld aus dem Fenster wirf. An der Börse gibt es keinen „free lunch“ wie man umgangssprachlich sagt. Es gibt nur große Haie und kleine Fische.
Wenn Sie mehr über die Funktion der Börse erfahren wollen, dann empfehlen wir Ihnen das Buch „Verstehen Sie Geld?“ (mehr erfahren). Sie erfahren, wie in Gelddingen alles miteinander zusammenhängt, von A wie Aktien bis Z wie Zinsen. Alles besonders verständlich erklärt.
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Mit freundlichen Grüßen
Ihr
start-trading Team