Irgendein Grund hat für ein Ende der Börsenrallye herhalten müssen. Es sollte die Bankenkrise aus den USA sein, die jetzt um sich greift. Mit dem Ende der Krypto-Bank Silvergate-Capital und der Schließung der Silicon Valley Bank sind die Anleger mit einer neuen Krisensituation konfrontiert. Anleger verkaufen ihre Aktien, worauf der DAX einknickt. In der neuen Woche sollte weiterhin Unsicherheit dominieren und die nächsten Kursziele erreicht werden.
In den letzten Wochen war die Börsenwelt in Ordnung. Zumindest nach der Einschätzung der Marktteilnehmer war alles Einigkeit und Sonnenschein. Jede Nachricht, die die Finanzmärkte erreichte, wurde in irgendeiner Form positiv interpretiert, was wiederum als Stärke des Marktes gewertet wurde. Dass der Markt dieses Kursniveau nicht hergibt, wurde in diesem Blog schon häufiger thematisiert. Mit der nun aufgeflammten Bankenkrise in den USA realisieren die Anleger, dass Buchgewinne auch wieder dahinschmelzen können. Wer kann, der zögert jetzt nicht und verkauft seine Aktien, gemäß dem Motto „if panic-panic first“.
DAX, Tageschart, Stand 15.427 Punkte
Die Marktteilnehmer sind sich noch nicht sicher, wie sehr die Bankenkrise in den USA (bisher handelt es sich um kleinere Banken) auch auf die Branche umschlagen kann. Der Sachverhalt ist diesmal nämlich anders. Bei der Bankenkrise 2008 ging es um Finanzwetten, die auf den Ausgang einer anderen Wette setzten. Der Vorgang war wie folgt: A wettet, dass dies oder jenes passiert. B wettet, dass A recht hat oder nicht und C bündelt mehrere B-Wetten, preist sie als risikoarm an und verkauft sie an unbedarfte Anleger. Hier bestand die Gefahr des Dominoeffekts. Fällt A aus, dann liegt auch B falsch und die Papiere von C gehen baden. Erfahren Sie mehr über die Finanzkrise (hier).
Die Schieflage der Silicon Valley Bank basiert auf Bilanzrisiken, die es bei jeder Bank gibt, die bisher jedoch nicht thematisiert werden. Mit der Zinswende sind die Renditen von Anleihen gestiegen. Im gleichen Atemzug fallen die Kurse der Anleihen. Sie sind also nicht mehr das wert, was in den Büchern steht. Im Falle der Silicon Valley Bank mussten diese verkauft werden und brachten viel weniger ein, als bilanziert war. Die Lücke beläuft sich auf 1,8 Milliarden USD. Diese Lücke konnte die Bank nicht füllen. Dies führte zu Unruhe, Medien berichteten, Kunden zogen ihr Geld ab und dann geht es ganz schnell. Der US-Einlagensicherungsfonds FDIC hat die Bank geschlossen und das Einlagen-Kapital beschlagnahmt. Erfahren Sie mehr über einen Bankrun (hier).
An der Börse kam ebenfalls zu Unruhe. Anleger realisierten plötzlich, dass überall, wo sich Anleihen befinden, auch Risiken bestehen. Die Deutsche Bank Aktie verlor 9 % und auch andere Finanzinstitute gaben im Preis nach. Der DAX eröffnete bereits unter 15.500 Punkten und fiel dann bis 15.427 Punkte zurück. Zwischendurch wurde auch der Preisbereich bei 15.300 Punkten erreicht.
In der nächsten Woche geht es sofort um diese Marke. Solange der DAX 15.280 / 15.300 Punkte verteidigen kann, kann es zu einer kurzzeitigen Erholungsbewegung kommen. Diese kann den DAX bis in den Bereich 15.480 führen. Solange der DAX daraufhin unter 15.500 Punkte verbleibt, sollte eine neue Verkaufswelle den Index bis 15.080 Punkte und später auch zu 14.826 Punkten führen. Kann der DAX zu Wochenbeginn die Kursmarke bei 15.280 Punkten nicht verteidigen, dann entfällt die beschrieben Erholungsbewegung.
Die Anleger an den Börsen werden hart mit der Realität konfrontiert. Viel zu lange haben sie sich die Welt schön geredet. Umso deutlicher nun der Verkaufsdruck, denn mit der Zinswende überall auf der Welt ist die Kapitalbeschaffung teurer geworden. Manche Unternehmen müssen in solch einer Situation ihre Anleihe-Bestände verkaufen. Anleihen sind, wenn sie bis zum Ende der Laufzeit gehalten werden, kein Problem, weil man dann den vollen Betrag zurückerhält. Daher vermeiden es Unternehmen, ihre Bilanzen an aktuelle Kurse anzupassen. Aber wenn sie zwischendurch, also vor Ende der Laufzeit, verkaufen müssen, dann erst wird klar, wie viel weniger Geld man erhält und wie groß die Verluste sind.
Wenn die Medien fälschlicherweise von Unternehmen „leiden“ durch die Zinserhöhungen schreiben oder wenn Unternehmen als „Opfer“ der Zinswende dargestellt werden, dann ist das nicht richtig. Jedes Unternehmen ist verantwortlich für sein Handeln. Keine Bank braucht mehr Risiken eingehen, als es vertreten kann. Wäre da nicht die Gier nach Rendite, aber das kennen Sie ja bereits.
In der neuen Woche wird auch wieder Geldpolitik gemacht. Diesmal ist die EZB dran und wird die Leitzinsen am Donnerstag erhöhen. Anleger gehen von einer Erhöhung um 0,5 Prozentpunkte aus, das ist schon eingepreist, doch die EZB wird in ihrer begleitenden Pressekonferenz weiter Druck machen und das wird den Anlegern nicht schmecken.
Die viel zu lange andauernde Rallyephase an den Börsen ist zu Ende. Endlich ist wieder Normalität an den Börsen zurückgekehrt.
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Mit freundlichen Grüßen
Ihr
start-trading Team
P.S: Mit Indikatoren zum Börsenerfolg (mehr erfahren)