Die Anleger versuchen es an der Börse weiterhin mit dem Prinzip Hoffnung. Im Nahen Osten kann der Krieg eskalieren, in Europa und in Deutschland die Konjunktur abkühlen oder die Autoindustrie an die Wand fahren. Solange irgendwo die Hoffnung auf Zinssenkungen und billiges Geld vorhanden ist, solange wollen die Anleger auch in Aktien investieren und treiben die Kurse und die Indizes vor sich her. Doch ewig wird sich dieses Prinzip nicht halten lassen.
Am Freitag war es mal wieder so weit. Arbeitsmarktzahlen aus den USA wurden gemeldet. Auch diesmal mit etwas Spannung angereichert, um die Wichtigkeit dieser Konjunkturdaten zu unterstreichen. Und siehe da, wieder einmal lagen die Erwartungen daneben, denn die US-Arbeitsmarktzahlen kamen stärker als erwartet herein. Es wurden deutlich mehr neue Stellen geschaffen. Damit ist die US-Wirtschaft als stark zu werten, was im Umkehrschluss bedeutet, dass die US-Zentralbank FED keine Eile mit Zinssenkungen haben sollte.
Aus der Brille der Anleger, die sich monatelang nach billigen Zinsen sehnten und weiterhin sehnen, waren die Arbeitsmarktzahlen negativ. Doch von sinkenden Börsenkursen keine Spur. Angeblich seien die Anleger beruhigt, wenn man den Interpretationen der Marktteilnehmer Glauben schenken darf. Damit wiederholt sich das altbekannte Bild an den Börsen. Kommen schlechte Wirtschaftsdaten rein, dann hoffen die Anleger auf baldige Zinsschritte der Zentralbanken. Kommen gute Konjunkturzahlen rein, dann läuft die Wirtschaft und die Unternehmen verdienen Geld, was wiederum dem Aktienkurs zugutekommen soll.
DAX, Tageschart, Stand 19.120 Punkte
Dabei ist das übergeordnete Bild klar. Die Konjunktur in der Welt kühlt sich ab. Das ist in China und in Europa bereits deutlich zu erkennen, in den USA befindet sich diese Entwicklung gerade in der Ausarbeitung. Nur durch große Konjunkturstimulationen (China) oder Zinssenkungen (Europa und USA) will man diese Entwicklung aufhalten. Doch nach den vielen Jahren der Prosperität, ist nach oben nichts mehr zu machen. Fabriken wurden gebaut, Kapazitäten erweitert und nun lassen sich diese nicht auslasten. Die seit Monaten andauernden Prognosekürzungen der Unternehmen sprechen eine klare Sprache, auch wenn die Anleger noch auf bessere Zeiten hoffen.
Wie in der letzten Analyse „DAX-Ausblick: Geschichte wiederholt sich nicht“ beschrieben wurde, sollte der DAX im Rahmen einer Korrekturbewegung bis in den Bereich bei 19.000 Punkten absinken. Dies ist im Wochenverlauf passiert. Nun gilt es die Kursbewegung der neuen Woche zu antizipieren.
Solange die blaue Linie bei 19.000 Punkten verteidigt werden kann, besteht die Chance auf einen neuen Versuch das bisherige Allzeithoch bei 19.491 Punkten zu erreichen. Trotz aller politischer und wirtschaftlicher Unsicherheit, das Prinzip Hoffnung überlagert an der Börse alles. Anleger wollen sich von nichts abschrecken lassen. Billiges Geld hat ihnen in der Vergangenheit zu Kursgewinnen verholfen und das soll erneut gelingen.
Anders hingegen, wenn die blaue Linie (mit etwas Toleranz), das Tief der Freitagskerze liegt bei 18.952 Punkten, nicht verteidigt werden kann. Damit würde sich der Ausbruch über die runde Marke als Falle für die Käufer herausstellen. In diesem Fall geht es sofort und ohne Umschweife auf 18.660 Punkte zurück. Die Aufgabe der runden Marke bei 19.000 Punkten ist dann für den breiten Markt offensichtlich und sollte in der Folge als Widerstand fungieren. Unterhalb von 19.000 Punkten ist das Kursziel bei 18.040 Punkten aktiviert. Diese Rückschlags-Gefahr schwebt über dem Aktienmarkt.
Für den DAX gilt: Pharma und Chemie schwach, Maschinenbau schwach, Halbleiter schwach und nun auch noch die Automobilbranche schwach. Wie lange werden die Anleger diese Entwicklung ignorieren? Billiges Geld hilft die Schmerzen zu verringern, aber es löst die meist strukturellen Probleme nicht. Hoffnung allein wird nicht reichen.
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Ihr
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