An der Börse herrscht Feierstimmung. Der DAX ist 35 Jahre alt geworden und das erste Halbjahr 2023 kann sich mit Kursperformance von 16 % sehen lassen. Trotz Krieges in Europa, trotz Inflation und trotz eines bestehenden Rezessionsrisikos, der deutsche Aktienindex zeigt sich unbekümmert. Diese einseitige Marktreaktion im ersten Halbjahr zieht nun immer mehr Anleger in den Bann, doch ob diese Entwicklung im zweiten Halbjahr fortgeschrieben werden kann, ist ungewiss.
Der Börsenhandel ist immer eine Frage des Geldes (mehr erfahren). Wenn mehr Geld in den Aktienmarkt investiert werden will, als abgezogen wird, dann steigen die Kurse. Da kann sich die Welt rückwärts drehen oder ein Krieg sonstwo ausbrechen. Den Kursen an der Börse ist das egal. Unterschwellig spielt auch die Stimmung eine Rolle. Es müssen Käufer vorhanden sein, die sich zum Wertpapierkauf entschließen und Geld in den Markt investieren wollen und dann ist wieder die erste Bedingung erfüllt, dass mehr Geld an die Börse fliest und die Kurse somit steigen lässt.
DAX, Tageschart, Stand 16.147 Punkte
Trotz aller Freude im Markt, die letzten beiden Verlaufshochs aus dem Mai und Juni wurden klar wieder verkauft. Es gibt offensichtlich auch verkaufsbereite Marktteilnehmer. Dennoch schafft es der DAX, sich wieder in die Spur zu bringen und an seine Trendrichtung aus dem ersten Halbjahr anzuknüpfen. Am Freitag ging es klar wieder nach oben, ohne zuvor Schlüsselmarken (für eine Trendwende) auf der Unterseite zu erreichen.
Aus dem Chartbild des Wochenchart (hier) ließe sich eine Anstiegsmöglichkeit bis in den Bereich bei 16.200 Punkten ableiten, wenn es dem DAX gelingen würde, den Widerstandsbereich bei 16.011 Punkten zu überwinden. Diese Marktreaktion ließ nicht lange auf sich warten. Der steile Anstieg am Freitag Vormittag, es ging wie an einer Schnur gezogen rauf, deutet auf computergestützte Systeme hin. Die zogen den Index stetig nach Norden, ohne dass sich menschliche Anleger Gedanken über Preise und die Sinnhaftigkeit eines Wertpapierkaufs machen konnten.
Zu Wochenbeginn, der zugleich Monatsanfang an der Börse ist, können sich nun auch die menschlichen Marktteilnehmer überlegen, ob sie Aktien kaufen oder ihre Wertpapiere verkaufen wollen. Der Start in die Woche sollte kurzzeitig zu steigenden Kursen führen, da zu Monatsbeginn neues Geld aus Sparverträgen / Fonds in den Markt fließt und investiert werden will. Im Bereich von 16.200 Punkten sollte sich der DAX beruhigen und dann wird es darauf ankommen, ob die Markteilnehmer dem Index eine weiterhin starke Performance zutrauen werden.
Auch an der Börse wachsen die Bäume bekanntlich nicht bis in den Himmel, könnte eine Deutungsmöglichkeit des Marktzustandes sein. Das aktuelle Kursniveau bietet daher eine gute Gelegenheit, Profite zu realisieren. Besonders die Leitzinserhöhungen seit dem letzten Jahr sollten nun in der Wirtschaft ankommen und die Kapitalbeschaffungskosten für die Unternehmen erhöhen, was sich wiederum auf die Gewinne auswirken wird. Auch die Kaufzurückhaltung der Anleger, deren Kaufkraft durch die Inflation schwindet, sollte sich in den Bilanzen der Unternehmen bemerkbar machen.
Im Bereich bei 16.200 Punkten sollte es zu einer Entscheidung kommen, wie es mit dem DAX weitergehen wird. Verbleibt der Index unter dieser Marke, dann sollte er wieder bis 15.900 Punkte nachgeben und nach einer leichten Gegenbewegung ein neues Verlaufstief markieren. Der Weg nach Süden sollte den DAX zunächst bis 15.400 Punkte führen. Anders hingegen, wenn der Index über 16.200 Punkte steigt und sich dort festsetzen kann. Solange sich der Index oberhalb der schwarzen Trendlinie befindet, kann er versuchen, wieder ein neues Allzeithoch zu erreichen, was bei Kursen über 16.427 Punkten der Fall wäre.
Trotz eines hervorragenden ersten Halbjahrs, der DAX sollte schon bald Gegenwind spüren. Das zweite Halbjahr sollte unter den Auswirkungen der Leitzinsanhebungen aus dem ersten Halbjahr stehen. Zudem wollen die großen Zentralbanken weiterhin die Leitzinsen anheben, was sie zwar schon kommuniziert haben, aber der Markt hat nicht darauf reagiert. Wenn die Börse steigen will, dann macht sie das, egal was gesagt oder getan wird. Es muss nur jemanden geben, der auch höhere Preise für die Aktien bezahlt, ansonsten endet die aktuelle Feierstimmung schneller, als sich manch ein Anleger vorstellen mag.
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Mit freundlichen Grüßen
Ihr
start-trading Team
P.S.: Mit Indikatoren zum Erfolg an der Börse (mehr erfahren)