Die Kursstände an den Börsen haben wesentlichen Einfluss auf die Interpretation des Marktes. Steigende Notierungen lassen in den Augen der Anleger die Börsenwelt positiver erscheinen und heben damit die Stimmung. Aktuell fühlen sich die Anleger deutlich wohler in ihrer Haut, denn der DAX steigt. Nur, es handelt sich bei dieser Gegenbewegung um eine Korrektur und diese steht kurz vor ihrem Abschluss.
Die letzten Tage bewegt die Marktteilnehmer die Hoffnung, dass der Shutdown in der Wirtschaft bald aufgehoben werden wird. So als würde man einen PC starten, spricht man vom Hochfahren. Gleichzeitig besteht die Sorge, dass eine zu frühe Rückkehr zur Normalität dem Virus in die Hände spielen könne und eine zweite Welle vielleicht vermehrt Infizierte mit sich bringen könnte. Fundamental bestehen zwar Sorgen, am Aktienmarkt ist davon jedoch nichts zu merken.
DAX, Tageschart, Stand 10.564 Punkte
Die Marktteilnehmer spekulieren insbesondere auf die Hilfe der Staaten und die der Zentralbanken. Es gibt kaum eine Instanz, die den Unternehmen keine Unterstützung zukommen lassen möchte. Unbürokratisch werden Gelder im Gießkannenprinzip unter die Firmen gebracht, in manchen Fällen werden sogar Umsatzverluste teilweise ausgeglichen. Das alles klingt nach paradiesischen Zuständen aus Sicht der Wirtschaft und auch aus dem Blickwinkel der Anleger, die hier wieder mit satter Unterstützung rechnen können. Erst am Freitag veröffentlichte die US-Notenbank ein Hilfsprogramm in Höhe von unglaublichen 2,3 Billionen US-Dollar.
Der DAX drängt in Folge dieser positiven Erwartungshaltung nach Norden. Dieser Anstieg erfolgt recht steil wie die gestrichelte Trendlinie (lila) seit dem Krisentief zeigt. Diese laufende Gegenbewegung ist einer Korrekturphase zuzuordnen. Die spannende Frage ist nun, wann diese beendet sein wird. Der Index nähert sich dem hellblauen Kasten. Dieser ist als Zielzone für die Korrekturphase aus dem Chartbild ablesbar. Zwischen 10.800 und spätestens 11.000 Punkten sollte die laufende Gegenbewegung enden. Dann sollten sich wieder sinkende Notierungen durchsetzen, die dann den DAX an ein Kursziel bei 10.100 Punkten führen sollten.
Die Marktteilnehmer sind derzeit gedanklich in einem Dilemma. Sie wollen an die Billionenhilfen der Zentralbanken glauben, sie sehen die gesunkenen Aktienkurse und wollen hier günstig Wertpapiere erwerben. Gleichzeitig jedoch besteht die Gefahr, dass das Hochfahren der Wirtschat verschoben werden könnte. Zudem werden sich die Konsumenten wahrscheinlich zurückhalten, auch wenn die Läden wieder geöffnet haben. Besonders in den USA kommt es gerade zu starken Verwerfungen, da sich das Coronavirus unkontrolliert ausbreitet. Die US-Regierung macht hier keinen krisenfesten Eindruck. Bisher nehmen die Marktteilnehmer an, dass billiges Geld das Problem des Nachfrageschwunds ausgleichen kann, doch diese Hoffnung könnte auf Sand gebaut sein.
Der deutsche Aktienmarkt braucht einen Rücklauf auf den aktuellen Anstieg. In Kürze ist daher wieder mit nachgebenden Kursen zu rechnen. Wenn die Kurse in Richtung der Haupttrends tendieren (abwärts), wird sich der Zustand des Marktes klarer bewerten lassen. Erst dann wird die Reaktion der Marktteilnehmer sichtbar werden, ob sie erneut aus dem Aktienmarkt flüchten oder ob die Käufer von heute dranbleiben werden.
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Mit freundlichen Grüßen
Ihr
start-trading Team
P.S. Verstehen Sie genug von Geld und Wirtschaft? (mehr erfahren)