Am letzten Freitag kam es zu einer verrückten Bewegung im DAX. Der Index gewann den ganzen Tag über hinzu. Ganze ohne Pause im Anstieg, was recht unnatürlich wirkte. So, als wollten alle Investoren auf einmal Aktien kaufen, ging es steil bergauf. Und das, obwohl der Tag schlecht begonnen hatte. Viele Marktteilnehmer können sich auf diese Kehrtwende im Markt keinen Reim machen. Manche glauben gar an einen dauerhaften Anstieg, wenn da nicht die Möglichkeit eines Fehlausbruchs wäre.
Zwei Gründe gab es am Freitag, die die unnatürliche DAX-Bewegung erklären können. Der erste ist naheliegend, weil an diesem Tag ein Verfallstag war. Große Positionen lagen auf dem Kursniveau bei 11.200 Punkten, sodass eine Abrechnung in diesem Bereich den großen Marktteilnehmern recht wäre. Ihr Interesse galt daher, den Index in die Nähe dieser Marke zu schieben, was ihnen auch gelang. An dieser Stelle merkt der durchschnittliche Anleger, wie viel Macht die kapitalstarken Börsenteilnehmer haben und wie klein sein Einfluss auf das Börsengeschehen ist.
DAX, Tageschart, Stand 11.299 Punkte
Als am Nachmittag die EZB wohlwollend auf die Anleger zuging, sie denke darüber nach, den Kapitalzugang für Banken im Euroraum zu vereinfachen, da kannten die Kurse kein Halten mehr. Die Europäische Zentralbank knickt ein, so wie die US-Notenbank FED zuvor, und kommt den Unternehmen (und den Märkten) entgegen. Die Sorge vor einer wirtschaftlichen Abkühlung muss sehr groß sein, was solche Gedankenspiele erklären würde.
Mit den beiden genannten Gründen lässt sich verstehen, wieso sich der DAX so verselbstständigen konnte. Mit einem Mal wollen zu viele Gruppen Aktien erwerben. Ein Trend beginnt, mehr Anleger ordern Wertpapiere, Handelscomputer nutzen die Bewegung und fragen ebenfalls Aktien nach. Steigende Kurse bringen Leerverkäufer, das sind die, die zuvor Aktien verkauft hatten, unter Druck, die nun ebenfalls Aktien zurückkaufen wollen. Alle wollen plötzlich Aktien kaufen und so sieht dann der Kursverlauf des DAX auch aus. Für einen Moment entweicht jede Logik aus dem Markt (daher die Bezeichnung „verrückt“). Zum Nachdenken fehlt den Anlegern die Zeit und am Ende hat der Index 300 Punkte (vom Tagestief) gewonnen und schließt fast auf Tageshoch.
Die neue Woche wird nun interessant werden, denn die Anleger hatten über das Wochenende Zeit sich abzukühlen. Gleich zu Beginn am Montag kommt es zu einer wichtigen Entscheidung im obigen Chartbild. Der DAX steht nämlich direkt vor einer Widerstandslinie bei 11.320 Punkten. Kann er diese Marke überwinden, dann eröffnet sich Anstiegspotenzial bis 11.400 Punkte und später auch bis 11.600 Punkte.
Spannend wird es, wenn der Index an dieser Stelle scheitert. Dann ist nämlich ein Fehlausbruch (gelber Kasten) möglich. Der DAX würde dann an dem Bereich bei 11.320 Punkten abprallen und sich wieder der Trendlinie (T1) nähern. Anleger würden wieder mit klarem Kopf nachdenken und sich des Risikos bewusst werden, den ein Aktienkauf in dieser Zeit mit sich bringt. Sollte dann auch der Bereich bei 11.200 Punkten unterschritten werden, dann war der irrationale Tag am Freitag aus Sicht der Käufer zurückgenommen. Dann würde sich eine stärkere Abwärtsbewegung entwickeln, die die Bewegung vom Freitag egalisieren würde. Das Kursziel lautet dann 11.050 Punkte. Anleger sollten den massiven Anstieg vom Freitag nicht überbewerten. Eine Entscheidung fällt bei 11.320 Punkten. Oberhalb dieser Marke kann der DAX weiter ansteigen, unterhalb sollte er sinken.
Wir verfolgen den weiteren DAX-Verlauf und melden uns bei unseren Lesern mit aktuellen Einschätzungen. Lassen Sie sich informieren und nutzen unseren Newsletter (hier eintragen).
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
start-trading Team