Am Aktienmarkt hat sich eine gefährliche Ruhe eingeschlichen. Anleger geben sich sorglos, weil sie alles Positive in den Kursen einpreisen. Die Rezession soll mild ausfallen, die Unternehmen gut verdienen, die Inflation nachgeben und die Zentralbanken sollen keine Leitzinsanhebungen mehr durchführen. Was auch immer das Anlegerherz begehrt, besser kann es nicht mehr kommen. Darin liegt eine Gefahr.
In der neuen Woche geht es mal wieder um Leizinsen. Sowohl die Europäische Zentralbank (EZB) als auch die US-Notenbank (FED) werden über die weitere Geldpolitik entscheiden. Während die Anleger bei der EZB von einer Leitzinserhöhung von 0,25 % ausgehen, ist das bei der FED anders. Von der FED erwarten die Marktteilnehmer eine Zinspause.
Hierbei wird immer wieder auf die Pflicht der US-Notenbank hingewiesen, auch die Konjunktur nicht aus den Augen zu verlieren. Sie soll mit ihrer Geldpolitik den US-Wirtschaftsmotor nicht abwürgen, so die beeinflussenden Kommentare. Hier muss genau hingesehen werden, denn geht es nach den Unternehmensergebnissen, die an der Börse freudestrahlend herumgereicht werden, dann verdienen die Unternehmen gut. Wer so gut verdient, der kann auch höhere Zinsen aushalten, doch davon wollen die Anleger nichts wissen. Sie messen mit zweierlei Maß. Die Zentralbanken tun gut daran, die Inflation weiter zurückzudrängen, als den Unternehmen zu mehr Profiten zu verhelfen.
DAX, Tageschart, Stand 15.949 Punkte
Im obigen Chartbild ist die riskante Ausgangssituation gut zu erkennen. Obwohl die Stimmung an der Börse überschwänglich ist, da Anleger von Produkten von Apple, Tesla und Microsoft, sowie der KI-Fantasie begeistert sind, kommt der DAX nicht über den Preisbereich bei 16.000 Punkten hinaus. Scheinbar gibt es genauso viele Aktienverkäufer wie Käufer, sodass der Index nicht weiterkommt. Nicht alle Investoren glauben offenbar an eine blühende Börsenzukunft.
In diese optimistische Grundstimmung passt ein Abrutschen des Volatilitätsindex VIX. Dieser notiert außergewöhnlich tief, nämlich unterhalb des Wertes von 15. Marktteilnehmer haben keine Sorgen vor der Zukunft am Aktienmarkt. Börse ist jedoch riskant (mehr erfahren). Wer sorglos handelt, der muss in der Regel die Folgen für seine Unachtsamkeit bezahlen. Häufig kommt der VIX mit einem starken Reversal zurück, wenn er auf solchen Niveaus notiert. Solch eine Bewegung geht dann mit sinkenden Kursen beim DAX einher.
Der DAX notiert auf demselben Niveau wie Ende April. Dazwischen gab es einen Ausbruchsversuch auf der Oberseite, der sich als Bullenfalle herausgestellt hat. Ewig kann ein Index ein festgefahrenes Kursniveau nicht halten, da bei solch kleinen Bewegungen die Liquidität austrocknet. Immer weniger Umsatz lässt die Marktteilnehmer einschlafen (und sorglos werden). Doch genau in solch einem Moment kann eine plötzliche Bewegung, z.B. verursacht durch die Leitzinsentscheidungen in dieser Woche, zu enormen Reaktionen führen.
Da sich im Chartbild nicht viel tut, bleibt auch die Interpretation der letzten Wochen gleich. Solange der Index nicht über der schwarzen oberen Begrenzungslinie schließen kann, derzeit bei 16.090 Punkten, ist in Kürze mit sinkenden Kursen zu rechnen. Nachgebende Notierungen haben ein Kursziel bei 15.600 und später bei 15.030 Punkten. Die Ausgangssituation ist riskant. Beide Richtungen sind an der Börse zwar möglich, doch durch den außergewöhnlich niedrigen VIX sollten die Käufer im Vorteil sein.
In der neuen Woche werden neue Inflationsdaten aus den USA, die US-Leitzinsentscheidung, die EZB-Leizinsentscheidung und der Hexensabbat am Freitag für Bewegung an der Börse sorgen. Ein Stein wird ins Rollen kommen und die Anleger in Unruhe versetzen. Eine starke Reaktion bei den Kursen sollte zu mehr Bewegung im Index und somit wieder für Action an der Börse sorgen.
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Mit freundlichen Grüßen
Ihr
start-trading Team
P.S.: 4 Zeitebenen zeigen Ihnen den DAX-Trend (mehr erfahren)