Wer könnte etwas gegen steigende Börsenkurse haben? Vermutlich niemand. Sinken die Preise für Aktien, dann ist unter den Marktteilnehmern meist das Gejammer groß. Aber bei steigenden Kursen verbreitet sich Freude, Anleger klopfen sich auf die Schultern und loben sich für die eigene Performance. Der DAX steigt gerade unaufhörlich. Die Übertreibung ist dabei extrem, aber das verängstigt niemanden. Anleger haben es sich mit steigenden Kursen gemütlich gemacht und werden erst mit einem Knall aufwachen.
Je schlechter die Konjunkturdaten aus Deutschland sind, umso höher steigt der DAX könnte man formulieren. Konsumklima, Geschäftsklima, Industrie alles schwach und als Beweis wurde kürzlich ein Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 0,1 % gemeldet (für Q2/2024). Deutschland schrumpft. All diese trüben Meldungen prallen in einer Übertreibungsphase an den Marktteilnehmern ab. Die Angst einen Kursanstieg zu verpassen (FOMO) ist zu groß. Anleger stürzen sich geradezu in den Aktienmarkt und kaufen Wertpapiere zu jedem Preis. Dieser Kaufdruck lässt wiederum die Kurse und die Indizes steigen.
Nach einer Weile gewöhnen sich die Aktienbesitzer an die täglich steigenden Kurse und bemerken ihre komfortable Situation. Je stärker sie an ihren Aktien festhalten, umso höher steigen die Kurse. Folglich will diese Gruppe ihre Wertpapiere nicht hergeben, was das Angebot an Aktien verknappt und wiederum (in solch einem Umfeld) zu steigenden Börsenkursen führt. Kaufwillige müssen mehr Geld hinblättern, weil die (wenigen) Verkäufer dies so fordern. Dieser Kreislauf verfestigt sich und Anleger verlieren die Börsen-Rahmenbedingungen aus den Augen. Trotz einem stark ansteigenden DAX ist die konjunkturelle Entwicklung schwach und die Unternehmensentwicklungen tendieren vermehrt zur Schwäche.
DAX, Tageschart, Stand 18.791 Punkte
Der DAX konnte in nur 17 Handelstagen statte 1.700 Punkte zulegen. So etwas ist außergewöhnlich. Allein in den letzten vier Handelstagen sind es 440 Punkte gewesen (inklusive der heutigen Intraday-Entwicklung). Das ist eine extreme Entwicklung, da sie ganz ohne Verkäufe daherkommt. Wenn an der Börse eine Entwicklung so einseitig verläuft, dann gehen in der Regel die Alarmglocken an (das sollten sie zumindest). Aber wie gesagt, wer sollte an der Börse etwas gegen steigende Kurse haben. Anleger haben das Wort „Börsen-Risiken“ vergessen.
Das obige Chartbild zeigt die beschriebene Übertreibung. Es gibt keine Widerstände mehr, keine Zonen oder Trendlinien, die sich dem Anstieg in den Weg stellen. Fast jeder Tag beginnt und endet mit steigenden Notierungen. In der Börsen-Historie endeten solchen Phasen mit einem schlimmen Kurseinbruch.
Wenn die Kurse den Anlegern davonlaufen, und das passiert in den letzten Wochen glasklar, dann stürzen sich in einer finalen Phase alle Anleger auf einmal in den Aktienmarkt und kaufen zu jedem Preis ihre Wertpapiere. Dieser Nachfrageschub ist so außergewöhnlich hoch, dass dann im Anschluss die Käufer für eine Fortsetzung des Anstiegs fehlen werden.
Der DAX nähert sich seinem Allzeithoch. Die Mehrheit der Marktteilnehmer sieht diese Höchstmarke schon bald fallen. Kurzfristig ist bei 18.780 Punkten ein Widerstand auszumachen, doch in solch einem verzerrten Börsenumfeld halten sich die Anleger nicht mehr an charttechnische Marken. Sie peitschen den Index voran.
Ein Szenario, welches sich aus der Vergangenheit ableiten lässt, ist ein kurzes neues Allzeithoch, ein DAX-Punkt über die letzte Höchstmarke von 18.892 Punkte reicht aus, welches dann stark abverkauft wird. In dem Moment, in dem die Mehrheit (sicher) von dauerhaft steigenden Börsenkursen ausgehen, kommt es zu einem heftigen Rückschlag, der dann die Masse der Anleger überraschen sollte.
Anleger erfreuen sich aktuell an steigenden Börsenkursen, während sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen verschlechtern. Es ist offensichtlich, dass diese beiden Entwicklungen nicht zusammenpassen. Diese Fehlentwicklung kann nun entweder mit einer wirtschaftlichen Hausse ausgeglichen werden oder die Aktienkurse müssen deutlich nachgeben, um die Übertreibung abzubauen. Der Anleger darf wählen, welches Szenario wahrscheinlicher ist.
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Mit freundlichen Grüßen
Ihr
start-trading Team
P.S.: Behalten Sie den DAX im Blick: 4 Zeitebenen, vier Trends (erfahren Sie mehr)