An der Börse geht es zunächst darum, dass Hoffnungen gehandelt werden. Diese werden mit Prognosen und Chancen untermalt. Es muss immer jemand anderen geben, der diese Hoffnungen für realisierbar hält und deshalb genau diese Aktien kauft. So kommen Kursanstiege zutage. An der Börse muss ein Unternehmen irgendwann jedoch auch liefern, ein Aktienkurs kann nämlich nicht alleine von Kursfantasien ansteigen. Dieser Moment der Abrechnung ist gerade genommen. Der DAX kann tief fallen.
Häufig orientieren sich deutsche Anleger an den Entwicklungen in den USA. Quartalszahlen von US-Unternehmen werden als trendweisend für deutsche Unternehmen interpretiert und Kursbewegungen der amerikanischen Indizes als Orientierung für den Kursverlauf des DAX genommen. Im Moment sollten sich die Investoren auf folgendes Thema konzentrieren, welches wir in diesem Blog schon öfter thematisiert haben. Die wirtschaftliche Realität und die Aktienkurse haben sich sehr weit voneinander getrennt und das ist gefährlich, da die Fallhöhe sehr zugenommen hat.
Unternehmen können nur noch unter Anstrengungen Gewinnziele erreichen. Das machen sie, indem sie zuvor die Prognosen und damit die Erwartungen des Marktes herunterschrauben. Ein zweiter wichtiger Punkt ist, dass Unternehmen eigene Aktien in Milliardenhöhe zurückkaufen. Der Gewinn muss daher an immer weniger Aktien verteilt werden, was natürlich das Erreichen der Gewinnziele (pro Aktie) erleichtert. Gleichzeitig halten sie sich bei Investitionen zurück, dass reduziert die Kosten. Es kommt zu einer Situation, wo ein Unternehmen an dem eigenen Ast sägt, auf dem es sitzt, denn ohne Innovation und Investition gibt es für kein Unternehmen eine dauerhafte Zukunft.
Zwei Beispiele verdeutlichen das Gesagte:
Qualcomm (Zahlen für das zweite Geschäftsquartal): Der Umsatz sank um 19 Prozent auf 5,6 Milliarden Dollar. Das ist eine Schwäche. Gleichzeitig stieg der Gewinn um 11 Prozent auf 1,16 Milliarden Dollar. Darüber freuen sich die Aktionäre und das ist gefährlich.
Visa (Zahlen für das zweite Geschäftsquartal): Der Kreditkartenanbieter Visa hat den Gewinn im zweiten Quartal um 10 Prozent gesteigert, den Umsatzausblick für das Geschäftsjahr 2015/16 allerdings gesenkt. Auch hier die gleiche Kombination. Man kann Gewinne erhöhen, jedoch immer auf Kosten der Substanz.
Auch in Deutschland lässt sich der Trend nicht leugnen. Immer wieder müssen Unternehmen Gewinn- und Umsatzwarnungen aussprechen und damit eingestehen, dass die prognostizierten Ziele nicht erreicht werden können. Wenn Gewinne erzielt werden, dann lässt meist der Umsatz und der Ausblick zu wünschen übrig. Die wirtschaftliche Schwäche ist einfach nicht von der Hand zu weisen.
An der Börse ist nun eine Phase gekommen, in der abgerechnet wird. Anleger realisieren, dass sie Hoffnungen gekauft haben, die sich nicht mehr erreichen lassen. Solch eine Abrechnung äußert sich an der Börse in stark sinkenden Kursen und panikartigen Verkäufen. Solch ein Kurseinbruch wird so lange fortgeführt, bis ein Niveau erreicht wird, das wieder als normal bezeichnet werden kann.
Der DAX ist angezählt. Die Enttäuschung nimmt größere Formen an, sobald der DAX unter 9.950 Punkten schließt. Wir informieren Sie über neue Einschätzungen durch unseren Newsletter (hier eintragen).
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
start-trading Team