Signale

Heute ist es endlich soweit, die EZB-Ratssitzung steht an. Wie wird die EZB ihre zukünftige Geldpolitik gestalten, ist die Frage, die sich die Anleger stellen. Sie hoffen, dass sie nun europäische Anleihen kauft und damit direkt in den Markt eingreift. Die Anleger haben solch einen Schritt bereits eingepreist und die Aktienmärkte schon vorauseilend steigen lassen. Doch wehe, es kommt anders, als der Anleger denkt, denn die EZB hat ja nichts versprochen.

Ohne Hoffnung läuft an der Börse nichts. Man hofft, dass andere Anleger das Potential in einer Aktie nicht bemerken, bis man selbst eingestiegen ist. Man hofft, dass die Gewinne im Depot weiter ansteigen oder dass Unternehmenszahlen besonders gut ausfallen. Auch am heutigen Tag wird Hoffnung unter den Anlegern ganz groß geschrieben. Draghi soll liefern und das großzügig.

Zentralbanken wären nicht das, was sie sind, wenn sie sich frühzeitig in die Karten schauen lassen würden. Bisher gibt es nur Absichtserklärungen der EZB und nichts Konkretes. Vor allem demonstriert die Europäische Zentralbank Stärke, dass man bereit sei zu handeln, wenn die Situation es erfordert. Niemand hat bisher etwas versprochen, was er heute einlösen wird.

Genau hier liegt das Dilemma für den Anleger. Er hofft nun auf eine Entscheidung der EZB, europäische Anleihen zu kaufen, um somit den Markt zu stützen. Was aber passiert, wenn die EZB dieser Erwartung nicht entspricht? Der DAX wäre schon viel zu weit gelaufen und der Aktienmarkt würde sofort einknicken, um sich der neuen Realität anzupassen. Ein deutliches Nachgeben der Kurse am Nachmittag ist, bei einem Ausbleiben entsprechender Nachrichten, wahrscheinlich.

Nehmen wir an, die EZB liefert tatsächlich das, was der Markt erwartet. Wie hoch wäre dann noch das Potential für den DAX zu steigen? In diesem Fall ist nämlich die Luft nach oben dünn, denn die neue Geldpolitik der EZB ist in den Aktienkursen bereits eingepreist. Die Europäische Zentralbank würde am Nachmittag nur das bestätigen, was die Anleger erwartet haben. Plötzlich gäbe es keinen Grund mehr, weiter zu spekulieren. In diesem Fall sind Gewinnmitnahmen wahrscheinlich. Auch das würde fallende Kurse am Nachmittag bedeuten.

Die EZB hat mit den Gefühlen der Anleger gespielt. Sie hat die positive Reaktion der Börsen eingefordert, indem sie die passenden Worte zur rechten Zeit ausgesprochen hat. Am Markt glaubt man nun, die EZB sei in Zugzwang und müsse liefern. Die Europäische Zentralbank muss jedoch gar nichts, sie muss stimulieren. Die Börsen zum Anstieg zu bringen ist auch eine Form der Stimulation.

Die Anleger haben sich bereits zu weit aus dem Fenster gelehnt. Noch hoffen sie, dass die EZB mehr liefert als nur das Minimum. Wird die EZB überhaupt liefern? Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass die Börsen bereits (zu) viel vorweggenommen haben. Am Nachmittag ist das Enttäuschungspotential entsprechend hoch.

 

Mit freundlichen Grüßen

Ihr

start-trading Team

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