Etwas verwundert kann der Anleger heute sein. Die US-Notenbank FED hat die schnellere Reduzierung ihrer Anleihekäufe angekündigt, sie sieht in der Inflationsentwicklung jetzt ein Risiko und sie hat die Märkte auf Zinserhöhungen im nächsten Jahr vorbereitet. Alles negative Nachrichten für den Aktienmarkt. Und was machen DAX, Dow und Co.? Die Indizes setzten zu einer fulminanten Rallye an, doch dieser Anstieg steht unter keinem guten Stern.
Manchmal ist es offenkundig und für alle sichtbar, wenn fundamentale Faktoren mit der Kursentwicklung an der Börse nicht im Einklang sind. So eine Situation fand sich gestern Abend, als die US-Notenbank FED die Weichen für mehrere Zinserhöhungen im kommenden Jahr gestellt hat. Anstatt fallender Kurse, was naheliegend wäre, begann eine starke Rallye. Dabei handelt es sich kaum um überzeugte Käufer, sondern um Handelscomputer, die um die Wette kaufen. Ein kleiner Trend beginnt, der dann immer größer wird. Hat die Dominanz so viel Gewicht erreicht, dass nun viele an steigenden Kursen teilhaben wollen (zum Nachdenken fehlt die Zeit), beeilen sich die Käufer, mehr Aktien nachzufragen. Die Shortseller kommen in Bedrängnis und kaufen ebenfalls Aktien, um ihre Positionen zu schließen. Es kommt zu einem enormen Kaufdruck, der die Anleger sich wundern lässt. So geschehen am gestrigen Abend.
DAX, Stundenchart, Stand 15.665 Punkte
Nehmen wir an, die Börsenrallye der letzten Jahre sei im Endstadium, was läge da näher, als die Marktteilnehmer in der Art zu verwirren, dass diese keine Angst vor sinkenden Kursen haben. Mit dem Kursverlauf am gestrigen Abend ist wieder Zuversicht in den Aktienmarkt gekommen. Alles halb so schlimm, so die Meinung der Aktienbesitzer. Dabei war die Pressekonferenz der FED ein klares Signal, dass die Party an den Börsen zu Ende ist. Zumindest will sich die FED nicht mehr mit Liquidität daran beteiligen. Ohne frisches Geld wird der Börsenrallye die Luft ausgehen.
Der DAX konnte im Erstkontakt mit Mühe den Kursbereich bei 15.502 Punkten verteidigen. Kurzzeitige Einbrüche wurden wieder aufgeholt. Diese Stärke ließ nun den Mut der Anleger ansteigen, die sich sehnlichst eine Wiederaufnahme der ehemaligen Rallye wünschen. Mit der Kommunikation der US-Notenbank FED kam es zu einer Aufwärtsreaktion, die extrem stark ausfiel. Für einen Moment gelang heute Vormittag ein Ausbruch aus dem fallenden Trendkanal, der sich aber als nicht nachhaltig herausstellte.
Für den weiteren Verlauf des DAX gilt es nun, besondere Vorsicht walten zu lassen. Der starke Anstieg hat nämlich Kratzer. Auffällig ist schon die ganze Handelswoche, dass die Kurse am Vormittag zulegen, diese Gewinne aber nicht gehalten werden können. Marktteilnehmer nutzen steigende Kurse, um Gewinne mitzunehmen. Dieses Verhalten lässt nicht auf eine neue Rallyebewegung schließen, ganz im Gegenteil.
Am morgigen Freitag ist wieder Hexensabbat, an dem Optionen und Kontrakte abgerechnet werden. Käufer und Verkäufer halten sich, betrachtet man die offenen Kontrakte, bei ca. 15.600 Punkten die Waage. Es ist möglich, dass dieses Niveau bis morgen Mittag „gehalten“ werden wird. Ohne dass der DAX aus dem fallenden Trend nach oben ausbricht, droht schon der nächste Abverkauf. Mit Schwung sollte es erneut in Richtung 15.484 / 15.502 Punkte gehen und diesmal kommt es zur Aufgabe dieser wichtigen grünen Linie. Danach sollte sich die Abwärtsbewegung beschleunigen und der DAX sollte dann bis zum Kursziel bei 15.020 Punkten nachgeben.
Die Aussichten an der Börse sind trüb. Die US-Notenbank FED hat klar kommuniziert, wohin die Reise gehen wird, aber die Anleger wollen diese Information noch nicht wahrhaben. Die Europäische Zentralbank EZB führt die Marktteilnehmer weiter an der Nase herum. Sie sagt, die Inflation ist hoch, aber nächstes Jahr wird es wieder besser. Sie sagt, die wirtschaftlichen Aussichten kühlen sich ab, aber nächstes Jahr, da wird es besser. Reine Augenwischerei! Sie will schlicht nichts unternehmen.
Anleger sollten den weiteren Börsenverlauf gut im Auge behalten. Ein überraschender Kurseinbruch ist jederzeit möglich, solange der Abwärtstrend Bestand hat. Das, was gerade nach einem Rallyebeginn aussieht, könnte sich schnell als ein fataler Irrtum herausstellen.
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Mit freundlichen Grüßen
Ihr
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