Gestern konnte sich der DAX von einem deutlichen Minus beginnend bis in die Gewinnzone durchkämpfen. Das klingt erst einmal positiv und einige Kommentatoren haben auch schon die Gründe für den Anstieg parat. Dennoch will keine richtige Freudenstimmung aufkommen, denn hinter der Fassade wissen die Investoren, dass der nächste Einbruch am Aktienmarkt vor der Tür steht. Wer derzeit auf steigende Kurse setzt, geht ein Risiko ein.
Steigende Kurse haben an der Börse etwas Befreiendes. Die Anleger fühlen sich befreit, so als hätte man das Böse, nämlich die fallenden Kurse, abschütteln können, so dass der Markt endlich steigen kann. Diese recht einseitig gelebte Sicht der Börse ist leider gang und gäbe in den Medien. Mit der Realität hat sie jedenfalls nicht viel zu tun.
An der Börse sind fallende Kurse genauso gut wie steigende. Es sind nur Zahlen, die sich verändern. Was heute schlecht ist, kann morgen wieder toll sein und umgekehrt. Fallende Kurse sind dabei der Weg zur Normalität. Alles, was sich an heißer Luft angestaut hat, entweicht in dem Moment, in dem die Kurse sinken. Das ist etwas Gutes, auch wenn Anleger das oftmals nicht hören wollen.
Gestern soll die Laune der Anleger angeblich durch die guten Zahlen der Citigroup hervorgerufen worden sein. Das ist natürlich sehr weit hergeholt, aber was sollen die Medien schreiben, wenn die Kurse steigen, obwohl sich in der Ukraine die Menschen bekriegen. Eigentlich passen steigende Börsenkurse nicht in dieses Umfeld.
Zu Vorsicht mahnt auch die Schwäche im Tech- und MDax. Dort sind vor allem die mittelständischen Unternehmen gelistet, die wissen, was ihnen blüht, wenn die Lage in Ukraine und Russland eskaliert. Das wird auf Kosten von Marktanteilen und Gewinn gehen. Die Investoren wissen hier ganz genau, dass ein Abstoßen der Aktien dieser meist herstellenden Unternehmen sinnvoll ist, egal, wie gut die Zahlen von Citigroup sein mögen oder auch nicht.
So ist für alle Anleger, auch die im DAX, die Gefahr vorhanden, dass man mit gefülltem Depot den nächsten Rutsch mitmachen muss. Dieses Risiko will sich der Anleger nicht eingestehen. Die Ersten reden bereits von einem Ende der Korrektur. So kann man sich natürlich auch Hoffnung machen.
Viel einfacher wäre die Fragestellung, woher denn das Wachstum für die Unternehmen herkommen soll? Darauf wird es keine leichte Antwort geben. Die Aktienkurse haben jedoch gute Geschäfte bereits eingepreist. Mit jedem Tag, an dem die Hoffnung schwindet, weil Geschäfte mit China ausfallen oder mit Russland gar nicht erst eingegangen werden, schwindet auch das Potential für steigende Aktienkurse.
Ganz im Gegenteil, die Aktienkurse sind für aktuelle Maßstäbe zu hoch. Es wäre unrealistisch, wenn sich die Anleger dieser Gefahr nicht schon bewusst wären. Wahrscheinlich wissen sie um das Risiko, doch sie wollen einfach nicht von ihren Wertpapieren lassen. Aus diesem Grund ist die Volatilität am Markt auch so deutlich angestiegen. Die Marktteilnehmer haben Angst und die lässt sich am Volatilitätsindex messen.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
start-trading Team