Die Börsenkurse kommen ins Rutschen. Noch am gestrigen Vormittag wähnten sich die Anleger fest im Sattel, doch sofort nach einem neuen Jahreshoch setzten starke Verkäufe ein. Unter anderem wird der Stimmungsumschwung mit einem Rückschlag im Handelsstreit begründet. Tatsächlich ist die Luft auf dem aktuellen Niveau sehr dünn, die Aktien zu teuer und Gewinnmitnahmen naheliegend.
Der Kursanstieg in den letzten Wochen hatte sich als unnatürlich gezeigt. Anleger feierten sinnlose Erfolge, besonders was den Handelsstreit angeht. Die US-Administration hat erkannt, dass sie immer wieder das Feuer anfachen muss, um die Rekordstände zu verteidigen. Also gibt es mal ein Phase1-Abkommen, manchmal wird betont, wie gut die Gespräche verlaufen würden, dann steht man fast vor einer Unterzeichnung. Und jeder dieser gestreuten Kommentare führte zu Kursrekorden an den US-Börsen, die ihren Effekt auch auf die Stimmung der Anleger in Deutschland hatten. Nur eine unterschriebene Einigung gibt es nicht.
DAX, Tageschart, Stand 13.102 Punkte
Gestern jedoch sagte US-Präsident Trump, dass die Chinesen einen Deal unterzeichnen müssten, so wie er es will. Wenn nicht, dann würde er die Zölle auf chinesische Produkte immer weiter anheben. Solch eine Aussage zeigt schnell, dass die Verhandlungen doch schwieriger sind, als sie an den Märkten herumgereicht werden. Jetzt haben die Marktteilnehmer diesseits und jenseits des Atlantiks eine Einigung bereits vorweggenommen, und das drückt auf das Gemüt.
Der DAX hat gestern Vormittag ein neues Jahreshoch bei 13.374 Punkten markiert und trotzdem einen Tagesverlust markiert. Das ist ein klares Zeichen für die Börsianer. Der Spurt nach Norden hat sich als eine Falle für die Anleger herausgestellt. Diese hatten angenommen, dass es mit dem Höhenflug an der Börse weitergehen würde. Sie beeilten sich, Aktien zu kaufen. Dieser Schritt hat sich als ein Fehler herausgestellt, wie an der Kursentwicklung ab der Mittagszeit abzulesen ist. Der DAX gab 187 Punkte wieder von seinem Hoch ab. Offenbar haben nicht alle Marktteilnehmer die zur Schau getragene Euphorie geteilt.
Solch finale Anstiegsphasen haben fast immer ihren Hintergrund, dass neue Käufer in den Markt gedrängt werden sollen. Die neuen Käufer werden gebraucht, damit die Investoren, die schon im Besitz von Aktien sind, diese verkaufen können. So auch am gestrigen Tag. Der Abverkauf ging bis zum Handelsschluss. Er findet heute ihre Fortsetzung. Das Niveau der Indizes war einfach zu hoch, die Aktien waren zu teuer. Nun folgt die Ernüchterung am Markt.
Mit dem Rückschlag notiert der DAX jetzt unter der Schlüsselmarke bei 13.166 Punkten (lila Linie). Damit sind die Aussichten auf der Oberseite eingeschränkt, solange der Index unter dieser Linie verbleibt. Auf der Unterseite jedoch hat sich Potenzial eröffnet. Immer mehr Anleger sollten sich nun für Gewinnmitnahmen entscheiden, was das Angebot an Wertpapieren hochhalten sollte. Käufer sollten sich auf diesem Niveau zurückhalten. Verkäufer gehen daher immer weiter mit den Preisen runter, was sich dann auch in einem sinkenden DAX niederschlagen sollte.
Erstes Kursziel für eine Abwärtsbewegung findet sich bei ca. 13.000 Punkten, das zweite Kursziel bei 12.815 Punkten. Wir verfolgen die weitere Entwicklung und melden uns mit aktuellen Einschätzungen zum DAX. Nutzen Sie unseren Newsletter (hier eintragen).
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
start-trading Team