Heute ist wieder ein besonderer Tag an der Börse. Die Kurse stiegen schon zur Handelseröffnung schnurstracks nach oben. Noch bevor die Anleger ihren ersten Kaffee ausgetrunken hatten, hatte der DAX knapp 100 Punkte zurückgelegt. Warum diese Euphorie, fragten sich nicht nur die Anleger, sondern auch die Beobachter. Die Ursache war schnell gefunden, denn der EZB-Präsident Draghi hielt heute eine Rede. Für den heutigen Tag hatten sich die Börsianer klare Worte gewünscht, die die Kurse weiter antreiben sollten. Nun herrscht Enttäuschung.
Die Anleger hängen an den Lippen der Zentralbanken. Solch eine verrückte Zeit gab es schon einmal. Damals als die Dot.com Blase sich aufblies, da achteten die Medien und die Investoren auf die Dicke der Tasche des US-Notenbankchefs Greenspan. Sie leiteten daraus ab, welche Entscheidungen getroffen werden könnten. Klingt verrückt? Ja, das war es auch.
Auch jetzt springen Kurse, nur weil ein EZB-Chef sprechen wird. Auch jetzt sind die Kursbewegungen verrückt. Jeder Termin wird im Kalender markiert. Jeder Handelstag wird als Plustag vorhergesehen. Ist Börse wirklich so einfach, fragen sich nicht nur Beobachter, sondern auch Marktteilnehmer. Die Gleichung „Draghi spricht = steigende Kurse“ hat sich schon häufig bewahrheitet, so dass Anleger bereits im Vorfeld fest mi einem steigenden DAX rechnen.
Daher ist die wilde Kauforgie am Vormittag zwar kaum zu glauben, dennoch naheliegend, wenn man sich die Gedankenwelt der Marktteilnehmer ansieht. Diese sind süchtig nach einer Mitteilung, die ihnen fortwährend Liquidität verspricht. Draghi nutzt diese Erwartungshaltung und füttert die Anleger mit Wortfetzen, die wenig aussagen, aber eben bei der wartenden Menge Wirkung erzielen.
Heute jedoch macht sich Enttäuschung breit. Die Anleger hatten zu viel vom EZB-Präsidenten erwartet. Dieser gab jedoch nichts Aufregendes von sich. Einige Marktteilnehmer erkannten schnell, dass sie zu früh gekauft hatten und der DAX plötzlich ohne Boden dastand. Schnell setzte eine Verkaufslawine ein und drückte die Kurse. Der DAX musste viel von seinem vormittäglichen Plus hergeben.
Es bleibt dabei, wie in unserer Analyse „DAX: Wochenchart signalisiert fallende Kurse“ ausgearbeitet. Solange der DAX die angesprochene fallende Trendlinie nicht überwinden kann, wird er sinkende Notierungen nicht vermeiden lassen. Das heutige DAX-Signal (ID 1462) war demnach ein Short. Daher kann der heutige Tag als ein Glücktag für all diejenigen gewertet werden, die zu hohen Kursen ihre Aktien verkaufen konnten. Alle anderen sind vermutlich den verrückten Zeiten zum Opfer gefallen.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
start-trading Team