Der DAX muss heftige Verluste einstecken. Das war insofern für die Marktteilnehmer überraschend, da sie sich noch an den letzten Strohhalmen, Zentralbanken und baldige Einigung der USA mit China, festgehalten haben. Beide Strohhalme sind nun eingeknickt und die Anleger stehen mit leeren Händen da. Ab jetzt geht es darum, heil aus dem Markt zu kommen, denn eine Seitwärtsphase steht vor ihrer Auflösung.
Es gibt an der Börse verschiedene Phasen. Steigende sind dabei die einfachsten. In solch einer ist die Stimmung gut, die Auswahl der Aktien einfach, und die Kurse klettern schnell. In einer Seitwärtsphase kommt es zu steigenden und zu sinkenden Notierungen, ohne dass der Basiswert vom Fleck kommt. Diese Phase ist nervenaufreibend. Und dann gibt es die Abwärtsphase. Sie ist für die Anleger am schwersten zu verdauen, weil die Marktteilnehmer von der Wucht des Abverkaufs überrascht werden.
DAX, Tageschart, Stand 11.872 Punkte
Das obige Chartbild zeigt den Verlauf des DAX, der seit Mai 2019 nicht mehr vom Fleck kommt. Innerhalb eines Seitwärtskanals ging es mal runter und mal rauf. Entscheidend war der Ausbruchsversuch Anfang Juli, der sofort wieder gekontert wurde. Eine Formation Island Gap, auch Inselumkehr genannt (gelber Kreis), hatte sich gebildet, welche auf eine Trendwende hinwies. Ende Juli kam es zu einem letzten Aufbäumen der Käufer, das jedoch gescheitert ist.
Aufgrund der Form der Kerzen, die sich nach dem Fehlausbruch zeigen, lässt sich schlussfolgern, dass sich nun die Investoren aus dem Markt zurückziehen. Auf die heftigen Verkäufe gibt es keine Gegenwehr mehr. Die Tageskerzen sind groß und lang. Es kommt zu Kurslücken zwischen den Kerzen. Dies sind eindeutige Indizien, dass wir uns in einem Verkäufermarkt, auch Bärenmarkt genannt, befinden.
Mit hoher Wahrscheinlichkeit hat die lange Phase des Börsenanstiegs bereits ihr Ende gesehen. Neue Allzeithochs erscheinen unter den aktuellen Umständen als unwahrscheinlich. Es ist nun eine besondere Fähigkeit der Anleger, eine dauerhafte Abwärtsbewegung auch antizipieren zu können. Durch den jahrelangen Anstieg ist in den meisten Köpfen der Börsianer die Welt noch in Ordnung. Sie gehen noch immer von der Alternativlosigkeit der Aktienanlage aus, obwohl die Kurse stark nachgeben. Dabei notierte der DAX kürzlich erst bei 12.600 Punkten und nur wenige Tage später schon bei 11.850 Punkten. So alternativlos scheint es mit dem Aktienmarkt doch nicht zu sein. An der Börse kann man Aktien auch teuer verkaufen, in Cash gehen und später Aktien wieder kaufen, nachdem die Kurse gesunken sind. Auch das ist eine Form des Gewinns, den Marktteilnehmer in solch einem Umfeld berücksichtigen sollten.
Der DAX ist mit dem Erreichen der Kurszone bei 11.850 Punkten an der unteren Begrenzungslinie des angesprochenen Seitwärtskanals angelangt (rote Linie). Die kommende Woche steht nun ganz im Fokus dieser Kursmarke. Jede Notierung unterhalb der roten Linie würde für eine direkte Fortsetzung des Abverkaufs sprechen. Das nächste Kursziel lautet 11.300 Punkte.
Sollte der Preisbereich bei 11.850 Punkten verteidigt werden können, dann kommt es kurzfristig zu steigenden Notierungen. Diese Anstiegsbewegung steht jedoch unter einem ungünstigen Stern, denn jedes Kursplus ist ein Argument für die Verkäufer, ihre Aktien loszuwerden. Somit sollten mehr als 12.050 Punkte nicht drin sein. Bereits die Zone bei 11.990 Punkten ist ein hartnäckiger Widerstandsbereich. Sobald die Gegenbewegung abgeschlossen ist, geht es rapide abwärts. Auch in diesem Fall lautet das Kursziel 11.300 Punkte.
Die Stimmung an der Börse hat deutlich gedreht, man kann sie auch als extrem gefährlich bezeichnen. Ab jetzt werden sich Käufer zurückhalten. Andere werden versuchen, aus dem Markt herauszukommen. Steigende Kurse werden daher als Verkaufsgelegenheit interpretiert werden. Die Risiken am Aktienmarkt haben deutlich zugenommen, was sich in erhöhter Volatilität ausdrücken wird.
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Mit freundlichen Grüßen
Ihr
start-trading Team