Wegen des heutigen Hexensabbats haben die Anleger gebannt diesem Tag entgegen gefiebert. Es sollen geheimnisvolle Dinge passieren. Was aber genau, das weiß niemand. Man munkelt, es könne zu großen Ausschlägen in den Indizes kommen, weil die großen Spieler mit großem Geld hantieren werden. Privatanleger sollten sich fernhalten, wird ehrfürchtig gewarnt. Wird vielleicht so viel über die Hexenankunft berichtet, weil man von anderen Dingen ablenken will?
Es muss wieder einmal gesagt werden. Früher war das an der Börse anders. Da gab es tatsächlich um 13 Uhr die großen Ausschläge an der DAX-Tafel, vor denen immer wieder gewarnt wird. Blickt man auf die vergangenen Verfallstage zurück, dann ist von Ausschlägen nichts mehr zu sehen. Es lohnt sich also kaum, in Sorge zu geraten, denn der Spuk ist schnell vorbei. Die wichtigere Frage ist, wie es nach dem Hexenbesuch weitergeht.
Der Großteil der Hexen ist weg. Wie wird sich der Börsianer in das Wochenende verabschieden? Wird er seine Aktien verkaufen und sich ein paar Tage Ruhe gönnen? Wer weiß, was sich im Duell zwischen Russland und dem Westen für neue Drohgebärden auftun.
Andererseits: Der DAX hat bisher eine starke Woche zurückgelegt. Das macht bei einigen Investoren vielleicht Lust auf mehr. Warum also die Welle nicht so lange reiten, solange sie die Aktienkurse nach oben trägt? Für beide Standpunkte gibt es entsprechende Argumente.
Besonders der schnell wieder zurückgekehrte Optimismus mahnt jedoch zur Vorsicht. Noch vor einer Woche konnten die Anleger die Börse nicht schnell genug verlassen. Und jetzt ist alles vergessen? Manch ein Leser mag einwerfen, dass die Investoren nach vorne blicken würden. Das machen Sie aber immer dann, wenn die Aktienkurse steigen sollen oder begonnen haben zu steigen. Wehe, die Aktienkurse steigen nicht, dann ist die Angst wieder da und dann schaut man sich überrascht in der Vergangenheit um, wie damals reagiert wurde.
Die Hexenstory diese Woche könnte ein Ablenkungsmanöver gewesen sein. Zu sehr wurde auf dieses Ereignis (großer Verfallstag) fokussiert und das hat den Blick auf die aktuellen Sorgen der Anleger vernebelt. Vergessen wurde der begonnene Abverkauf an den Aktienmärkten. Scheinbar kann man die Börsianer leicht blenden, ist die Erkenntnis dieser Woche.
Große Spieler am Markt können von diesem Manöver profitieren. Sie haben nun Gelegenheit, in die steigenden Kurse hinein ihre Anteile zu verkaufen. Wenn in der kommenden Woche die Kurse wieder zu purzeln beginnen, dann werden sich die kapitalstarken Investoren ins Fäustchen lachen und über die leichtgläubigen Privatanleger herziehen.
An der Börse verhält es sich wie in der Politik. Vieles passiert nicht zufällig, auch wenn es auf den ersten Blick so aussehen mag. Eine Portion Vorsicht und der gesunde Menschenverstand sind ein gutes Gegenmittel gegen jegliche Art von Täuschung.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
start-trading Team