Das erste Halbjahr an der Börse ist rum. Die Medien trauern wegen der schwachen Performance des DAX. Der Juni war sogar der schlechteste Juni in der Geschichte des Börsenindex. Bei all der Not und all den Klagen verlieren die Anleger den Blick für das Wesentliche. Es geht an der Börse nicht um das Wunden lecken, sondern um den Blick nach vorne. Nachdem die ersten sechs Monate schlecht verlaufen sind, hoffen viele Anleger nun auf das zweite Börsenhalbjahr.
Dass am Aktienmarkt die Kurse fallen, ist ganz normal. Dieses Wissen zu vermitteln ist jedoch schwer. Viele Marktteilnehmer wollen nur steigende Kurse sehen, was zwar in ihren Augen richtig ist, aber dem Börsengeschehen nicht gerecht wird. Die Börse ist ein Ort der Spekulation (mehr erfahren). Da muss es Leute geben, die Fehler machen und Aktien zu teuer kaufen. Es muss Überraschungen geben und selbstverständlich auch sinkende Notierungen. Wie sonst sollen die Kurse wieder zu einer normalen Bewertung zurückfinden?
DAX, Wochenchart, Stand 12.879 Punkte
Entscheidend für den Börsenerfolg ist das rechtzeitige Antizipieren der Zukunft. Anleger hatten zu Jahresbeginn die Gelegenheit, ihre Aktien teuer zu verkaufen. Nur wenige haben davon Gebrauch gemacht. Die jahrelange Gier nach steigenden Kursen hat die Anleger an ihren Aktien klammern lassen. Viel zu lange wurde von der alternativlosen Aktienanlage gesprochen.
Nun dominieren die Themen Inflation und Rezession. Inflation war nicht zu vermeiden, nachdem die Zentralbanken so viel neues Geld in Umlauf gebracht haben. Der Wert des Geldscheines ist gesunken, weshalb man nun immer mehr davon aufbringen muss, um die gleiche Sache zu erwerben. Im ersten Börsenhalbjahr hat die Geldpolitik der Inflation noch nicht viel entgegengesetzt. Besonders die EZB zögert und zaudert und das ist brandgefährlich. Irgendwann lässt sich der Inflationsdruck nicht mehr bremsen.
Die Aktienmärkte nehmen die Zukunft vorweg, so sagt man in Fachkreisen. Angeblich würden die Anleger 6-9 Monate in die weitere Entwicklung blicken und daher heute schon handeln. In diesem Fall geht es um die Sorgen rund um die allgemeine Teuerung und natürlich um die Rezession, die sich schon am Horizont ankündigt. Wer diese Entwicklung vorhersah, der konnte rechtzeitig seine Gewinne mitnehmen und den sinkenden Kursen zusehen.
Bereits im Januar 2022 wurde in dem Artikel „DAX-Crash: Kursziel für das Frühjahr 2022“ auf die Trendwende an der Börse hingewiesen. Es hieß:
Die jetzt begonnene Abwärtsbewegung ist heftig. Es handelt sich um einen Crash und je früher die Einsicht unter den Anlegern erwacht, umso besser.
Nun ist Frühjahr herum, das Kursziel aus der obigen Analyse erreicht und nun sind wir im Sommer. Manch ein Anleger will nun nach vorne blicken und erhofft sich Besserung für sein Depot. Hoffnung ist an der Börse allgegenwärtig. Entscheidend sind zwei Dinge. Erstens, es kündigt sich eine Wirtschaftskrise an. In solch einem Umfeld ist niemand bereit, ins Risiko zu gehen. Nur wenn die Zentralbanken ihren Plan aufgeben (Inflationsbekämpfung) und wieder auf das Gaspedal treten (Leitzinssenkung, um Rezession zu bekämpfen), nur dann könnten die Aktienmärkte von dieser Entwicklung profitieren. Wie schon aus den vergangenen Jahren bekannt ist, billiges Geld hebt die Börsenkurse.
Der zweite Hinweis für Optimismus wäre aus dem Chartbild abzuleiten. Ohne eine Rückeroberung der schwarzen horizontalen Widerstandslinie bei 13.770 Punkten ist beim DAX nichts zu gewinnen. Auch wenn der Index in den kommenden Wochen ansteigen sollte, ist Vorsicht oberstes Gebot. Erst Notierungen über dieser Schlüsselmarke lassen dauerhaft steigende Kurse zu.
Anleger mögen zwar auf ein besseres zweites Halbjahr hoffen, doch die Aussichten sprechen dagegen. Vor allem sind die Unternehmen bisher noch gar nicht in wirkliche Not geraten, was gegen eine Bodenbildung spricht. Erst, wenn es Gewinnwarnungen hagelt, wenn Unternehmen die Dividende streichen und Kapazitäten herunterfahren, erst dann kann von einem Börsentief gesprochen werden, vorher nicht.
Am Wochenende verfassen wir wieder den DAX-Ausblick für die nächste Handelswoche. Lassen Sie sich informieren. Nutzen Sie unseren Newsletter (hier eintragen).
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
start-trading Team
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