Am heutigen Morgen springt der DAX mit einer großen Kurslücke in den Handelstag. Die Anleger sind besonders optimistisch gestimmt, weil sie annehmen, dass die EZB endlich helfen wird und sich nicht mehr länger ziert, aktiv in den Markt einzugreifen. So wurde die Aussage des EZB-Präsidenten Draghi bewertet, der wieder einmal rhetorisch genau das sagte, was die Anleger hören wollten. Ob der bisherige Kursanstieg Bestand haben wird?
Ist es Zufall, dass die EZB immer dann die Hauptrolle an den Börsen einnimmt, wenn die Kurse auf wackligen Füßen stehen? Einen gewissen Beigeschmack hat solch eine Handlung schon. Denn plötzlich sind viele Anleger auf dem falschen Fuß erwischt worden und das führt zu einer besonders starken Marktreaktion.
Dabei sagte Draghi nichts wirklich Neues. Wer die Aussagen der Europäischen Zentralbank regelmäßig verfolgt, der weiß, dass die EZB bereit ist, auch aktiv in den Markt einzugreifen, um z. B. Anleihen aufzukaufen. Nichts anderes hat der EZB-Chef bei seiner Rede im amerikanischen Jackson Hole gesagt.
Aber Draghi wäre nicht Draghi, wenn er nicht wüsste, wie er seine Worte formulieren soll. Wenn der EZB-Chef sagt, er werde die niedrige Inflation klar bekämpfen, dann heißt das was. Und wenn dieser Mann dann auch noch hinzufügt, mit allen Mitteln vorgehen zu wollen, dann schmelzen die Anleger nur so dahin. Da ist er wieder, der Mann, der mit dem Zusatz „whatever it takes“ einen beispiellosen Börsenboom auslöste und den Euro gerettet hat.
Jetzt sind die Anleger kurzfristig aus dem Häuschen und freuen sich über diese (bisher verbale) Unterstützung. Fragt sich nur, ob die EZB wirklich auch handeln wird. Zudem ist der Standpunkt nicht neu, so dass ein deutlicher Kurssprung am Aktienmarkt nicht wirklich nötig gewesen wäre.
Für den Nachmittag wird sich zeigen müssen, ob die bisher erreichte Höhe bei 9440 Punkten gehalten werden kann. Der Markt spielt hier die Karte einer Befreiungsrally. Plötzlich hat sich der DAX von seinen charttechnischen Zwängen lösen können und am Parkett sind die 10.000 Punkte auch wieder ein Thema.
Zu oft hat sich die EZB in die Börsenbewegungen eingemischt. Die amerikanische FED handelt ähnlich. Irgendwann wird die bloße Ankündigung von Absichten nicht mehr bei den Anlegern ankommen. Irgendwann werden die Anleger realisieren, dass zu viel Psychologie und zu wenig Fundamentales einen dauerhaften Anstieg am Aktienmarkt nicht untermalen kann.
Für den Moment geht der Punkt wieder einmal an die EZB, die es geschafft hat, den Märkten Kraft einzuflößen. Dafür lieben die Anleger Herrn Draghi, denn alles, was an der Börse für sie zählt, sind steigende Kurse.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
start-trading Team