Der DAX erreicht die Kursmarke bei 11.000 Punkten. Überrascht blicken die Marktteilnehmer auf ihre Bildschirme. Ist das der Index, der noch vor wenigen Wochen bei 8.300 Punkten notierte? Vergessen sind all die Sorgen um eine einbrechende Wirtschaft, die weder wieder zu alter Form zurückgefunden hat, noch zu einer anderen Normalität zurückgekehrt ist. An der Börse springen die Kurse gerade aus einem anderen Grund.
Der heutige Handelstag war zunächst als langweilig zu werten. Weder ging es rauf noch fielen die Kurse. Anleger hielten sich bedeckt und warteten ab. Doch um 14:30 Uhr dann die Überraschung, welche die Marktteilnehmer durcheinanderwirbelte. Das US-Biotech-Unternehmen Gilead arbeitet an einem möglichen Gegenmittel gegen das Covid-19 Virus. Die Kurse schießen in die Höhe und kennen kein Halten mehr. In großen Schritten legt der DAX ca. 200 Punkte zurück, ohne dass die menschlichen Anleger reagieren können. In der Regel sind solche rasanten Kursbewegungen das Resultat von Handelscomputern und elektronischen Positionsschließungen von Leerverkäufern zuzuordnen.
DAX, Tageschart, Stand 11.007 Punkte
Verrückt sind die steigenden Börsenkurse schon. Steht doch auf der Habenseite nichts, während sich auf der anderen Seite Hoffnung türmt. Seit dem Ausbruch der Coronakrise sind die Zentralbanken die einzigen Akteure, die die Märkte stützen können. Erfolge der Unternehmen sind Mangelware und wie zu erwarten ist, warnen auch immer mehr Firmen, dass die Aussichten trüb sind.
In diese Situation passen die Konjunkturdaten, die heute gemeldet wurden. In den USA ist die Wirtschaft (BIB) im ersten Quartal um annualisiert 4,8 Prozent gefallen. Ein starker Einbruch. In Deutschland zeigt sich ein ähnliches Bild. Das Wirtschaftsministerium erwartet in diesem Jahr einen BIP-Rückgang um 6,3 %. Alles trübe Daten und dann folgt der Blick auf den DAX, der die Marke bei 11.000 Punkten erreicht. Verrückt.
Wie nachhaltig der nachmittägliche Anstieg sein wird, muss sich noch zeigen, da an dem Kursbereich bei 11.000 Punkten eine Widerstandslinie zunächst hemmend wirkt. Interessant ist nämlich, dass die Börsenteilnehmer ein mögliches Gegenmittel feiern, was weder zugelassen ist, noch seinen Wirkungsgrad unter Beweis gestellt hat. An der Börse reicht schon eine einfache Meldung aus, um die Anleger durcheinanderzuwirbeln (oder um schlechte US-Konjunkturdaten zu übertünchen).
Das Verhalten der Anleger im Kursbereich bei 11.000 Punkten gibt die Richtung für die nächsten Tage vor. Notierungen über dieser Marke lassen dem Index Freiraum bis zur Zone bei 11.270 Punkten. Bleibt der Index unterhalb dieser Marke, dann sollte ein Test des Kursbereiches bei 10.800 Punkten erfolgen.
Die Kursreaktionen an den Börsen werden immer irrationaler. Ein Grund ist die zunehmende Technik, die ein rasant schnelles Reagieren auf Meldungen zur Folge hat. Ein weiterer Grund ist die Hoffnung der Marktteilnehmer auf die Zentralbanken, heute Abend spricht die US-Notenbank FED, dass diese alles Mögliche unternehmen werden, um die Unternehmen und die Wirtschaft zu stützen. Dabei, und das ist das tatsächlich Verrückte, geht diese Hoffnung mit aktuell ganz schlechten Daten in der Realität einher. Je schlechter die Wirtschaft, umso stärker steigen die Börsenkurse.
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Mit freundlichen Grüßen
Ihr
start-trading Team
P.S. Geld aus der Luft: Wie funktionieren die Zentralbanken (mehr erfahren)?