Der DAX kann sich trotz aller Widrigkeiten auf ein Rekordhoch schieben. Keine Inflationsangst und keine Coronakrise können den Hunger der Anleger auf Aktien bremsen. Scheinbar haben die Käufer nur auf diesen Rallyemoment gewartet und saugen sich mit immer mehr Wertpapieren voll. Die Stimmung wird euphorisch. Für einen Moment kann die Börsenparty nicht schöner sein. Doch genau jetzt verlieren die Kurse den Boden unter den Füßen und manch einer bezahlt zu viel für seine Aktien.
Jeder weiß, dass eine Tesla-Aktie nicht mit einer Marktkapitalisierung bewertet werden kann, wie alle anderen großen Autohersteller zusammen. Für einen Bitcoin muss man vielleicht keine 60.000 USD bezahlen. Die Käufer machen es trotzdem. Wie die Vergangenheit gezeigt hat, ist immer ausreichend Nachfrage nach Aktien vorhanden, die dann die Kurse zum Anstieg animieren. Steigen die Kurse, werden Gewinne erzielt, die wieder investiert werden wollen. Mehr Geld fließt an die Börsen, die Stimmung steigt und die Indizes erreichen Rekordstände. Das ist dann der Moment, in dem die Party am schönsten ist.
DAX (längerfristig), Wochenchart, Stand 16.288 Punkte
Am gestrigen Handelstag ließ sich ein Stillstand im DAX-Verlauf verfolgen. Was eigentlich als DAX-Verlauf bezeichnet werden soll, war ein festgefahrener Index, der nicht mehr von der Stelle kam. Sofort nach der ersten Handelsstunde verließen den Index die Kräfte. In einer ganz kleinen Range von ca. 20 Punkten passierte den ganzen Tag nichts. Für einen euphorischen Aktienmarkt ist das ein sehr außergewöhnlicher Tag. Der Grund für diese Zurückhaltung findet sich im nachfolgenden Chartbild.
In der langfristigen Betrachtung des DAX, das Chartbild beginnt im Jahre 2008, lässt sich ein steigender Trendkanal erkennen. Im Bereich von 16.300 Punkten verläuft die obere Begrenzungslinie. Der Index näherte sich dieser Widerstandslinie und dann ging es nicht mehr weiter. Die Käufer hielten sich zurück und Verkäufer hielten ebenfalls die Füße still. Nichts ging mehr. Dieser langfristige Trendkanal findet an der Börse Beachtung und lässt Rückschlüsse zu, weshalb es in den letzten Wochen am Aktienmarkt so unnatürlich zugegangen ist.
Im Grunde hatte der DAX eine Abwärtsbewegung bereits im August 2021 begonnen (oberes Ende der grünen Linie). Es kam damals zu einem Rücklauf und Test an die blaue Linie bei 15.000 Punkten. Kurzzeitig sank der Index bis in den Bereich bei 14.818 Punkten. Diese Abwärtsbewegung, die eigentlich ein Anfang einer größeren Korrektur an der Börse werden sollte, wurde jedoch schnell gekauft. Viel zu schnell, muss man rückblickend sagen, denn der DAX steigt seit Wochen wie an einer Schnur. Es gibt kein Luftholen und keinen Kursrückgang mehr. Solch ein extremer Anstieg ist unnatürlich und lässt auf verzweifelte Käufer schließen. Solch eine Phase wird als finaler Blow-off bezeichnet, der in der Schlussphase eines völlig euphorisierten Marktes auftritt.
Plötzlich, so das Gefühl der Marktteilnehmer, eröffnen sich Chancen auf Kursgewinne für alle an der Börse. Große und kleine, institutionelle und Privatanleger, sie alle eint der Glaube zur richtigen Zeit im Markt zu sein. Jetzt wird mit vollen Händen investiert. Privatanleger verschulden sich und kaufen Wertpapiere auf Kredit. Große Marktteilnehmer wollen sich im Wettbewerb mit der Konkurrenz durchsetzen und gehen auf der Jagd nach Rendite größere Risiken ein. Alle fragen gemeinsam Wertpapiere nach, wodurch die Kurse mit Leichtigkeit klettern. In diesem Moment ist die Party am schönsten.
Wenn gefühlt alle Marktteilnehmer von steigenden Kursen überzeugt sind, dann zahlen sie jeden Preis für eine Aktie. Immer höhere Kurse führen zu höheren Bewertungen. Unternehmen sind plötzlich Milliarden wert, nicht wirklich, sondern nur an der Börse (mehr erfahren). Es kommt in solch einer finalen Phase zu Übertreibungen. Alle Augen sehen dann nur noch Chancen für Ihr Anlage. Jede Investition ist jedoch auch mit einem Risiko verbunden. Fällt dieses (das Risiko) bei der Anlageentscheidung weg, gerät der Markt in eine Schieflage (Kurse steigen zu schnell und zu hoch), die dann mit einem heftigen Preiseinbruch korrigiert wird.
Anleger sollten auf die Begrenzungslinie bei ca. 16.300 Punkten achten. Es sollte nicht überraschen, wenn der DAX an dieser Stelle den Rückwärtsgang einlegt. Was zunächst als kleine Korrektur beginnt, sollte dann in eine größere Abwärtsbewegung münden. Das Fatale wird sein, und das war in früheren Euphorie-Phasen auch schon so, die Anleger werden in die fallenden Kurse hinein Aktien kaufen. Sie werden Chancen sehen, wo keine sind. Sie werden auf eine baldige Wideraufnahme der Rallye hoffen, die sich nicht einstellen wird. Marktteilnehmer werden durch einen nachgeben Aktienmarkt überrascht werden. Sie werden, während die Kurse sinken, ihre Positionen verbilligen und Aktien nachkaufen. Und obwohl es in den letzten Wochen den Anschein macht, als könnten die Börsenkurse nie wieder fallen, werden sich Marktteilnehmer mit größeren Verlusten konfrontiert sehen. Diese werden für viele eine ganz neue Erfahrung sein. All diese Entwicklung beginnt in dem Moment, in dem die Party am schönsten ist. So wie jetzt!
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Mit freundlichen Grüßen
Ihr
start-trading Team
P.S. Schätzen Sie den DAX richtig ein! Dabei hilft Ihnen das Indikatoren-Trading (mehr erfahren)