An der Börse ist die Euphorie ausgebrochen. Der DAX steigt in nur drei Handelstagen um satte 700 Punkte. Viele Marktbeobachter glauben zu Recht, dass so etwas nicht normal sein kann. Und dennoch geschieht es. Die Medien haben sich auf die US-Zinswende eingeschossen. Dabei geht dieser Aspekt nicht tief genug. Um zu verstehen, warum der Aktienmarkt so deutlich steigt, muss man sich die Marktteilnehmer genauer ansehen, die nicht aus Fleisch und Blut sind. Diese befeuern nämlich den Anstieg.
Die aktuelle Börsenparty kann nicht allein der US-Zinswende zugeordnet werden. Vor allem ist solch ein Schritt kein Grund, um zu feiern. Anleger hatten in der Vergangenheit häufig Sorge, wenn es Diskussionen um eine mögliche Zinserhöhung gab. Jetzt plötzlich ein Sinneswandel. Trotz Zinserhöhung steigen die Börsenkurse rasant. Dabei hat diese Denkweise einen Fehler. Steigende Zinsen machen die Aktienanlage weniger attraktiv.
Angeblich freuen sich einige Börsianer, dass zwar ein erster Zinsschritt beschlossen wurde, doch weitere sollen auf absehbare Zeit nicht folgen. Der Gedanke der Anleger ist demnach, dass man weiter von dem billigen Geld der Notenbanken profitieren könne. Erneut wird hier etwas Wichtiges nicht bedacht. Billiges Geld von vor sieben Jahren ist anders zu werten als jetzt. Heute sind die Aktienkurse schon weit gestiegen, damals nicht. Die Wirkung von billigem Geld lässt daher nach, doch soweit wollen die Anleger offenbar nicht denken.
Der laufende Anstieg ist das Resultat eines Automatismus, der sich aus der Zusammensetzung der Marktteilnehmer ergibt. Handelscomputer sind starke Teilnehmer am Markt, die fortlaufend agieren und nicht zu bremsen sind, wenn Kurse steigen oder fallen. Sie sind trendbeschleunigend. In diesem Fall begannen die Kurse zu steigen. Laufend werden dann neue Kaufaufträge in den Markt geben. Gleichzeitig wird der Käufer für solch einen Schritt mit Gewinnen belohnt. Weitere Nachfrage durch andere Handelscomputer lässt die Kurse weiter steigen und das führt wiederum zu neuen Kaufimpulsen, die die elektronischen Marktteilnehmer zu einer neuen Handlung führen. In solch einer Situation erscheinen Kursbewegungen völlig unnatürlich, weil sie ganz ohne Pause ansteigen.
Die Dominanz der elektronischen Marktteilnehmer hat zu folgender Entwicklung geführt. Es geht an der Börse vornehmlich darum, der Masse als Erster eine Richtung aufzudrücken. Können Käufer eine Kaufbewegung in Gang setzen, dann beginnen die Handelscomputer mit ihrer Arbeit. Es ist immer die Frage, wer sich zuerst durchsetzen kann. Zudem geraten Leerverkäufer in solch einem Umfeld in Not und flüchten aus dem Markt, indem sie zuvor verkaufte Aktien wieder zurückkaufen. Das wiederum lässt die Kurse steigen und animiert weitere elektronische Marktteilnehmer zum Kauf. Diese erzeugen neue Nachfrage, welche die Kurse steigen lässt.
Es ist nur nicht abzusehen, wann die Besitzer der Handelscomputer dem Treiben ein Ende machen. Sobald der Automatismus unterbrochen wird, fallen die Kurse erst einmal kräftig. Das ist auch der Grund, weshalb menschlichen Anleger nicht auf den fahrenden Zug aufspringen (können) und wie gebannt zusehen.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
start-trading Team