Portugal will den Rettungsschirm verlassen, weil das Land glaubt, es könne jetzt wieder auf eigenen Füßen stehen. Zuvor hatte man sich verspekuliert und schnell in die Hände der Troika begeben. Diese sollte das Land stützen, stattdessen hat es Portugal ruiniert. Die Wirtschaft ist dahin und es gibt Arbeitslose, soweit das Auge sieht. Und trotzdem sprechen alle von einer Rettung. Feierstimmung kommt jedoch nicht auf.
Schon als Griechenland plötzlich als gerettet bezeichnet wurde, wurden die Menschen in Europa hellhörig. Da konnte etwas nicht stimmen. Griechenland ächzt unter seinen Rekordschulden und wie durch ein Wunder galt man als geheilt. Wer es nicht zu glauben vermochte, dem wurde als Beweis noch eine Anleiheauktion vorgesetzt. Eine erfolgreiche natürlich.
Ein ähnliches Bild nun in Portugal. Das Land will ohne Netz und doppelten Boden aus dem Rettungsschirm herausschlüpfen. Dies soll ein Zeichen an die Märkte sein, dass man es nun ernst mit der Eigenständigkeit meint. Ein wenig soll es auch Mut machen. Ab dem 17. Mai geht es los. Portugal will alleine Geld am Kapitalmarkt einsammeln.
Wer jetzt schnell eins und eins zusammenzählt, wird schon wissen, dass die portugiesische Auktion der Staatsanleihen gut verlaufen wird. Es wird für niedrige Zinsen seine Papiere unter die Investoren bringen. Und natürlich wird die Auktion mehrfach überzeichnet sein. Die Gläubiger werden sich sozusagen um die Papiere eines geretteten Staates reißen. Hauptsache es wird ein Erfolg, heißt die Devise.
Nicht, dass all diese Erfolgsgeschichten etwas mit der kommenden Wahl zu tun hätten. Man kennt das ja bereits aus dem Bundestagswahlkampf. Auch dort wurden schlechte Nachrichten vermieden, die unvermeidbaren unter den Teppich gekehrt und am Ende feierte man die CDU-Regierung.
Dieses Muster wird nun auch im Europawahlkampf angewandt. Je mehr man die europäischen Bürger blenden kann, umso besser, so scheint es. Dabei stecken Portugal und Griechenland bis zum Hals in Schulden. Aber Statistiken sind geduldig. Vor allem sind sie dehn- und interpretierbar. Man nimmt halt die Zahl, die der Argumentation nützlich ist.
Derzeit ist den Eurorettern und den Politikern in Brüssel jede Meldung recht, die ein positives Bild der Euroretter malen und gleichzeitig die Eurokrise als erfolgreich bekämpft ausweisen.
Ob die Bürger dieses Spiel durchschauen, werden wir spätestens nach der Auszählung der Stimmen wissen.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
start-trading Team