Signale

Im Moment wird viel über neue geldpolitische Maßnahmen diskutiert. Im Hintergrund bereitet man nächste Schritte vor, während vordergründig noch das Für und Wider von Leitzinssenkungen debattiert wird. Dabei wird der Fokus auf eine weitere Lockerung der Geldpolitik gelegt, die angeblich unausweichlich ist, weil eine böse Deflation die Eurozone bedrohen würde. Nicht erwähnt wird, dass die EZB es selbst war, die den Karren in den Dreck gefahren hat.

Es heißt fortwährend, die Eurozone drohe in eine Deflation abzurutschen. Da muss sich der Leser schon warm anziehen, denn abrutschen klingt so unabwendbar. Damit ist gemeint, dass die Preise für Güter und Dienstleistungen fallen und sich die Konsumenten weniger verschulden (Verschuldung ist nötig für eine Wachstumspolitik). So schlecht ist Deflation also gar nicht. Dennoch, die EZB will die Deflation bekämpfen und das mit allen Mitteln.

Hier wird der Bock zum Gärtner gemacht. Die EZB war es selbst, die die Marktmechanismen von Angebot und Nachfrage außer Kraft gesetzt hat. Sie war es, die verhindert hat, dass die Wirtschaften der Eurozone eine Phase der Bereinigung durchmachen mussten. Die Flutung der Märkte mit EZB-Geld hat zu einer Erleichterung bei Unternehmen und Konsumenten geführt. Diese Scheinberuhigung ließ Unternehmen weiter investieren und Konsumenten weiter kaufen.

Jetzt hat sich die Freude über das Abwenden einer wirklichen Krise, inklusive Konjunktureinbruch, in Luft aufgelöst. Die Scheinillusion einer erfolgreichen Krisenpolitik hat die EZB verursacht. Es ist nun offensichtlich, dass die bisherigen EZB-Maßnahmen keine Heilung gebracht haben. In der Realität angekommen treten die Unternehmen jetzt auf die Bremse. Der Verkauf an Südeuropa und China stockt und die Konsumenten haben kaum Geld (siehe Arbeitslosenzahlen der Eurozone). Diejenigen, die noch in Lohn und Brot stehen, versuchen nun, Rücklagen zu bilden. In der Folge kommt die Deflationsspirale in Gang. Die Unternehmen treten auf die Kostenbremse, gleichzeitig geben die Konsumenten weniger aus. Das führt zu Umsatzrückgang bei den Unternehmen, diese senken die Preise, um im Wettbewerb Bestand zu haben. Trotzdem halten sich die Verbraucher weiter zurück, weil der wirtschaftliche Ausblick schwach ist.

Was derzeit passiert, ist vollkommen normal. So funktioniert Wirtschaft eben. Die Unternehmen, die nicht vorausschauend und weise gehandelt haben, kommen jetzt in Schwierigkeiten. Diejenigen, die investiert haben, nur weil der Kredit billig war, haben nun mit hohen Ausgaben zu kämpfen. Diese werden in der Phase der Bereinigung vom Markt verschwinden müssen, wäre da nicht die EZB, die schon wieder plant, sich einzumischen. In der Diskussion sind erneut Leitzinsen zu senken, Anleihekaufprogramme zu beschließen und vielleicht auch negative Einlagenzinsen einzuführen. Diese Maßnahmen sind genauso falsch wie die bisherigen Schritte der Europäischen Zentralbank.

Zu lange haben sich die Menschen auf eine Rettung durch die EZB verlassen. Dabei müsste der gesunde Menschenverstand die Verantwortlichen fragen, warum die bisherigen Maßnahmen nicht zum Erfolg geführt haben. Er wird keine ehrliche Antwort erhalten, denn die EZB weiß über ihre Fehler Bescheid und spricht nicht über sie.

 

Mit freundlichen Grüßen

Ihr

start-trading Team

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