Signale

Das Wortspiel der amerikanischen Notenbank FED geht weiter. Sie streicht das Wort „geduldig“ aus ihrem Sprachgebrauch und meint damit, dass Zinserhöhungen bald möglich sein könnten. Sie sagt aber auch, dass das Fehlen des Wortes „geduldig“ nicht bedeute, man sei jetzt ungeduldig. Wenn die Geldpolitik nicht so ein wichtiges Thema wäre, dann wären die Aussagen der Notenbank lustig. Lachen können die Anleger über soviel Herumwinden leider nicht, denn ihnen könnte bald der Geduldsfaden reißen.

Wenn ein Beobachter die Aussagen der amerikanischen Notenbank hört, dann weiß er, dass er nichts weiß. Was will diese Institution, ist eine oft gehörte Frage unter Investoren. Sie will die Zinsen anheben und nicht zu lange damit warten. Sie will diese aber nicht sofort erhöhen, vielleicht auch nicht in der nächsten Sitzung. Man sei sich aber auch nicht sicher, ob man wirklich erhöhen kann, so die Notenbank, denn man wisse nichts Genaues über die zukünftige Wirtschaftsentwicklung. Was weiß man eigentlich?

Das Dilemma, in dem sich die Notenbank befindet, ist folgendes: Man hat die Märkte mit billigem Geld geflutet und man hat die Leitzinsen auf null gesenkt. Zinsen existieren sozusagen fast gar nicht. Mit diesen Kernmitteln, besonders das der Leitzinsen, kann jede Notenbank Einfluss auf wirtschaftliche Entwicklungen nehmen. In dem amerikanischen Fall wollte die FED die amerikanische Wirtschaft stützen, was ihr oberflächlich gelungen ist. Ob die Erholung nachhaltig ist, bleibt zu bezweifeln.

In ihrer aktuellen Situation hat die FED keine Handlungsmöglichkeit mehr, wenn die amerikanische Konjunktur wieder schwächeln würde (Aufschwung ist ja nicht nachhaltig). Sie muss also zusehen, dass sie sich wieder ein Polster aneignen kann, indem sie die Leitzinsen rechtzeitig erhöht. Im Notfall könnte sie sich dann wieder als „mächtig“ präsentieren und die Leitzinsen bei Bedarf wieder senken.

Nun möchte sich die FED bei den Investoren nicht unbeliebt und ihnen die geliebten Aktienkurse kaputtmachen. Denn steigende Leitzinsen gehen in der Regel mit sinkenden Aktienkursen einher. Wenn ein Investor garantierte und akzeptable Zinsen auf Staatsanleihen bekommt, dann riskiert er sein Geld nicht am Aktienmarkt. Bei steigenden Zinsen werden Aktien verkauft und die Gelder fließen in Anleihen.

Hier wird es nun schwierig, diesen Spagat ordentlich hinzubekommen. Anleger wollen noch immer das Gute in den Aussagen der FED erkennen und quittieren sowohl Aussagen für eine Zinssenkung als auch Aussagen für ein Ende der Niedrigzinsphase mit steigenden Kursen. Sie merken schon, da stimmt was nicht. Bei einem Ende des Niedrigzinsumfeldes müssten die Aktienkurse fallen. In der ersten Reaktion gestern Abend sind die amerikanischen Indizes deutlich gestiegen.

Im Kern zeigt solch ein Verhalten, dass die Anleger mit der Geldpolitik der FED überfordert sind. Sie können nicht mehr beurteilen, wohin die Richtung am Aktienmarkt gehen wird. Das könnte auch daran liegen, dass die Börsen schon sehr weit gestiegen sind. Ohne ein klares Signal, und das werden die Investoren nicht von der FED erhalten, könnte bald der Geduldsfaden reißen. Anleger würden dann Gewinne mitnehmen (Zinserhöhung wohl naheliegend) wollen und sich dauerhaft von der Börse zurückziehen. Die spannende Frage ist, wann die Anleger die Geduld verlieren werden.

 

Mit freundlichen Grüßen

Ihr

start-trading Team

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