Wie erklärt die EZB den Zuhörern, dass sie die Kontrolle über die Inflation verloren hat. Am gestrigen Donnerstag war wieder eine Ratssitzung mit anschließender Pressekonferenz. Herausgekommen ist wenig. In der Not, so heißt es, am besten nicht bewegen. Die EZB bleibt ihrer geldpolitischen Richtung treu. Sie ändert die Zinssätze nicht und vor allem ignoriert sie weiterhin die Inflationsentwicklung. Sie will offenbar keinen Fehler eingestehen und flüchtet sich daher in Worthülsen.
Ab wann ist eine Geldpolitik erfolgreich? Das ist eine spannende Frage, denn in den letzten Jahren hat sich der Fokus der Zentralbanken stark gewandelt. Früher waren sie unabhängig und waren allein der Geldwertstabilität verpflichtet. Damit ist gemeint, dass Sie für Ihren Euro ungefähr immer gleichviel kaufen konnten. Auf dieses Ziel arbeiten die Zentralbanken schon lange nicht mehr hin, sondern verirren sich in Stützungsmaßnahmen für Staaten und Unternehmen, sowie seit Neuestem auch auf die Klimapolitik. Im Umfeld all dieser Ablenkungen drucken sie Geld ohne Gegenwert. Damit halten sie einen Scheinwohlstand aufrecht, den es ohne die exzessive Markteinmischung nicht gegeben hätte. Zudem gibt es die viele Gelddruckerei nicht umsonst, wie der starke Anstieg der Inflation zeigt.
Die Inflationszahlen für Oktober 2021 für Deutschland sind veröffentlicht worden. Wie es nicht anders zu erwarten war, geht es deutlich weiter mit dem Preisauftrieb. Im Oktober lag die Inflationsrate bei 4,5%. Dieser Trend ist keinesfalls neu, schon im September lag sie bereits bei 4,1%. Auch im Euroraum legt die Inflationsrate zu, doch die EZB will davon nichts wissen. Sie versteckt sich hinter langen Sätzen, die dreimal gelesen werden müssen, um den Inhalt zu verstehen.
So verständlich drückt sich die EZB aus:
„Um sein symmetrisches Inflationsziel von 2 % zu unterstützen und im Einklang mit seiner geldpolitischen Strategie, geht der EZB-Rat davon aus, dass die EZB-Leitzinsen so lange auf ihrem aktuellen oder einem niedrigeren Niveau bleiben werden, bis er feststellt, dass die Inflationsrate deutlich vor dem Ende seines Projektionszeitraums 2 % erreicht und sie diesen Wert im weiteren Verlauf des Projektionszeitraums dauerhaft hält, und er der Auffassung ist, dass die Entwicklung der zugrunde liegenden Inflation hinreichend fortgeschritten ist, um mit einer sich mittelfristig bei 2 % stabilisierenden Inflation vereinbar zu sein„
Quelle: EZB Pressemitteilung
Sie verstehen nur die Hälfte? Keine Sorge, die meisten Leser werden ihre Schwierigkeiten mit dem obigen Testauszug haben. Vermutlich ist dieses Unverständnis auch so gewollt, denn unter den ganzen Verschachtelungen verbirgt sich für die Währungshüter die Chance sich nicht festlegen zu müssen. Ein Beispiel: was könnte eine „hinreichend fortgeschrittene“ Inflation bedeuten? Eben! Alles und nichts.
Im Grunde hat die EZB den Kampf gegen die Inflation bereits verloren. Sie versucht den Schein zu wahren und sich in Erklärungen zu flüchten, die ihr (Nicht-) Handeln rechtfertigen. Dabei hat sie viel zu stark und viel zu lange an den Geldschleusen gespielt und bekommt nun den Inflationsdruck nicht mehr gebändigt. Die europäische Geldpolitik hat den falschen Weg eingeschlagen und es ist nicht davon auszugehen, dass sie zeitnah diesen Pfad verlassen wird.
Die EZB hat zu viel zu lange Geld gedruckt, hat zu lange die Gefahren ihrer Geldpolitik ignoriert, um dann, als es dringenden Handlungsbedarf gab, zu lange zu zögern. Für die EU-Bürger bedeutet dies eine Fortsetzung des Preisdrucks auch in das Jahr 2022 hinein.
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Mit freundlichen Grüßen
Ihr
start-trading Team