Dieser Artikel beantwortet die Frage, wie der Emittent beim Handel mit Knock-Out Produkten verdient. Sollte das Thema Knock-Out Produkte neu für Sie sein, können Sie hier eine kleine Einführung lesen.
Über die Emittenten (meist Banken) wird des Öfteren geschimpft. Manchmal steht der Knock-Out Schein nahe dem Knock-Out Level und schwups macht der Index einen Hüpfer und der Trader ist ausgeknockt. Sein Schein verfällt wertlos.
Wütend schimpft der Trader, "die haben das extra gemacht", "haben den Index hochgezogen – extra um die Scheine zu kassieren", "die sammeln das Geld der Trader ein" sind die gängigsten Meinungen.
Die Wut ist berechtigt, denn nun ist der Trader raus aus dem Markt, kann also seinen Verlust nicht mehr aufholen, "the game is over" sozusagen. Was nicht stimmt ist, dass der Emittent das Geld des Traders hat. Es ist ein Irrglaube, dass das eingesetzte Geld dann bei dem Emittent landet.
Nicht? Werden Sie jetzt vielleicht fragen. Nein, würden wir antworten. Die Bank (der Emittent) ist clever. Wenn sich die Bank wirklich Ihr Geld einverleiben würde, dann würde der Emittent ein Risiko eingehen, denn was wäre, wenn Sie richtig lägen? Was wäre, wenn viele Anleger richtig liegen würden? Dann müsste der Emittent alle Gewinne aus eigener Tasche bezahlen, das wäre zu gefährlich. Die Devise des Emittenten lautet "Gewinne erzielen ohne Risiko".
Wie geht das?
Wenn Sie eine Position eröffnen, geht der Emittent ein Absicherungsgeschäft ein. Er sichert sich ab, indem er Ihre Position hedged. Das heisst, wenn Sie short gehen, geht der Emittent auch short, wenn Sie long gehen, geht der Emittent auch long.
Und dann?
Wenn Sie ausgeknockt werden, dann nimmt der Emittent Ihr Geld, das er als Profit in der Tasche hat und bezahlt seinen Verlust, den er im Absicherungsgeschäft gemacht hat. Am Ende geht das Geschäft als Nullsumme auf.
Wenn Ihre Position ins Plus läuft und Sie realisieren Gewinne, dann hat der Emittent natürlich auch Plus gemacht. Er verkauft gleichzeitig seine Position und zahlt damit Ihren Gewinn. Am Ende geht auch das Geschäft zu null aus.
Das Risiko ist jederzeit NULL für den Emittenten. Die Geschäftsidee ist clever.
Gelegentlich kommt es vor, dass der Emittent keine Kurse für Ihren Schein angibt. Dass passiert in den Fällen, wenn sich der DAX zu schnell bewegt. Der Emittent kann schon die Preise für den Schein errechnen, aber er kann nicht so schnell (und zum gleichen Preis natürlich) das Absicherungsgeschäft eröffnen. Also wartet er ein paar Sekunden, bis sich die Lage beruhigt hat.
Durch die Verluste der Trader erwirtschaftet der Emittent keinen Profit, wie also macht er seinen Gewinn?
Die Haupteinnahmequelle ist der Spread, die Differenz zwischen dem Ankaufs- und Verkaufskurs. Wenn Sie einen Knockout Schein kaufen, sagen wir zum Beispiel für 2 Euro, und Sie würden den Schein in der selben Sekunde wieder verkaufen, ohne das sich am Basiswert etwas verändert hat, dann gibt Ihnen der Emittent nur 1,99 dafür. Die Differenz ist sein Gewinn.
Wenn Sie zum Beispiel 2.000 Stück gekauft haben und verkaufen Ihre Position wieder für 1,99, dann hat der Emittent 20.- Euro Gewinn gemacht. Das mag sich für den ein oder anderen wenig anhören, ist es aber nicht. Umsatzspitzenreiter auf DAX Knockout Scheine bringen es auf knapp 2 Mio. Umsatz pro Tag, das wären dann 20.000 Euro Gewinn pro Tag. Dies ist nur ein Schein, jeder Emittent hat tausende Scheine im Angebot. Nicht alle schaffen den Umsatz von über 2 Mio. aber das Verständnis sollte nun klar sein, wie der Emittent an seinen Gewinn kommt.
Die KO-Scheine haben sich auf einen Spread von 1 Cent eingependelt. Das war früher schon mal mehr, aber durch den Wettbewerb um den Kunden kann es sich kaum ein Emittent leisten mehr zu verlangen. Ausnahmen gibt es aber.
Außerdem hat der Emittent Einfluss auf den Preis des Zertifikats. Er kann diesen als Market Maker selbst festsetzen. Wissen Sie, welche Faktoren Einfluss auf die Preise haben? Oder wissen Sie, welche Kosten in welcher Höhe enthalten sind? Vermutlich nicht. Hier kann der Emittent seinen Aufwand verstecken.
An einem Beispiel erklären wir hier die Zusammensetzung eines KO-Scheins und deren Kennzahlen. Der Beispielschein ist von RBS: WKN AA166Y bei einem DAX Kurs von 5642 Punkten.
Würde man den Dax in einem Geldbetrag ausdrücken, würde er immer den Preis kosten, den er als Punktestand ausweist. Also wären es bei diesem Beispielschein 5642 Euro. Der Trader zahlt aber bei KO-Produkten nicht den vollen Preis sondern nur anteilig. Der Emittent finanziert einen Teil dieses Gesamtpreises. In diesem Beispiel ist der Basispreis 5399 EURO. Diesen Preis gibt der Emittent dazu. Bleiben also noch 243 Euro. Diesen Teil zahlt der Trader. Die 243 Euro geteilt durch das Bezugsverhältnis von 100 ergibt den aktuellen Kurs des Zertifikats.
Das Geld in Höhe des Basispreises (5399 EUR) legt der Emittent vor. Die Finanzierungskosten werden in den Preis des KO-Produkts mit eingerechnet, dadurch kann sich der Basispreis im Laufe der Zeit leicht ändern. Auch an den Finanzierungskosten verdient der Emittent. Dies ist eine weitere Einnnahmequelle.
Wenn schon die wichtigen Zahlen zur Hand sind, dann möchten wir noch die Berechnung des Hebels hinzufügen. Für diejenigen, welche selten mit Hebelprodukten zu tun haben; der Hebel sagt aus, wie schnell sich der Schein bewegt, wenn der Basiswert sich um 1 % verändert. Der Hebel berechnet sich ebenfalls mit Hilfe des Basiswertes: aktueller DAX Kurs (5642 Punkte) minus den Basispreis 5399 Euro ergibt 243. Man nimmt den aktuellen Kurs des DAX geteilt durch soeben errechneten Wert 243 und man erhält den aktuellen Hebel (23,21).
Die wichtigste Aufgabe des Emittenten ist es, den Trader bei Laune zu halten und ihm seine Scheine schmackhaft zu machen. Dafür gibt es nette Tools auf der Webseite des Emittenten oder der Trader kann sich eine technische Analyse des DAX-Indexes täglich zusenden lassen, natürlich kostenlos. All das Werben des Emittenten soll den Trader animieren, die jeweiligen Produkte des Anbieters zu erwerben.
Der Emittent verdient an jedem Marktverlauf, egal ob der DAX steigt, fällt oder nur seitwärts tendiert, für jedes Szenario gibt es den passenden Schein.
Die große Einnahmequelle der Emittenten ist der Spread, die Kursdifferenz zwischen Ankaufs-(Geld) und Verkaufskurs (Brief), und nicht wie fälschlicherweise gedacht die Verluste der Trader.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
start-trading Team