Die Deutschen haben gewählt. Entgegen zu früheren Bundestagswahlen haben sie nicht ihr Kreuz gemacht, um dann für vier Jahre den Mund zu halten, Das Volk hat plötzlich wieder eine Stimme und das ist gut für Deutschland. Politik muss wieder für die Leute gemacht werden. Daher ist es besonders wichtig, diesen Weckruf des Bürgers aufzunehmen. An der Reaktion einzelner Politiker lässt sich schon absehen, wohin die Reise gehen wird.
Am gestrigen Abend, gleich nach den ersten Hochrechnungen, konnten man die erfahrenen Politiker von den Neulingen deutlich unterschieden. Die Alteingesessenen waren es, die, wie schon viele Jahre zuvor, immer wieder die gleichen Phrasen heruntergebetet haben, um damit ihre Verluste zu übertünchen. Die Krone setzte Frau von der Leyen auf, als sie in der Talkshow „Anne Will“ besonders viel redete, aber wenig sagte. Man ist sich bei der CDU/CSU noch nicht im Klaren, dass man den Karren in den Dreck gefahren hat. Auch die Kanzlerin Merkel machte schnell deutlich, worauf es ankam, nämlich das Zepter in der Hand zu behalten. Diese Form der Reaktion zeigt, dass man in ihrer Partei noch immer überzeugt ist, alles richtig gemacht zu haben und diese Einstellung ist falsch.
Die SPD blühte gestern Abend auf und machte plötzlich wieder von sich reden. Sie entzog sich einer Fortführung der Großen Koalition. Das war, so muss man sagen, ein taktisch sehr kluger Schritt, den man dieser Partei nicht mehr zugetraut hatte. Für einen Moment war bei der SPD wieder ein Eigenleben zu spüren, dass man in den vielen Jahren der Juniorpartnerschaft mit der CDU schmerzlichst vermisst hatte. Nicht zu vergessen ist jedoch, dass auch dieser Schritt, politisch motiviert ist. Hätte die SPD besser abgeschnitten, dann wäre sie doch an einer GroKo interessiert gewesen, doch so, musste ein Wandel initiiert werden.
Auffällig war die Sprachlosigkeit der deutschen Parteien zum Wahlsieg der AfD. Man wusste nicht, ob man ihr auf Augenhöhe begegnen (weil demokratisch gewählt) oder ob man sie totschweigen sollte. Offenbar waren ca. 13 % der Wahlberechtigten der Meinung, dass ihre Stimme bei dieser Partei am besten aufgehoben ist. Und um diese ging es den ganzen Abend, wie sich aus den vielen Gesprächsrunden heraushören lies. Die AfD wollte man nicht, die Wähler aber schon. Nur um Inhalte ging es nicht und das war das Problem.
Denn leider ist Politik heutzutage im Wesentlichen taktieren. Es wird vermieden jemanden auf die Füße zu treten und auch vermieden, klare Aussagen zu treffen. Was sind wir für eine Partei und wofür stehen wir ein? Diese Frage wird immer seltener beantwortet. Besonders CDU und SPD wirken hier blutleer. Die CDU hat in der Flüchtlingsfrage und im Rahmen der Eurorettung, die Stimme des Volkes nicht gehört bzw. nicht hören wollen. Die SPD hat schon vor vielen Jahren, zu Zeiten Gerhard Schröders, ihre Anhänger verraten. Es ist daher nur naheliegend, dass sie in den vielen darauffolgenden Wahlen immer weiter abstürzte. Es ist Zeit für eine andere SPD. Eine die sich wieder für einfache Menschen einsetzt, welche sich in dieser Partei wieder verstanden fühlen. Es gäbe mit den vielen Leih- und Zeitarbeitern und den vielen anderen Menschen, die hart im Leben zu kämpfen haben, genug Potenzial sozialdemokratisch zu wählen, doch dafür müsste die SPD für etwas stehen.
Aktuell will man zunächst den Ausgang der Bundestagswahl analysieren und dann sich um Koalitionen bemühen. Hier wird es kompliziert, denn die SPD will nicht und das hat sie klar kommuniziert. Will sie sich noch den letzten Funken Respekt wahren, dann sollte sie bei ihrer Meinung bleiben. Folglich bleibt nur noch die Option auf eine Jamaika-Koalition aus CDU/CSU, FDP und Grünen. Hier sind jedoch die Gräben zwischen FDP und den Grünen scheinbar unüberwindlich. Sollte es nicht zu einer Einigung kommen, dann wären Neuwahlen die Folge. Bisher will man dieses Wort nicht in den Mund nehmen, die Medien schweigen noch, doch die Möglichkeiten sind beschränkt und daher Neuwahlen ein drängendes Thema.
Die Bundestagswahl 2017 wird in die Geschichte eingehen. Nicht weil die AfD stark gewonnen hat, sondern weil es dem Bürger gelungen ist, die Politik aufzuwecken. Plötzlich haben es die etablierten Parteien eilig, mehr auf die Menschen zu zugeben, mehr auf Inhalte zu setzen und wieder den Bürger mitzunehmen. Da will man schnell antworten, warum habt ihr das bisher nicht getan. Dennoch ist ein Ruck zu spüren und das ist gut für Deutschland.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
start-trading Team