Die Aktie von Wirecard ist derzeit in aller Munde. Ein solch heftiger Kurseinbruch bei einem DAX-Wert ist selten. Es geht um einen Schlagabtausch zwischen der Financial Times, die auf Ungereimtheiten aufmerksam macht und den Dementis des Unternehmens, das die Vorwürfe als haltlos kontert. Und dann ist da der Aktienkurs, der schwer unter die Räder kommt. Während beim ersten Einbruch stützende Käufer vorhanden waren, ist das nun anders. Der Crash kann jetzt direkt weitergehen und deutlich niedrige Ziele anlaufen.
Das Erschreckende an den beiden Kursstürzen vom Mittwoch und am Freitag ist, wie schnell alles vonstattengeht. Die Wirecard Aktie ist ein DAX-Wert, d. h., es ist normalerweise ausreichend Umsatz vorhanden, dass größere Aufträge nicht sofort zu einer Schieflage bei der Kursfeststellung führen müssten. Doch offenbar war das Angebot so deutlich über der Nachfrage, dass die Aktie in wenigen Minuten um 20 % abgegeben hat. Es zeigt sich erneut, dass der Anleger gar nicht so schnell reagieren kann, wie Kurse sinken können. Es ist daher immer wichtig, die offenen Positionen mit einem Stopp-Loss-Auftrag abzusichern, damit man seine Verluste begrenzen kann.
Wirecard, Tageschart, Stand 108,50 Euro
Manch ein Anleger mag nun zurecht darauf hinweisen, dass genau solche Stopp-Loss-Aufträge dazu führen, dass der Aktienkurs so schnell und so deutlich eingebrochen ist. Sie fungieren in Krisensituationen wie Brandbeschleuniger. Kommt eine kursbewegende Nachricht auf, dann drücken diejenigen, die die Informationen als Erster erkennen, sofort auf den Verkaufsknopf. In der Folge kommt der Aktienkurs unter Druck. Dabei werden Kursmarken unterschritten, die andere Anleger als Stopp-Loss-Marke festgelegt hatten. Das bedeutet, wird solch ein Stoppkurs unterschritten, dann soll die Position sofort geschlossen werden. Zudem werden diese Aufträge, sobald aktiviert, unlimitiert in den Markt gegeben, also wird zum nächstmöglichen Kurs verkauft, was den Abwärtsdruck wiederum verstärkt.
Jetzt die Schuld für den Kurseinbruch allein bei der Verlustsicherungsfunktion des Stopp-Loss-Auftrages zu suchen, wäre falsch. In normalen Börsenzeiten funktioniert diese Sicherungsfunktion auch gut und ist, man kann es nicht oft genug wiederholen, eine kluge Vorgehensweise. Es ist nur so, dass bei der Wirecard Aktie auch andere Marktteilnehmer draufhauen, wenn der Aktienkurs unter Druck kommt. So sind Hedgefonds sofort zur Stelle, wenn sich bei fallenden Notierungen Geld verdienen lässt. Dies wiederum beschleunigt den Abverkauf, der dann noch tiefer ausfällt und damit noch mehr Stopp-Loss-Verkäufe nach sich zieht.
Das obige Chartbild zeigt die desolate Lage bei dieser Aktie. Aus charttechnischer Sicht fallen die beiden großen Kerzen vom Mittwoch und vom Freitag auf. Während die Tageskerze vom Mittwoch noch eine große Lunte hat, ist das am Freitag anders. Diese ist deutlich größer und hat nur noch eine kleine Lunte vorzuweisen. Während noch am Mittwoch schnell Käufer zur Stelle waren, hielten sich die Käufer am Freitag zurück. Jetzt kommen Zweifel unter den Anlegern auf, ob das eilige Zupacken bei diesem Wert vielleicht ein Fehler war.
Durch den massiven Kurssturz wurden wichtige Trend- und Unterstützungslinien verletzt. Dem Aktienkurs muss es jetzt unbedingt gelingen, wieder in den fallenden Trendkanal zu kommen (oberhalb des gelben Punktes). Dies wäre erreicht, wenn die Aktie dauerhaft oberhalb von 115 Euro notieren kann. Sollte die Aktie zur Schwäche neigen und dieser angesprochene Erfolg ausbleiben, dann droht Gefahr. In diesem Fall ist es nur eine Frage der Zeit, dass die nächsten Kursmarken bei 91 Euro und wenn diese nicht halten sollte, auch 77 Euro erreicht werden.
Anleger sollten bei der Wirecard Aktie keine Kursmarken ausschließen. Was vor ein paar Tagen noch kaum möglich erschien, ist nun Realität. Die kommenden Tage versprechen besondere Spannung.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
start-trading Team